Verkehrsregime an der LangstrasseJetzt fahren sie durchs Fahrverbot
Die Verkehrslotsen sind weg. Seit Montagmorgen müssen die Automobilisten mit der komplizierten Verkehrsführung allein zurechtkommen. Ein Teil von ihnen ignoriert sie einfach.
Ein Augenschein am Montag im Morgenverkehr an der Langstrasse zeigt: Ein Teil der Automobilisten begreift die neue Verkehrsführung nicht. Seit diesem Morgen wird ihnen nicht mehr von Ordnern in gelben Westen geholfen.
Zu Staus kommt es am Montagmorgen allerdings nicht. Dazu ist das Verkehrsaufkommen viel zu gering. Innerhalb der 15 Minuten, die wir die Kreuzung Langstrasse/Brauerstrasse beobachten, kommt höchstens ein Dutzend private Motorfahrzeuge vorbei.
Ein Auto mit Bündner und eines mit Luzerner Kontrollschild passieren das Fahrverbotsschild an der Brauerstrasse und fahren gerade durch die gesperrte Langstrasse weiter, ebenso ein Auto mit Zürcher Kontrollschild und ein Lieferwagen.
Ein Motorradfahrer hält vor dem Schild an und liest, dass die Strecke hier zwischen 5.30 Uhr und 22 Uhr gesperrt ist. Dann biegt er korrekt in die Brauerstrasse ab. Ein Lastwagenfahrer aus Luzern ist offensichtlich schon vertraut mit dem ungewöhnlichen Fahrverbot und biegt ohne Halt in die Brauerstrasse ein.
Die Frage ist, ob es an diesem Morgen so wenig Verkehr hat, weil die Leute noch in den Herbstferien sind oder weil die Autofahrenden die Langstrasse wegen des Fahrverbots meiden. Velofahrende sind ziemlich viele unterwegs.
Ein Augenschein am Abend kurz nach 17 Uhr bestätigt den Eindruck vom Morgen. Es hat kaum motorisierten Privatverkehr. Und die Automobilsten, die kommen, stammen zu über 50 Prozent aus anderen Kantonen oder aus dem Ausland. Die meisten ignorieren das Fahrverbot oder nehmen es gar nicht wahr und fahren einfach geradeaus weiter.
Verkehrsplaner Thomas Hug hatte vor rund einer Woche auf einem Rundgang mit dieser Zeitung gesagt: «Etwa die Hälfte der Autofahrenden folgt einem Navi, und viele achten nicht mehr auf Wegweiser».
Im Rahmen einer Strassensanierung wurde an der Langstrasse vor gut zwei Wochen und nach jahrelanger Planung das Verkehrsregime mit dem Projekt «Autoarme Langstrasse» umgesetzt. Es sieht die Sperrung der Langstrasse zwischen Brauer- und Dienerstrasse tagsüber vor. Frei bleibt sie für Velos, die VBZ-Busse und für Taxis.
Spott und Hohn in sozialen Medien
In der Nacht kann die Langstrasse in beiden Richtungen befahren werden. Signalisiert ist die neue Verkehrsführung lediglich mit einem Fahrverbotsschild, auf dem die Sperrzeiten schriftlich vermerkt sind.
In den vergangenen Wochen ist es deswegen an der Langstrasse zu Staus gekommen. Ordnerinnen und Ordner haben den Autofahrenden das Verkehrsregime persönlich erklärt. Seit Montagmorgen sind sie nicht mehr vor Ort.
In den sozialen Medien hat die zuständige Stadträtin Simone Brander (SP) wegen ihres Projekts Spott und Hohn über sich ergehen lassen müssen. Von einer «Lachnummer» war die Rede. Brander geht davon aus, dass die Verkehrsführung an dieser Stelle nach einiger Zeit zur Selbstverständlichkeit wird.
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