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Meinung

Dorfgeflüster
Und sie laufen doch wie ein Uhrwerk um den See

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Als einen Aprilscherz haben es viele zuerst interpretiert, einige Einwohner in Hombrechtikon wie auch ich und meine Redaktionskollegen. Verständlicherweise. Denn was der Gemeinderat am 1. April kommunizierte, war so ungewöhnlich, so skurril, dass im ersten Moment tatsächlich dessen Faktizität hinterfragt werden durfte. Oder kennen Sie eine Gemeinde, die während dieser unberechenbaren Corona-Zeit ihren Einwohnern empfohlen hat, einen bestimmten Weg nur noch in eine Richtung zu begehen? Wohl kaum.

So geschehen ist es aber in Hombrechtikon. Seit dem besagten April-Tag dürfen die Spaziergänger den Rundgang um den Lützelsee nur noch im Uhrzeigersinn absolvieren. Für Velofahrer und Jogger ist der Weg den Tag hindurch gar ganz gesperrt. Ob die Massnahmen eingehalten werden, kontrolliere man jedoch nicht, sagte die Gemeinde damals. Man hoffe auf den gesunden Menschenverstand. Man hoffe, dass die Leute es verstehen.

Nun war ich vergangenen Freitag – aus reiner Neugierde – an besagtem Ort, dieser beliebten Naturoase. Und stellte zu meinem Erstaunen fest: Der gesunde Menschenverstand hat gesiegt. Mehrheitlich. Die meisten Leute liefen tatsächlich im Uhrzeigersinn um den See – und das zuweilen in so gleichmässigem Tempo, dass die Szenerie galaktische Züge annahm, in welcher Planeten, in diesem Falle die Spaziergänger, die eigene Sonne alias den Lützelsee langsam und simultan umkreisten. «Ich denke, die Leute haben erkannt, wie wichtig die Massnahmen sind. Ich musste auf dem Weg niemandem Grüezi sagen», sagte mir eine ältere Frau vor Ort – wohlgemerkt aus zwei Metern Entfernung.

Natürlich gab es wenige, die rebellierten, die ganz frech im Gegenuhrzeigersinn um den See joggten. Diese ernteten dann auch böse Blicke. Doch am Ende waren es zu wenige, um sie hier hervorzuheben. Tatsächlich schienen die Leute es verstanden zu haben. Und so lief alles auf dem Rundgang – zumindest an diesem Freitag – wie bei einem gut geschmierten Uhrwerk.