Authentisches LigurienVersehentlich verliebt auf dem Weg zum Traumziel
Sestri Levante unweit von Cinque Terre ist ideal für alle, die eine Auszeit am Meer ohne überbordende Touristenströme wollen. Und das Beste: Das überraschend grandiose Genua liegt direkt am Weg.
Stellen Sie sich vor: Sie haben ein Rendez-vous, ein verlängertes Wochenende an der ligurischen Riviera. Sie wissen nicht, was Sie erwartet, kennen nur den Namen: Sestri Levante; Freunde sagen auch Sestri zu ihm. Sie haben einander noch nie gesehen, haben aber ein richtig gutes Gefühl, dass etwas aus Ihnen beiden werden könnte. Sie haben Fotos gesehen und waren hingerissen von den bunten Häuschen, die sich auf einer schmalen Sichel zwischen zwei Meeresbuchten aneinanderschmiegen.
Es erinnert Sie an die malerischen Fischerorte im nahe gelegenen Cinque Terre, wo sich gefühlt eine Million Menschen auf die Füsse treten. Dass Sestri weniger bekannt ist, macht das Ganze nur noch verlockender.
Städtlein zwischen zwei Meeren
Sie haben sich alles ganz genau ausgemalt: dass Sie am Vormittag in der Schweiz in den Zug steigen, um am Nachmittag bei ihm zu sein. Sie werden sich in der kleinen Bucht Baia del Silenzio auf einen der Stühle am Strand setzen und mit einem Apéro in der Hand die planschenden Kinder und die Holzboote mit den blau-weiss gestreiften Abdeckungen betrachten.
Danach werden Sie durch die Fussgängerzone Via XXV Aprile mit den kleinen Geschäften flanieren und sich in einer der Gelaterie eine Kugel Frutti di Bosco und eine Kugel Yogurt bestellen. Vielleicht werden Sie auch zum Aussichtspunkt Punta Manara auf 180 Meter über Meer laufen, vorbei an Olivenhainen und Pinienbäumen, stets den Duft von Jasminblüten und Kiefernadeln in der Nase.
Es wird steil bergauf gehen, aber nicht nur deswegen wird Ihnen auf der rund zweistündigen Rundwanderung zwischendurch die Luft wegbleiben: Der Blick hinunter auf die ligurische Küste und das 17’000-Einwohner-Städtlein zwischen den zwei Meeren wird Sie mit voller Wucht erwischen.
Mit dem Boot zu den Influencerinnen und VIPs
Auf dem Weg nach unten werden Sie spüren, dass es um Sie geschehen ist. Beim Abendessen im Panoramahotel werden Sie kaum die Augen von Sestri lassen können und sich im Speisesaal mit den riesigen Fenstern wie in einem Kreuzfahrtschiff mit Blick aufs Meer fühlen – bloss mit bunten Häuschen statt mit Fischen zu Füssen.
Am nächsten Morgen werden Sie sich kurz nach Sonnenaufgang an Hotelmitarbeitenden vorbeischleichen, die in der Märchenbucht Baia delle Favole mit dem drei Kilometer langen Strand Liegestühle für die Gäste bereitstellen, und ins Meer hinausschwimmen, während die frühmorgendlichen Sonnenstrahlen das Städtchen in noch kräftigere Farben tauchen werden als der Filter in Ihrem Handy.
Danach werden Sie vielleicht auf einer Bootstour am Golf von Tigullio entlangtuckern – bis zum VIP- und Influencer-Magnet Portofino, vor dessen Bucht dicht an dicht die Superjachten mit den Cayman-Islands-Flaggen ankern. Dazu werden Sie laut in die neue Italohymne «Due Vite» von Marco Mengoni einstimmen. Vielleicht fahren Sie auch zur Bucht von San Fruttuoso, wo die Bronzestatue Cristo degli Abissi 15 Meter unter der Wasseroberfläche Fische und Taucherinnen anzieht. Sie steht schon seit 1954 auf dem Meeresgrund in Gedenken an den verstorbenen Taucherpionier Dario Gonzatti.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Sie können Ihr Date mit Sestri Levante kaum erwarten, fangen viel zu früh an zu packen. Und dann meldet sich kurz vor der Abfahrt eine Freundin. «Was? Du willst Sestri treffen? Dann musst du unbedingt unterwegs Genua kennen lernen», sagt sie. Es werde sich ganz bestimmt lohnen, es sei überhaupt kein Aufwand. «Genua ist super, es wird dich umhauen, versprochen!»
Genua streift sich den schlechten Ruf ab
Aber Sie wollen nicht. Sie haben nur Sestri Levante im Kopf und keine Musse für etwas anderes. Ausserdem haben Sie nicht wirklich viel Gutes von Genua gehört – zu verrucht, zu ungepflegt, zu seelenlos. Vielleicht haben Sie sich sogar schon mal flüchtig getroffen, Jahre ist es her. Sie hatten damals aber keine Augen für Genua, auch weil sie möglichst schnell weiterwollten Richtung Cinque Terre, Chiavari, Rapallo, Santa Margherita Ligure oder sonst einen zauberhaften Ort in Ligurien.
Doch Ihre Freundin lässt nicht locker und verspricht: «Genua hat sich total verändert.» Also willigen Sie schliesslich ein. Sie können ja den Nachmittag und Abend mit Genua verbringen und am Morgen danach ausgeschlafen und frisch geduscht in den Zug steigen, um Sestri Levante zu treffen.
Sie fahren los und sind auf direktem Weg wenige Stunden später dort. Der erste Eindruck ist nett – nicht mehr, nicht weniger. Die befürchtete Abneigung gegen Genua stellt sich nicht ein, das von der Freundin versprochene Kribbeln aber ebenfalls nicht; vielleicht auch deswegen, weil Sie in Gedanken längst bei Sestri Levante sind. Aber dann passiert es. Völlig unerwartet. Sie biegen in eines der kleinen Altstadtgässchen ein und befinden sich in einem Labyrinth, in dem Sie sich verlieren werden und trotzdem aufgehoben fühlen.
Paganinis Violine und Rubens’ Gemälde
In den schmalen Strässlein ist alles so viel hübscher und lebendiger, als Sie erwartet hatten. Da reihen sich Bäckereien mit Focacce an Tante-Emma-Lädeli und italienische Bars, in denen Einheimische Aperol Spritz trinken, daneben werden in britischen Pubs Pints gezapft. In einem Geschäft sind italienische Lederschuhe ausgestellt, im nächsten antike Schreibmaschinen, und im übernächsten gibt es eine Kugel La panera, eine traditionelle Genoveser Kaffee-Glace-Spezialität, für 1,40 Euro.
Genua ist gepflegt, hat sich aber nicht extra herausgeputzt; es fühlt sich ursprünglich und ehrlich an.
Sie haben sich das Treffen mit Genua ganz anders vorgestellt. Ungehobelt wie ein Seefahrer nach einer langen, einsamen Zeit auf dem Meer. Aber Genua ist überraschend vielseitig und kultiviert: Sie schauen sich im Palazzo Tursi eine Originalvioline von Paganini an, schlendern durch weitere Palazzi dei Rolli an der Via Giuseppe Garibaldi, die zum Unesco-Weltkulturerbe zählen, betrachten in den Museen Gemälde von Rubens, Van Dyck oder Caravaggio und erleben im Jeansmuseum ein blaues Wunder.
Genua ist gepflegt, hat sich aber nicht extra herausgeputzt; es fühlt sich ursprünglich und ehrlich an. Am frühen Abend fahren Sie im kostenlosen Jugendstillift Spanata Castelletto hoch in die nächste Etage der Stadt, auf die Aussichtsterrasse Belvedere Montaldo. Von hier aus haben Sie einen 360-Grad-Blick über das historische Zentrum, am Horizont der antike Hafen mit dem zweitgrössten Aquarium Europas und riesigen Kreuzfahrtschiffen.
Die wunderbare Sicht über die Stadt wird Sie für einen Moment an Sestri Levante denken lassen. Später, auf der Fussgängerpromenade zum früheren Fischerort Boccadasse nordöstlich des Stadtzentrums, ertappen Sie sich beim Gedanken, dass Sie am liebsten hierbleiben möchten. So sehr hat Genua Sie in seinen Bann gezogen. Aber Sie wissen, Sie werden sich wiedersehen. Auch wenn Sie morgen in den Zug steigen und 50 Minuten später bei Sestri Levante sein werden, wo alles genau so schön sein wird, wie Sie es sich ausgemalt hatten.
Die Reise wurde unterstützt von SBB, Trenitalia, ENIT, Comune di Genova, Liguria Together, Associazione Albergatori Sestri Levante sowie dem Consorzio Sestri Levante In.
Fehler gefunden?Jetzt melden.