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«Auch ein Börsencrash ist nicht ausgeschlossen»

Ein Investor beobachtet die Aktienkurse zum Wochenschluss. Foto: Reuters/Jason Lee (3. Januar 2020)
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Die Tötung eines der wichtigsten iranischen Generäle durch die USA versetzt die Börsen in Unruhe. Dort kamen am Freitag Ängste vor einem direkten militärischen Konflikt zwischen beiden Ländern auf. Ausserdem fürchten Anleger eine Unterbrechung des Rohöl-Nachschubs, was zum grössten Anstieg des Ölpreises seit vier Monaten führte.

Die Aktienmärkte gingen in die Knie. Der deutsche Leitindex DAX fiel um 1,5 Prozent auf 13'183 Punkte, und der Euro Stoxx 50 büsste 0,9 Prozent auf 3758 Zähler ein. Der Schweizer Leitindex SMI hielt sich dagegen dank seinen als krisensicher geltenden Werten verhältnismässig gut: Zwar fiel er zunächst auf ein Tagestief von 10'581 Punkten, holte aber die Verluste gegen Mittag wieder auf und tendiert seither seitwärts.

Auslöser der Kursturbulenzen war die gezielte Tötung des Generals der Al-Quds-Brigaden, Qassim Soleimani. Das US-Verteidigungsministerium teilte mit, der Angriff auf den Bagdader Flughafen, bei dem auch der führende Kommandeur irakischer Milizen, Abu Mahdi al-Muhandis, getötet wurde, sei auf Befehl von US-Präsident Donald Trump geflogen worden.

Warnung vor Crash

«Investoren wägen jetzt das Risiko einer stärkeren militärischen Auseinandersetzung bis hin zu einem Krieg in der Region ab», erläuterte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Bislang gingen sie jedoch davon aus, dass es nicht zum Äussersten kommen werde.

«Wenn dieser Konflikt weiter eskaliert, sind Turbulenzen an den Börsen unvermeidlich», warnt Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Auch ein Börsencrash sei nicht ausgeschlossen.

«Nach einem fulminanten Börsenstart in das neue Jahr, vor allem befeuert durch die positive Entwicklung im US-chinesischen Handelsstreit, befinden sich Aktienanleger nur einen Tag später auf dem Boden der Tatsachen», konstatiert Analyst Timo Emden von Emden Research.

Ölpreis zieht an

Der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee stieg um bis zu 4,4 Prozent auf 69,16 Dollar je Barrel (159 Liter). Das ist der grösste Anstieg seit den Angriffen auf saudiarabische Förderanlagen im September. Da die Ereignisse im Fluss seien, lasse sich schwer abschätzen, ob der Preisanstieg von Dauer sein oder ähnlich rasch zurückgehen werde wie im September, sagte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda.

Im Windschatten der steigenden Energiepreise legten die Aktien der Ölkonzerne zu. So gewannen die Titel von BP, Shell und Total bis zu 1,6 Prozent. Unter Druck gerieten dagegen die Fluggesellschaften, für die Treibstoff der Hauptkostenfaktor ist. Die Papiere von Lufthansa, Air France-KLM und der British Airways-Mutter IAG rutschten um bis zu 7,4 Prozent ab.

Gold, Anleihen und Franken gefragt

Die Spannungen am Golf trieben einige Anleger in «sichere Häfen». So stieg der Preis der «Anti-Krisen-Währung» Gold um bis zu 1,2 Prozent auf ein Vier-Monats-Hoch von 1547,14 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Auch bei Eidgenössischen Anleihen griffen Investoren zu.

Am Devisenmarkt waren die Währungen Japans und der Schweiz gefragt. Im Gegenzug fiel der Dollar um bis zu 0,6 Prozent auf ein Zwei-Monats-Tief von 107,89 Yen. Der Euro war mit 1,0822 Franken so billig wie zuletzt vor vier Monaten.

Konflikt belastet auch New Yorker Börsen

Beunruhigt wegen des tödlichen US-Angriffs haben sich Anleger an der Wall Street zurückgezogen. Der Dow Jones der Standardwerte schloss am Freitag 0,8 Prozent tiefer auf 28.635 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab 0,8 Prozent auf 9021 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 büsste 0,7 Prozent auf 3235 Punkte ein.

Verkauft wurden vor allem Aktien von Geldhäusern. Bank of America und Citi büssten in der Spitze 2,1 Prozent ein. Der Konflikt trieb auch den Ölpreis nach oben, worunter vor allem die Aktien der US-Fluggesellschaften litten. Die Titel von American Airlines fielen um fast fünf Prozent, Delta um rund zwei Prozent.

Dagegen stiegen die Anleger bei US-Rüstungsfirmen ein. Die Aktien von Raytheon, General Dynamics und Lockheed Martin zogen bis zu 3,6 Prozent an. Tesla war an der Börse auf der Überholspur: Die Aktien legten um bis zu 5,5 Prozent auf ein Rekordhoch von 454 Dollar zu. Am Ende stand ein Plus von knapp drei Prozent. Der Elektroautohersteller hat im vierten Quartal mehr Fahrzeuge ausgeliefert als von Analysten erwartet. Dank reger Nachfrage vor allem nach seinem Modell 3 erreichte Tesla auch seine Auslieferungsziele für 2019.

sda/reuters/red