Visionen für Zürichs ZentrumSo könnten Central und HB künftig aussehen
Die Stadt legt Zukunftsszenarien für das Gebiet zwischen Hauptbahnhof und Central vor. Diese könnten realisiert werden – «wenn wir das wollen», sagt Stadträtin Simone Brander.

Eine Idylle mitten in der Grossstadt. Das zeigen Visualisierungen, welche die Stadt Zürich am Dienstag online publiziert hat. Darauf zu sehen sind ein autofreier Bahnhofplatz, ein neu gestaltetes Central, Sitzstufen an der Limmat, grosszügige Fussgängerzonen mit Bäumen – und praktisch keine Autos.
Die Visionen für Zürichs Zentrum stammen von den Planungsteams Van de Wetering Atelier für Städtebau und Studio Vulkan Landschaftsarchitektur.
Sie haben im Auftrag der Stadt neue Lösungen für den öffentlichen Raum und den Verkehr rund um den Hauptbahnhof und das Central ausgearbeitet. Dies im Rahmen der Testplanung für das Gebiet, welche die Stadt auf Wunsch des Stadtparlaments vor zwei Jahren gestartet hat.

Die beiden beauftragten Studios betonen die einzigartige Lage des Zürcher Hauptbahnhofs auf einer Halbinsel zwischen zwei Flüssen. Mit Treppenstufen an den Flussufern und zusätzlichen Fussgängerzonen möchten sie Limmat und Sihl besser erlebbar machen, heisst es in der Mitteilung des Tiefbauamts. Dazu schaffen sie begrünte Promenaden mit Bäumen entlang der Gewässer und einen autofreien Zugang von der Bahnhofhalle zur Limmat.
Autofreie Plätze, Tunnel am Bahnhofquai erweitern
«Fussgängerinnen und Fussgänger in der Grössenordnung der Street Parade strömen täglich durch das Gebiet Hauptbahnhof und Central», wird Han van de Wetering, Kopf eines der beiden Studios, zitiert. Deshalb hat der Fussverkehr für ihn höchste Priorität. Er will «aufräumen und grosszügige, begrünte Plätze schaffen».

Dies macht allerdings eine radikale Neuorganisation des Verkehrs nötig. Das Team Van de Wetering will dazu die Nord-Süd-Verbindung für den Autoverkehr im Tunnel unter dem Bahnhofquai kanalisieren. Den Tunnel will es wiederum erweitern. Zudem will Van de Wetering den Bahnhofplatz weitgehend vom Autoverkehr und von Tramhaltestellen befreien.
Mit künftig rund einem Tram pro Minute und Richtung im Gebiet der Bahnhofstrasse sowie der Bahnhofbrücke müsse auch das Tramnetz neu gedacht werden, heisst es zur Begründung. Die Tramhaltestellen ordnet das Team in der Löwenstrasse und wie bisher in der Bahnhofstrasse an. Die Haltestelle Central soll auf die Bahnhofbrücke rücken, wodurch das Central mehr Platz erhält für Velofahrende und Fussgängerinnen auf dem Weg ins Niederdorf und ins Hochschulquartier.

Haltestelle beim Europaplatz
Das Team Studio Vulkan stellt nahe ÖV-Umsteigemöglichkeiten und Zugänge zu Dienstleistungen in den Vordergrund. Die Routen für den motorisierten Individualverkehr lässt es dagegen weitgehend bestehen. Es bündelt den Autoverkehr aber auf zwei Hauptachsen, die von West nach Ost durch die Löwenstrasse über den Bahnhofplatz und das Central sowie von der Museumstrasse und der Walchebrücke durch den Tunnel unter dem Bahnhofquai nach Süden führen. Die Tramgleise führt das Team über die Postbrücke und schafft eine neue ÖV-Haltestelle neben dem Europaplatz.
Kein Transitverkehr
In beiden Visionen wird eine Verlagerung des Verkehrs in die Quartiere oder auf andere städtische Achsen vermieden, wie das Tiefbauamt anerkennend festhält. Auch blieben die Feinerschliessung der Liegenschaften sowie die Gewerbe- und Güterlogistik sichergestellt.

Dank einer Verlagerung des ausserstädtischen Durchgangsverkehrs auf Autobahnumfahrungen und verändertem Mobilitätsverhalten rechnen beide Teams mit einer «langfristigen Reduktion des motorisierten Individualverkehrs im Zentrum der Stadt». Dies schaffe den nötigen Handlungsspielraum, um den Stadtraum aufzuwerten und die wachsenden Verkehrsmengen im öffentlichen sowie im Fuss- und Veloverkehr zu bewältigen.
Masterplan folgt nächstes Jahr
Die Expertinnen und Experten hätten gezeigt, «dass die Visionen keine Utopien bleiben müssen», wird Stadträtin Simone Brander (SP) in der Mitteilung zitiert. «Die Bilder können realisiert werden, wenn wir das wollen», ist sie überzeugt. Als Nächstes werden die Beiträge der Testplanung von externen und verwaltungsinternen Expertinnen und Experten beurteilt. Die tragfähigsten Lösungsansätze fliessen in den Masterplan HB/Central ein, den die Stadt 2023 vorlegen will. Dieser bildet die Grundlage für die Verkehrsplanung und konkrete Bauprojekte in dem Gebiet.

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