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Neues Verkehrskonzept
«Schlicht unnötig»: Umbaupläne am Zürcher Hauptbahnhof stossen auf Kritik

Viel Grün, kaum mehr Autos: So soll die Gegend rund um den Zürcher Hauptbahnhof nach den Plänen der Stadt künftig aussehen.
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In Kürze:
  • Der Zürcher Stadtrat plant ein radikal neues Verkehrskonzept rund um den Hauptbahnhof.
  • Autos sollen weitgehend verbannt werden, um Platz für Grünflächen zu schaffen.
  • Der Löwenplatz verliert seine Trams, was bei Gewerbetreibenden Besorgnis auslöst.
  • Der Masterplan soll 2025 verabschiedet werden, die Baukosten sind noch unklar.

Der Zürcher Stadtrat will die Gegend rund um den Hauptbahnhof und das Central langfristig neu gestalten und sucht nach einem neuen Verkehrskonzept. Dafür hat er eine Testplanung für einen «Masterplan HB/Central 2050» gestartet. Zwei interdisziplinäre Fachteams haben Zukunftsszenarien für dieses Areal ausgearbeitet, die der Stadtrat vor rund zwei Jahren präsentierte.

Jetzt werden die Planspiele konkreter, wie die NZZ berichtet. So will der rot-grüne Stadtrat im kommenden Frühling den Masterplan für das Gebiet verabschieden. Dieser gibt die Stossrichtung für konkrete Bauprojekte vor.

Laut dem Zeitungsbericht könnte der Masterplan ein radikal neues Verkehrskonzept vorsehen: Am HB soll es praktisch keine Autos mehr geben, der Löwenplatz verlöre sein Tram, und das Central würde «zerschlagen».

Das Blatt stützt sich dabei auf eine Präsentation, mit der die Stadt die sogenannte Echogruppe des Projekts informiert hat; in dieser Begleitgruppe sitzen Anwohnerinnen und Interessenvertreter.

Verkehrsabbau im grossen Stil

Der Autoverkehr soll laut diesen derzeitigen Plänen fast vollständig vom Hauptbahnhof verbannt werden. Stattdessen soll der HB mit Grünraum und Boulevardflächen eingerahmt und zu einem «freigespielten Stadtplatz» werden.

Künftig autofrei: Der Bahnhofplatz als Flanierzone.

Heute fahren die Autos vom Hauptbahnhof in Ost-West-Richtung entweder Richtung Limmatplatz oder Richtung Gessnerallee. Dieser Verkehr soll laut dem Masterplan verschwinden. Die derzeitige Autounterführung beim Bahnhofquai soll zum Tunnel verlängert werden, damit oben mehr Grünflächen entstehen können. Laut den Plänen der Stadt gäbe es künftig nur noch eine Ost-West-Verbindung für Autos, jene durch die Uraniastrasse, auf der Tempo 30 und Gegenverkehr gelten soll.

Gewerbe am Löwenplatz bangt

Auch am Central und am Löwenplatz könnte einiges neu werden. Das Central soll zur reinen Tramkreuzung ohne Autos werden, die heutige Haltestelle käme weg. Ersetzt werden soll sie unter anderem durch eine Haltestelle auf der Bahnhofbrücke und am Neumühlequai.

Nicht nur auto-, sondern auch tramfrei würde der Löwenplatz. Die Trams sollen künftig via Sihlpost fahren, wo es eine weitere neue Haltestelle geben soll. Detailhändlern am Löwenplatz stossen die Pläne sauer auf, wie die NZZ berichtet. Sie befürchten, dass ohne Tram die Kundenfrequenzen sinken.

Offen ist derzeit, wann der Grossumbau beim HB beginnt, was er kostet und wohin sich der motorisierte Verkehr verlagern soll.

Stadt: «No comment»

Bei der Stadt will man den Zeitungsbericht nicht weiter kommentieren. Der «Masterplan HB/Central» sei noch in Erarbeitung, weshalb man auf inhaltliche Fragen zurzeit keine Antworten geben könne, heisst es beim Tiefbauamt von Stadträtin Simone Brander (SP).

Das neu gestaltete Central. Die Tramhaltestelle würde verschoben.

Die Verabschiedung des Masterplans durch den Stadtrat werde im Frühjahr 2025 erwartet; dann werde es eine Medienorientierung geben. Auch zum Zeitplan und zu Kostenschätzungen hält sich die Stadt bedeckt. Klar ist: Bis zur Realisierung des Umbaus am HB dürften noch Jahre vergehen.

Marschhalt gefordert

«Die Pläne sind ein Frontalangriff gegen die vitale Zentrumsfunktion des Zürcher HB und damit gegen das gesamte Verkehrssystem, also auch den Tram- und Bahnverkehr», sagt FDP-Fraktionschef Michael Schmid. Rot-Grün bekämpfe damit die Mobilität der Menschen, die in Zürich wohnen und arbeiten.

Für die City-Vereinigung Zürich, den Verband des innerstädtischen Gewerbes, schiessen die Umbaupläne weit über das Ziel hinaus und sind «schlicht unnötig», wie Geschäftsleiter Dominique Zygmont sagt. Der Hauptbahnhof sei die grösste Verkehrsdrehscheibe der Schweiz, in erster Linie solle er den Reisenden einen raschen Anschluss an die City ermöglichen.

Besserer Zugang zum Fluss: Sitzstufen am Zürcher Bahnhofquai, im Hintergrund der Hauptbahnhof.

Keine andere Schweizer Stadt habe zudem in direkter Nähe zum Hauptbahnhof einen so grossen Park wie den Platzspitz, sagt Zygmont. Es seien sicher punktuell Verbesserungen möglich, aber nicht in diesem Ausmass. Ebenfalls problematisch wären die jahrelangen Bauarbeiten. «Wir finden, dass ein Marschhalt beim «Masterplan HB/Central» angebracht ist», sagt der Geschäftsleiter der City-Vereinigung.

SP betont die Chancen

Positiver tönt es bei der SP. Gemeinderätin Anna Graff begrüsst die Pläne der Stadt. Die Verkehrssituation um den Hauptbahnhof sei für Velofahrer und Fussgängerinnen heute «sehr unbefriedigend». Für Graff ist es richtig, den Autoverkehr im Stadtzentrum stark zu reduzieren und dafür mehr Platz für Velo, Fussgängerinnen und Grünflächen zu schaffen.

Auch die Bemühung, die Tramstationen hindernisfrei zugänglich zu machen, sei sehr wichtig, so die SP-Gemeinderätin. Diese Politik werde von den Stimmberechtigten in der Stadt regelmässig mit deutlichen Mehrheiten unterstützt, wie man zuletzt bei der deutlichen Annahme der Stadtklima-Beschlüsse gesehen habe.