Ausserirdische SonnenfinsternisUnter dem Kartoffelmond
Der Nasa-Rover Perseverance hat ein Naturspektakel auf dem Mars gefilmt.
Hat sich da jemand am Bild zu schaffen gemacht? Einen Fleck schlampig aus der Sonne herausradiert? Den Schatten einer Kartoffel hineinmontiert? Nein, diese Bilder sind echt. Aufgenommen hat sie der Mars-Rover Perseverance, der seit gut einem Jahr samt seinem Erkundungshelikopter «Ingenuity» auf dem Nachbarplaneten unterwegs ist.
Es sind nicht die ersten Bilder einer Mars-Sonnenfinsternis, aber mit Abstand die besten, die je gemacht wurden. «Ich wusste, dass es gut wird, aber so etwas Fantastisches hätte ich nicht erwartet», sagte Rachel Howson vom Team, das die Mastcam-Z-Kamera von Perseverance betreut. Die Rover «Spirit» und «Opportunity» beobachteten das Phänomen erstmals 2004. Im Jahr 2019 drehte «Curiosity» die ersten Videos, die allerdings noch sehr körnig und ruckelig waren. An die Auflösung und Bildfrequenz der neuen Aufnahme kommen diese Bilder nicht heran.
Der Mars hat zwei Monde, Phobos (Angst) und Deimos (Schrecken). Diese Namen mögen etwas beunruhigend wirken, sind aber hauptsächlich der Tatsache geschuldet, dass Phobos und Deimos in der griechischen Mythologie eben die Begleiter des Kriegsgottes Ares sind, des griechischen Pendants zum römischen Mars.
Die beiden sind um Grössenordnungen kleiner als der Mond der Erde, Phobos ist nur 26 Kilometer breit, Deimos sogar nur 16. Dafür sind sie dem Mars wesentlich näher: Der grössere Mond Phobos hält im Mittel weniger als 10’000 Kilometer Abstand, sodass er beim Durchgang die Sonne zwar nicht ganz, aber doch zu einem Teil verdecken kann und so zu einer partiellen Sonnenfinsternis führt. Eine solche hat Perseverance nun aufgenommen.
Irgendwann wird Phobos auf den Mars stürzen
Weil die Mars-Monde so nah an ihrem Planeten sind, sind auch ihre Umlaufzeiten kurz. Der Durchgang von Phobos dauerte nur rund 40 Sekunden, sodass das Video wie im Zeitraffer aufgenommen wirkt. Trotzdem ist es auch für die Forschung interessant. Während Phobos den Mars umrundet, zerren die Gezeitenkräfte an der Oberfläche des roten Planeten. Im Gegenzug verändern diese Kräfte den Orbit von Phobos. Aus der Veränderung des Orbits, die man bei Eklipsen gut messen kann, kann man darauf schliessen, wie gut sich Kruste und Mantel des Mars verformen lassen, wie also sein Inneres beschaffen ist.
Diese Beobachtungen zeigen auch: Langfristig ist Phobos verloren. Anders als der Mond der Erde, der sich immer weiter von uns entfernt, bewegt sich Phobos in einer langsamen Spirale auf den Mars zu. In einigen zehn Millionen Jahren wird er auf dem Planeten aufschlagen – wenn er nicht vorher in Teile zerbricht.
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