E-Bike Urtopia aus HongkongUtopie oder smarte Sensation?
13 Kilogramm leicht, bis zu 130 Kilometer Reichweite, Licht per Sprachbefehl, Fingerabdrucksensor, futuristisches Design – das E-Bike Urtopia aus Hongkong sorgt für Aufsehen. Auch wegen seines Preises.
Der nächste Frühling kommt bestimmt, und damit auch jede Menge neuer E-Bikes. Doch schon jetzt sorgt eine neue Marke im riesigen und boomenden E-Bike-Markt für Aufsehen und Diskussionen – Urtopia. Die Marke aus Hongkong hat vor ein paar Wochen erste Bilder und spannende Details zu ihrem Erstlingswerk veröffentlicht und den Vorverkauf auf der Funding-Plattform Indiegogo gestartet.
Eine Besonderheit des Urtopia ist sein vollständig aus Carbon gefertigter Rahmen, bei dem das Sattelrohr auf dem Weg zum Tretlager in die Sattelstrebe übergeht. Ein durchgehend senkrechtes Rohr wie bei den üblichen Velos und E-Bikes gibt es nicht mehr. Durch die fehlende Verbindung nach unten soll der Rahmen das Gewicht des Fahrers ohne zusätzliches Dämpferelement abfedern. Kleine Unebenheiten auf der Strecke sollen so ausgeglichen werden, und der Rahmen bleibt trotzdem extrem stabil. Alle Kabel und Leitungen sind ins Rahmeninnere verlegt. Auch Vorderradgabel, Sattelstütze und Lenker bestehen aus dem Leichtbaumaterial. So soll das futuristische Bike trotz E-Antrieb nur gerade 13 Kilogramm wiegen. Und noch erstaunlicher: Urtopia bietet das Bike für Europa auf Indiegogo.com derzeit zu einem Einstandspreis von 1999 Euro (alle Steuern inklusive) an. Vergleichbare Carbon-Zweiräder kosten mindestens das Doppelte.
Bis zu 130 Kilometer Reichweite
Elektrisch unterstützt wird der Fahrer von einem 250-Watt-Nabenmotor im Hinterrad, der mit Gates-Riemen mit dem Antrieb verbunden ist. Eine normale Gangschaltung gibt es nicht, dafür kann der Nutzer zwischen den vier Unterstützungsmodi Eco, Comfort, Sport und Turbo wählen. Wie bei E-Bikes üblich, wird bis maximal 25 km/h unterstützt. Die im Unterrohr integrierte 360-Wh-Batterie erlaubt laut den Angaben des Herstellers mindestens 50 bis maximal 130 Kilometer Reichweite. Die Ladezeit fällt mit 2½ Stunden kurz aus.
Eine Besonderheit ist das im Lenkervorbau mittig integrierte Dot-Matrix-Display, das unter anderem Geschwindigkeit, Akkustand und Unterstützung anzeigt. Ausserdem kann der Fahrer auf der grob auflösenden Anzeige auch Hinweise der GPS-Navigation ablesen. Mit einer E-SIM-Card (Abo für ein Jahr im Kaufpreis inbegriffen) ist das Bike jederzeit mit dem Internet verbunden, was auch Over-the-Air-Updates ermöglichen soll. Zudem lässt sich das E-Velo mit dem Smartphone verbinden. Über eine entsprechende App kann sich der Nutzer den aktuellen Standort des Bikes anzeigen lassen, ausserdem wird er per SMS über Diebstahlversuche informiert: Denn dank der auch im Stand aktiven gyroskopischen Sensoren erkennt das Hightechbike jede Bewegung.
Weitere smarte Lösungen sind ein Voice-Control-System – Licht an, Licht aus etc. – sowie ein Fingerabdruck-Scanner, mit dem sich der rechtmässige Nutzer identifiziert, ohne einen Schlüssel auf sich tragen oder das Smartphone benutzen zu müssen. Und schliesslich soll das Urtopia dank integriertem Radar von hinten nahende Autos erkennen und – vergleichbar mit dem Toter-Winkel-Assistenten im Auto – gegebenenfalls mit Vibrationen im Lenker vor Gefahren warnen.
So viel Hightech zu einem so niedrigen Preis? Kein Wunder, dass sich viele Interessenten fragen, ob das Projekt jemals realisiert wird. Tatsache ist, dass der Schreibende dem verlockenden Angebot nicht widerstehen konnte und am 9. November als Unterstützer Nr. 773 total 23’234.00 Hongkong-Dollar (rund 2750 Franken) für das E-Bike, den Transport in die Schweiz, einen Seitenständer, einen Komfortsattel, einen Zusatzakku und Schutzbleche überwiesen hat.
Seit diesem Datum hat Urtopia wöchentliche Updates gemailt. Und unter anderem auch die Verlängerung der Kampagne um einen weiteren Monat bekannt gegeben. «Viele Menschen haben ein enormes Interesse an Urtopia gezeigt und immer mehr technische Fragen gestellt», begründet der Hersteller. «Wir verstehen, dass ein vollcarbonhaltiges und ultraintelligentes Premium-E-Bike wie Urtopia zu unserem Preis zu gut klingt, um wahr zu sein. Deshalb geben wir Interessenten mehr Zeit, um sich von dem Projekt überzeugen zu lassen und einzusteigen.»
Immerhin: Urtopia hat einerseits bestätigt, dass die ersten Bikes wie versprochen im Februar 2022 an die ersten Käufer («Unterstützer») auch in Europa ausgeliefert werden. «Die Verlängerung der Kampagne hat auf die Lieferfristen keinen Einfluss», heisst es. Andererseits können die ersten Prototypen des Bikes seit dieser Woche beim Fachhändler Raddoc in Potsdam zur Probe gefahren werden.
Urtopia – zu schön, um wahr zu sein? Wir bleiben dran.
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