Djokovic gewinnt US OpenUnd sein Gegner fragt: «Novak, was tust du noch hier?»
Mit einem Finalsieg über Daniil Medwedew erringt Rekordmann Djokovic seinen 24. Grand-Slam-Titel. Danach gedenkt er des 2020 verstorbenen Kobe Bryant.
Die Idee kam Novak Djokovic erst im Verlaufe des US Open. Die Zahl 24 spukte in seinem Kopf herum. Er war auf gutem Weg, den Rekord der 24 Grand-Slam-Titel der Australierin Margaret Court zu egalisieren. Und die 24 hatte bei den Los Angeles Lakers auch Kobe Bryant getragen, den er als «engen Freund» bezeichnete. Der Basketballstar war am 26. Januar 2020 bei einem Helikopterunfall zusammen mit seiner zweitältesten Tochter Gianna sowie sieben weiteren Menschen ums Leben gekommen. Wäre es, so dachte sich Djokovic, nicht eine gute Gelegenheit, Bryants nochmals zu gedenken, wenn er seinen 24. Grand-Slam-Triumph feiert?
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Also liess er ein T-Shirt herstellen mit dem Schriftzug «Mamba Forever», seinem Konterfei und jenem von Bryant sowie der Rückennummer 24. Dieses Shirt streifte er auf dem Court über, als es geschafft war. Und natürlich war die Menge begeistert. «Schwarze Mamba» nach der Giftschlange war einer der Spitznamen von Bryant. Dieser skizzierte in seinem Buch («Mamba Mentality – Mein Weg zum Erfolg») seine Philosophie und akribische Herangehensweise. «Ich redete mit Kobe oft über Winnermentalität», sagte Djokovic. «Und er half mir insbesondere in meinen schwierigen Zeiten, als ich Mühe hatte mit Verletzungen. Er war immer für mich da.»
Djokovic trägt die Mamba-Mentalität, die Bryant lebte, ebenfalls in sich. Wohl kein Tennisspieler zuvor richtete sein Leben so konsequent auf den Erfolg aus. Der Serbe ist ständig auf der Suche nach neuen Wegen, um sich einen kleinen Vorteil zu verschaffen. Und so ist er auch mit 36 noch der Dominator in diesem globalen, so umkämpften Sport. 2023 gewann er zum dritten Mal nach 2015 und 2021 an den Grand Slams 23 von 24 Matches. Nur den Wimbledon-Final gegen Carlos Alcaraz verlor er.
Djokovic wackelte, aber er fiel nicht
Vor zwei Jahren hatte ihn Daniil Medwedew in der 24. Grand-Slam-Partie der Saison im Final des US Open gestoppt, als Djokovic nach dem Kalender-Grand-Slam griff. Diesmal schaffte es der Russe im New Yorker Endspiel nicht mehr, den Serben zu stürzen. In einem intensiven Dreisatzmatch setzte sich der Favorit 6:3, 7:6 (7:3), 6:3 durch. Djokovic wackelte gegen Ende des zweiten Durchgangs, als er gezeichnet war von den vielen zermürbenden Grundlinienduellen. Doch Medwedew verpasste bei 6:5 einen Satzball, als Djokovic am Netz stand und er nur noch longline an ihm hätte vorbeispielen müssen. Stattdessen spielte er ihm den Ball auf den Schläger. Und mit der 2:0-Satzführung im Rücken war Djokovic nicht mehr zu bremsen.
So enttäuscht Medwedew nach seinem vierten verlorenen Grand-Slam-Endspiel war, er fand seinen Humor schnell wieder. Bei der Siegerzeremonie sagte er: «Novak, zuerst möchte ich dich fragen: Was tust du noch hier? Wann planst du endlich, es langsamer angehen zu lassen? Ich habe 20 Titel und finde, ich habe keine so schlechte Karriere. Aber du hast nun allein an Grand Slams 24 Titel.» Bei allem Lob für seinen Bezwinger, er wies auch darauf hin, dass er betrübt sei, seiner Frau Daria nicht wie vor zwei Jahren den Titel zum Hochzeitstag schenken zu können. Allerdings hatte er sich im Datum geirrt. Ihr Hochzeitstag ist der 12. September, dieser Sonntag war der 10. Kann in der Hektik mal geschehen.
Auch punkto Taktik war Medwedew an diesem Tag für die Tennishistorie ein bisschen verwirrt. Stur weigerte er sich, beim Return seine Position zu verändern, um so eine bessere Chance zu haben gegen die Aufschlag-Volley-Variante, die Djokovic immer wieder erfolgreich anwandte. Im dritten Satz platzte Medwedews Coach Gilles Cervara der Kragen. Er schrie ihn an, endlich weiter nach vorne zu stehen beim Return. Aber da war es schon zu spät.
Wie oft Djokovic am Netz reüssierte – er stürmte 44 Mal nach vorne und punktete 37 Mal –, zeigt, wie er sich als Spieler im goldenen Herbst seiner Karriere weiterentwickelt hat. Aufschlag-Volley sah man von ihm bis vor kurzem noch kaum. Djokovic ist körperlich nicht mehr so unantastbar wie früher, dafür spielt er nun variantenreicher und angriffiger. Und so behauptet er sich weiterhin gegen die deutlich jüngere Konkurrenz.
Gelebter Kindheitstraum
«Ich lebe weiter meinen Kindheitstraum», sagte Djokovic in seiner Siegerrede. «Der Sport hat mir und meiner Familie so viel gegeben. Wir kamen aus sehr schwierigen Umständen, erlebten den Krieg. Niemand bei uns in der Familie hatte Tennis gespielt, aber ich verliebte mich in diesen Sport. In diesen teuren Sport. Trotzdem unterstützen mich meine Eltern stets dabei, meiner Leidenschaft nachzugehen.» Mit sieben habe er davon geträumt, einmal Wimbledon zu gewinnen und die Nummer 1 zu werden. «Aber ich hätte nie gedacht, dass ich einmal über 24 Grand Slams reden würde.»
In den letzten Tagen wurde das Erreichen dieser Marke immer realer. Djokovic war seiner Konkurrenz so überlegen, dass er sich Gedanken darüber machte, wie er diesen Meilenstein würdigen sollte. Wenn grosse Titel anstehen und die Sponsoren dafür bereits spezielle T-Shirts oder Sonstiges anfertigen lassen, versucht man, dies vor den Sportlern und Sportlerinnen zu verstecken, um sie nicht abzulenken. Djokovic produzierte sein T-Shirt gleich selber. Er überlässt nichts dem Zufall.
Übrigens: Sein Coach Goran Ivanisevic sagte in der Stunde des Triumphs, Djokovic wolle noch bis zu den Olympischen Sommerspielen in Los Angeles weiterspielen. Diese finden 2028 statt. Daniil Medwedew muss sich also wohl oder übel noch eine Weile mit ihm abfinden.
Der nächste Doppelfehler.
Aber Djokovic ist zu Beginn des zweiten Satzes gleich voll da.
Der Russe ist nun bemüht, vermehrt ans Netz zu kommen.
Doch er lässt den nächsten Doppelfehler folgen.
Medwedew nun auch etwas angriffiger. Er punktet am Netz.
Prominenz in der Box von Djokovic
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Medwedew muss sich etwas einfallen lassen
Medwedew ist in die Kabine verschwunden, um sich umziehen. Und wohl auch, um den Rhythmus von Djokovic zu brechen. Das war noch gar nichts vom Russen. Er spielt verhalten und einfallslos. Dabei hat er ja eigentlich nichts zu verlieren. Lässt er sich nun etwas einfalllen?
Djokovic holt sich den ersten Satz in 48 Minuten.
Djokovic holt jeden Ball und attackiert dann. Seine Satzbälle drei und vier.
Aufschlagwinner. Djokovic fehlen noch zwei Punkte.
Starker Return von Medwedew.
Erneut Aufschlag-Volley von Djokovic. Stark.
Medwedew bringt seinen Aufschlag nach Abwehr von zwei Satzbällen durch. Wackelt nun Djokovic?
Auch diesen wehrt der Russe ab mit einem Smash.
Zweiter Satzball.
Medwedew lässt einen Doppelfehler folgen.
Fehler Djokovic, er nervt sich.
Medwedew wehrt ihn ab.
Fehler Medwedew, der erste Satzball für Djokovic.
Langer Ballwechsel, der an Djokovic geht. Medwedew kann ihn momentan nicht wirklich beunruhig. Hätte es Alcaraz geschafft? Wir werden es nie wissen. Der Spanier ist bereits aus New York abgereist.
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