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Aerosmith-Sänger mit 74 auf Entzug
Und wieder erleidet er einen Rückfall

Leicht ramponiert, aber unverdrossen: Steven Tyler an einer Party anlässlich der Grammy Awards 2022 in Los Angeles.
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Immerhin fand er diesmal eine Ausrede. Nach einer schmerzhaften Fussoperation habe man seine Schmerzen mit Opiaten behandelt, liess er ausrichten. Diese wiederum hätten bei ihm einen Rückfall ausgelöst.

Das hat der 74-jährige Steven Tyler vor kurzem bekannt gegeben und gesagt, er habe bereits eine Entzugsklinik aufgesucht. Weil ihr Sänger unpässlich ist, müssen Aerosmith, die unermüdliche Hardrock-Gruppe aus Boston, ihre geplante Tournee um drei Monate verschieben.

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Tylers Begründung lässt sich nachvollziehen, der Rückfall überrascht keinen, am wenigsten ihn selber. Denn der Sänger mit der kreischenden Mehr-Oktaven-Stimme hat fast sein ganzes Leben lang zu Drogen geneigt. Wegen Marihuanakonsums flog er von der Schule, später entwickelte er eine schwere Alkoholabhängigkeit und verfiel nacheinander dem Kokain, dem Heroin sowie Schmerzmitteln aller Art. Zwischendurch sah man ihn auf den Strassen von New York herumirren auf der Suche nach einem Dealer.

«Ich habe meinen Privatjet weggesnifft.» 

Steven Tyler

Weil aber seine Selbstironie beinahe so stark entwickelt ist wie sein Drogenkonsum, verlor er nie seinen Humor und drehte noch jeden Absturz in eine Pointe. «Ich habe meinen Privatjet weggesnifft», sagte er einmal über seinen Kokainkonsum, den die Band in Plattentiteln wie «Done With Mirrors» oder «Draw the Line» sarkastisch hochleben liess.

Bei manchen Songs erinnerte sich ihr Sänger beim Nachhören nicht an ihre Aufnahme. In regelmässigen Abständen brach er zusammen oder fiel von der Bühne. Immer wieder erlitt er Rückfälle, mehrmals versuchte er sich in Entziehungskliniken flicken zu lassen, trennte sich zwischendurch von der Band und versuchte eine Solokarriere, verkrachte sich mit seinem Gitarristen und Mitsongschreiber Joe Perry, versöhnte sich wieder und machte weiter.

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Tyler und Perry wurden in den Siebzigern «The Toxic Twins» genannt in Anspielung auf ihren Drogenverbrauch. Und an Mick Jagger und Keith Richards, ihre grössten Vorbilder, die sich als «Glimmer Twins» hatten feiern lassen.

Das Teuerste an einem solchen Lebensstil seien nicht die Drogen selber, erkannte Joe Perry später, «sondern die Entscheide, die du im Rauschzustand triffst oder vergisst zu treffen». Sein Freund Steven würde ihm bestimmt zustimmen, könnte er sich nur daran erinnern.  

Steven Tyler bei einem Konzert in Dänemark 2017. Die aktuelle Tournee muss nun unterbrochen werden.

Umso erstaunter reagierte das amerikanische Fernsehpublikum, als Fox TV den Sänger als Juror in die populäre Castingshow «American Idol» holte. Denn dort präsentierte sich dieser als engagiert, kompetent und schlagfertig; intelligent ist er ohnehin.

Und der Strassenmusiker staunte

So wie die Öffentlichkeit ihn kennt, wird er auch diesen Rückfall überleben. Denn Tyler, der spindeldürre Amerikaner mit dem Kautschukgesicht, scheint hart im Nehmen zu sein. Er verlor zwischendurch seine Stimme, litt an Hepatitis, musste wiederholt operiert werden und brachte sich mit seinen Drogen beinahe um.

Aber als alle die Band schon aufgegeben hatten, kehrten Aerosmith in den Neunzigerjahren mit Alben wie «Pump» und «Get a Grip» zurück und spielten auf dem Höhepunkt ihres Könnens. Ihr erstes Konzert im Zürcher Hallenstadion, das war im November 1993, gehört zum Besten, was man je auf einer Bühne erlebt hat. Es half der Stimmung im Saal, dass sich die Schweiz an diesem Abend für die EM qualifizierte und Tyler dem Publikum das Resultat durchgab.

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Er kann es auch kleiner, wie der junge Russe Alexander Anisimowfor vor sieben Jahren erleben durfte. Der Strassenmusiker stand an einem Septemberabend in der Moskauer Innenstadt und trug «I Don’t Want to Miss a Thing» vor, eine der Feuerzeug-Balladen von Aerosmith, als sich neben ihm ein grosser, schlanker, langhaariger Mann aufstellte und mitsang. Alle erkannten Steve Tyler auf Anhieb, nur der Strassenmusiker brauchte eine Weile. «Der singt aber gut», sei das Erste gewesen, was ihm aufgefallen sei. Am nächsten Tag gaben Aerosmith ein Gratiskonzert auf dem Luganskaja-Platz in Moskau. Es kamen über 100’000 Menschen.