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Müder Olympiasieger
So teilnahmslos sah man Djokovic noch nie

Serbia's Novak Djokovic waves at the crowd after his defeat against Australia's Alexei Popyrin during their men's singles third round match on day five of the US Open tennis tournament at the USTA Billie Jean King National Tennis Center in New York City, on August 30, 2024. (Photo by ANGELA WEISS / AFP)
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Als stolzer Olympiasieger lief Novak Djokovic in New York mit einer goldenen Rackettasche herum, die ihm sein Ausrüster gewidmet hatte. Am Freitag kurz vor Mitternacht packte er sie und verabschiedete sich vom Turnier. Vor zwölf Monaten hatte er hier seinen 24. und bis dato letzten Grand-Slam-Titel geholt. Nun verlor er in der dritten Runde gegen den Australier Alexei Popyrin (ATP 28). Das bedeutet, dass er in diesem Jahr erstmals seit 2017 keines der vier grossen Turniere gewinnt.

Hatte Djokovic an den Olympischen Spielen in Paris nochmals alle seine Kräfte mobilisiert, um mit der Goldmedaille im Einzel die letzte Lücke in seinem reichen Palmarès zu schliessen, wirkte er gegen Popyrin zuletzt fast teilnahmslos. Als das 4:6, 4:6, 6:2, 4:6 feststand, zeigte er kaum eine Reaktion, lief einfach ganz ruhig ans Netz und schüttelte seinem Bezwinger die Hand.

Es schien fast, als sei er froh, dass es vorbei war. Dazu passten später auch seine Worte: «So, wie ich mich hier fühlte, war es schon ein Erfolg, dass ich in die dritte Runde kam. Das war etwas vom Schlechtesten in meiner Karriere. Und so miserabel wie heute habe ich überhaupt noch nie aufgeschlagen.»

epa11574703 Alexei Popyrin of Australia celebrates after defeating Novak Djokovic of Serbia, during their third round match of the US Open Tennis Championships at the USTA Billie Jean King National Tennis Center in Flushing Meadows, New York, USA, 30 August 2024. The US Open tournament runs from 26 August through 08 September. EPA/CJ GUNTHER

Der Serbe war in seiner Heimat für Olympiagold frenetisch gefeiert worden und hatte, wie auf Videos zu sehen ist, auch selber etwas über die Stränge geschlagen. Danach gelang es ihm offenbar nicht mehr, nochmals die Spannung fürs US Open aufzubauen. «Ich brauchte viel Energie, um das Gold zu gewinnen. Als ich nach New York kam, fühlte ich mich weder mental noch körperlich frisch», sagte er. «Weil es ein Grand Slam ist, versuchte ich mein Bestes. Aber ich fühlte mich nie wohl. Diese drei Matches waren ein grosser Kampf für mich.»

Ähnlich hatte es tags zuvor schon bei Carlos Alcaraz geklungen, nachdem dieser gegen den Niederländer Botic Van de Zandschulp in drei Sätzen gescheitert war. Vier Höhepunkte innert drei Monaten mit Roland Garros, Wimbledon, den Olympischen Spielen und dem US Open sind wohl einfach zu viel. Selbst für Ausnahmeathleten wie Alcaraz und Djokovic. Und beim 37-jährigen Serben kam nicht nur das Alter dazu, sondern auch, dass er am French Open einen Meniskusriss erlitten hatte und am rechten Knie operiert werden musste.

Klammert man Olympia aus, passt sein frühes Aus zu seiner Saison. Er ist auf der Tour seit November 2023 ohne Titel und war gegen Popyrin nicht zum ersten Mal von den wuchtigen Schlägen seines Gegners überfordert. Ähnlich hatte es auch am Australian Open gegen Jannik Sinner und in Wimbledon gegen Alcaraz ausgesehen. Aber damals hatte er immerhin noch den Halbfinal, respektive den Final erreicht. Im Ranking rutscht Djokovic mindestens auf Rang 4 ab, vielleicht sogar noch weiter nach hinten.

Das Ende der Serie der grossen drei

Seine Niederlage bedeutet auch, dass erstmals seit 2002 eine Saison ohne einen Grand-Slam-Titel der grossen drei – Djokovic, Nadal und Federer – zu Ende geht. Der Schweizer hatte mit dem Wimbledon-Sieg 2003 diese Serie begonnen, nun ist die Wachablösung definitiv vollzogen.

Djokovic hat ja vor, noch einige Jahre weiterzuspielen. Aber es ist gut möglich, dass er nun langsam in die Phase kommt, die Federer zuletzt erlebte: Dass sich alle freuen, gegen ihn spielen zu können, weil ihnen die Aussicht auf einen grossen Sieg winkt. Und wenn Djokovic die Frische fehlt, sieht er aus wie ein ziemlich gewöhnlicher Spieler.

Popyrin bestätigte mit seinem grössten Sieg seinen Formanstieg der letzten Monate. In Montreal feierte er seinen ersten Masters-1000-Titel. An den Olympischen Spielen bezwang er ja Stan Wawrinka. Mit 25 beginnt der 1,96-Meter-Mann aus Sydney sein Potenzial auszuschöpfen. Am letztjährigen US Open hatte er noch in der Startrunde gegen Dominic Stricker verloren, nun scheint für ihn mit seinen wuchtigen Schlägen vieles möglich.

Aus US-Sicht erhöhen sich durch das Aus von Djokovic die Aussichten auf einen heimischen Finalisten. Mit Frances Tiafoe, Taylor Fritz und Brandon Nakashima lauern in der unteren Tableauhälfte gleich drei Amerikaner auf ihren grossen Durchbruch an ihrem Heimturnier.