Tour de France 2021Küng startet mit der Wut im Bauch – und büsst dafür
Der Thurgauer verpatzt als Favorit das zweite Zeitfahren der Tour de France. Trotzdem reist er optimistisch nach Tokio.
Stefan Küng ist der Favorit dieser vorletzten Tour-Etappe. Er konnte sich eine Woche auf diesen Tag konzentrieren, musste nicht mehr allzu sehr für seinen Teamleader David Gaudu arbeiten. Küng ist deshalb der «Ultrafavorit», wie einer der französischen TV-Experten es beim Start des Europameisters formuliert.
Und so startet der Schweizer auch: Wie ein Getriebener wirkt er auf diesem ziemlich flachen, 30,8 km langen Parcours in der Bordeaux-Region, wo zehn Jahre zuvor Fabian Cancellara das letzte Tour-Zeitfahren in dieser Gegend gewonnen hat. Küng fährt wie getrieben von der Wut im Bauch, die sich nach dem ersten Tour-Zeitfahren aufgestaut hat, als eine gute Leistung nicht für seinen ersten Tour-Sieg reichte – weil da mit dem designierten Tour-Sieger Tadej Pogacar noch einer war, der einen Gang mehr zu haben schien.
Die starke erste Zwischenzeit ist die logische Folge von Küngs Start. Doch bei der zweiten Zwischenzeit hat er seinen Vorsprung bereits eingebüsst. Und zum Ziel hin zeigt die Tempoanzeige untrüglich, dass Küng die Kraft ausgeht. Am Schluss reicht seine Leistung nur für Rang 4, direkt vor Tour-Debütant Stefan Bissegger. «Das ist eine Enttäuschung. Ich wollte heute den Sieg. Vielleicht zu sehr. Ich startete zu schnell – und bezahlte dafür. Wenn du dich in so einem Zeitfahren mal in den roten Bereich gebracht hast, erholst du dich nicht mehr davon», sagt Küng, nüchtern analysierend und tief enttäuscht zugleich.
Van Aert macht sich zum Olympia-Favoriten
Wout van Aert ist da noch gar nicht im Ziel. Der Belgier startet noch einmal schneller als der schon schnelle Küng – und hält seine Pace durch, bis zum deutlichen Sieg. Ihm gelingt damit jener Erfolg, den er bereits in der ersten Woche angestrebt hatte, damals noch verbunden mit dem Traum, so auch das Maillot jaune zu übernehmen.
Daraus wurde in der ersten Woche nichts, der Alleskönner beschenkte sich dafür mit der Mont-Ventoux-Etappe. Und jetzt dürfte ihn seine Formplanung erst recht optimistisch stimmen: Van Aert gehört zu den ganz wenigen Fahrern, die gegenüber dem Tour-Start stärker wurden. Es macht ihn automatisch zum Medaillenanwärter für Tokio.
Als solchen sieht sich unverändert auch Küng, der sich damit tröstet, dass auf eine verpatzte Hauptprobe eine gute Aufführung folgt. Auf diese hofft er in Japan, wohin er bereits am Sonntagabend, wenige Stunden nach der Schlussetappe, abreist. Küng sagt: «Ich bin trotzdem zuversichtlich für Tokio. Ich habe mich zuletzt gut erholt, meine Beine waren super. Und diesen Fehler werde ich dort nicht noch einmal machen.»
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