Skifahrer sind unglücklichVerlieren die Schweizer gleich mehrere Medaillenchancen?
Der Teamevent der Alpinen ist 2026 nicht mehr olympisch, und auch die Kombination wackelt gewaltig. Durch ein neues Format soll diese gerettet werden.
Olympia hat Blähungen. Und das Programm an Winterspielen ist so dicht, dass etwas Luft rausmuss.
Der Teamevent der Skifahrer wird 2026 in Mailand und Cortina nicht mehr stattfinden, wobei die Streichung mit logistischen Argumenten begründet wird – die Männer fahren in Bormio, die Frauen in Cortina, dazwischen liegen mehrere Autostunden. Was offenbar ein Problem darstellt.
Für die Alpinen mag der Wegfall einer Disziplin nicht gerade ein Schock sein, «aber es ist ein bitterer Entscheid», sagt Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann. 1988 wurde das olympische Programm von sechs auf zehn und 2018 mit der Einführung des Teamevents auf elf Rennen erhöht. Im Team treten jeweils zwei Frauen und zwei Männer pro Nation im Parallelformat gegeneinander an, die Sparte schien sich etabliert zu haben – umso mehr überrascht die Ausbootung aus der Familie der fünf Ringe.
Über den Stellenwert lässt sich streiten
Der Schweizer Männercheftrainer Tom Stauffer ist von der Entwicklung enttäuscht, er sei auf dem falschen Fuss erwischt worden, sagt der Berner, «zumal der Bewerb gut funktioniert hat». Was er damit meint: Die Zuschauer scheinen sich ob dem Gebotenen jeweils zu amüsieren, ungeachtet dessen, dass die Szenerie äusserst repetitiv ist.
Über den Stellenwert lässt sich streiten, die Veranstaltung wird wichtiggeredet, wenn sie wichtiggeredet werden muss. Zuletzt von den Deutschen, die dank Silber in Peking doch noch eine Alpin-Medaille gewannen, oder von den Österreichern, die mit dem Triumph in der Goldbilanz auf 3:5 gegen die Schweiz verkürzten.
Bei manch einem Athleten hält sich die Begeisterung in Grenzen. Der Schweizer Luca Aerni zog es in Peking nach der wetterbedingten Verschiebung des Rennens um 24 Stunden vor, heimzureisen, um sich auf den nächsten Weltcupslalom vorzubereiten. Und nachdem Irene Curtoni an der WM 2019 mit Italien Bronze geholt hatte, antwortete sie auf die Frage, was ihr die Medaille bedeute: «Gibt es dafür eine Medaille?»
Teambewerbe im Skeleton und Skibergsteigen
Die Schweizer, 2018 Olympiasieger und im Winter darauf Weltmeister, werden fortan eine Medaillenchance weniger haben – mindestens. Denn: Auch die Kombination wackelt, über sie wird im Frühling abgestimmt. Der Status des Bewerbs lautet «unter Beobachtung». Wobei sich die Frage stellt, was es zu beobachten gibt, finden im Weltcup doch keine Kombinationen mehr statt.
Der Weltskiverband FIS prüft ein neues Format, denkbar ist je ein Team-Zweiteiler für Frauen und Männer. Zwei Fahrerinnen respektive Fahrer pro Land würden im Duo antreten, Beat Feuz beispielsweise die Abfahrt, Daniel Yule den Slalom absolvieren. Urs Lehmann sagt: «Gehen weitere Disziplinen verloren, wäre das verheerend.» Vorab für die Schweiz, die an den letzten vier Winterspielen sechs Kombinationsmedaillen gewann.
Nun, auch mit weniger Skirennen bleiben weit über 100 Bewerbe im ausufernden Olympia-Programm. Frauen und Männer kämpfen noch immer gemeinsam um Edelmetall, künftig gar auf der Buckelpiste, im Skibergsteigen und im Skeleton. Im Eiskanal muss nach der Zieldurchfahrt eine Art aufgehängte Bratpfanne abgeklatscht werden, um das Signal für den nächsten Starter auszulösen.
Ob das den Appetit der Zuschauer anregt?
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