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Sensation am US Open
Kürzlich schlug ihn ein Schweizer Teenager, nun deklassiert er Alcaraz

epa11572695 Botic van De Zandschulp of the Netherlands reacts after winning a second round match of the US Open Tennis Championships against Carlos Alcaraz of Spain, at the USTA Billie Jean King National Tennis Center in Flushing Meadows, New York, USA, 29 August 2024. The US Open tournament runs from 26 August through 08 September.  EPA/SARAH YENESEL
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Die US-Tennisfans lieben Carlos Alcaraz. Der junge Spanier will nicht nur gewinnen, er will stets auch eine Show bieten. So wie sich das am Broadway des Tennis gehört. Schläge durch die Beine zählen bei ihm zum Standardrepertoire, er spielt gerne Stoppbälle und schlägt teilweise sogar Bälle aus der Luft, die ins Aus geflogen wären. Weil es cooler aussieht.

Doch manchmal übertreibt er es. Wie nun in seinem New Yorker Zweitrundenduell gegen den Niederländer Botic van de Zandschulp (ATP 74). Der 28-jährige Niederländer war mit einer Miene ins Arthur Ashe Stadium eingelaufen, als sei ihm alles zu viel. Doch dann spielte er gross auf.

Und dann wurde Alcaraz nervös

Man hatte das Gefühl, dass sich Alcaraz des Ernsts der Lage lange nicht bewusst war. Als er seine Verspieltheit etwas abgelegt hatte, lag er bereits mit 0:2-Sätzen zurück und wurde nervös. Ihm missrieten normale Schläge und er wählte immer wieder die falsche Option. Als er sich im dritten Satz ein erstes Break zurückgeholt hatte und wieder 4:3 führte, lächelte der Spanier beim Seitenwechsel, um Zuversicht zu versprühen. Doch dann holte er kein Game mehr. Nach 2 Stunden und 19 Minuten hatte er 1:6, 5:7, 4:6 verloren und machte sich schleunigst davon.

NEW YORK, NEW YORK - AUGUST 29: (L) Botic van De Zandschulp of the Netherlands shakes hands with Carlos Alcaraz of Spain after winning their Men's Singles Second Round match on Day Four of the 2024 US Open at USTA Billie Jean King National Tennis Center on August 29, 2024 in the Flushing neighborhood of the Queens borough of New York City.   Luke Hales/Getty Images/AFP (Photo by Luke Hales / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP)

Gerade noch hatten Experten prophezeit, es werde langweilig an der Spitze, nachdem Alcaraz das French Open und Wimbledon gewonnen hatte. In Paris griff er auch noch nach Olympiagold, verlor dann aber das Endspiel gegen Novak Djokovic. Und seitdem geht gar nichts mehr beim 21-Jährigen. In Cincinnati verlor er in der Startrunde gegen Gaël Monfils und zertrümmerte auf spektakuläre Weise sein Racket. Am US Open gab er schon gegen den Australier Li Tu, die Nummer 186 der Welt, einen Satz ab. Gegen den angriffig aufspielenden Van de Zandschulp fand er nun kein Rezept.

«Dieser Nordamerika-Trip war ein Albtraum für ihn», sagte John McEnroe auf ESPN. «Aber wir lieben dich, Carlos. Nun hast du Zeit, dich neu zu sortieren.» Sein Sturz am US Open zeigt, dass Alcaraz keine Maschine ist, so eindrücklich seine Physis aussieht, sondern ein Mensch, der auch einmal einen schlechten Tag einziehen kann. Und das unterstreicht, wie bemerkenswert die Konstanz ist, mit der die grossen drei an den Grand Slams auftraten. Roger Federer bestritt einst 23 Halbfinals und 36 Viertelfinals in Serie auf dieser Bühne.

Es war zu viel Tennis für Alcaraz

Alcaraz fehlte gegen Van de Zandschulp vor allem die mentale Frische. Er sagte danach: «Ich habe in letzter Zeit viele Matches gespielt, in Roland Garros, Wimbledon, an den Olympischen Spielen. Nach Olympia legte ich eine kleine Pause ein. Ich dachte, das wäre genug. Aber offenbar reichte es nicht. Wahrscheinlich bin ich nicht mit so viel Energie hierher gekommen, wie ich dachte. Wahrscheinlich bin ich ein Typ, der vor wichtigen Turnieren mehr Tage Pause braucht. Daraus muss ich lernen. Aber ich will das nicht als Entschuldigung gelten lassen.»

Die Enttäuschung über das verpasste Olympiagold in Paris sei kein Faktor für das US Open gewesen, stellte er klar. «Ich war nah dran an Gold, und die Niederlage war für mich für einen kurzen Moment schwierig. Aber eine Stunde nach dem Final realisierte ich, dass ich die Silbermedaille gewonnen hatte. Auch das war eine grossartige Leistung, auf die ich stolz war. Deshalb dachte ich nicht mehr gross darüber nach. Fürs US Open hat mich das überhaupt nicht negativ beeinflusst.»

Brunold weiss, wie man den Niederländer schlägt

Der Coup von Van de Zandschulp zeigt, wie nah im Tennis alles beisammen ist. Am Challenger-Turnier in Zug verlor er vor gut sechs Wochen noch gegen den 19-jährigen Basler Mika Brunold (453) und zeigte im Finish Nerven, nun spielte er gegen Alcaraz vom Anfang bis zum Schluss ganz cool auf. Mit dem Aus des Spaniers entfällt auch dessen vielseits erwartetes Halbfinalduell gegen Jannik Sinner. Der Italiener hat derweil trotz des Dopingspuks um ihn gut ins Turnier gefunden.