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Freiburger Politdynastie Levrat
Und plötzlich war sie eine Juso

Jüngste Freiburger Kantonsrätin: Marie Levrat.
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Die Demokratie gilt als gerechteste Herrschaftsform. Aber sie kann auch brutal sein, wie am letzten Sonntag in Freiburg, wo das Volk gleich reihenweise verdiente SP-Parlamentarier in Rente schickte und kurzerhand mit Jungpolitikern ersetzte. Unter den Neugewählten sticht die 22-jährige Marie Levrat heraus, die Tochter von Christian Levrat, dem langjährigen Präsidenten der SP Schweiz und neuen VR-Präsidenten der Post. Sie ist fortan die jüngste Freiburger Kantonsrätin.

So ganz könne sie sich ihr Wahlresultat auch nicht erklären, sagt Marie Levrat. Persönlich sei sie mit ihrer Wahl natürlich zufrieden, aber gleichzeitig traurig für alle Abgewählten. Hat bei den Wählerinnen und Wählern allenfalls ihr Familienname verfangen? Wie im Fall von Solange Berset, der 69-jährigen Mutter von Bundesrat Alain Berset, die künftig die älteste Freiburger Parlamentarierin sein wird?

«Dass ich die Tochter von Christian Levrat bin, nützt und schadet mir gleichermassen», sagt die 22-Jährige. Nicht alle Leute könnten sich für seine Politik oder ihn als Menschen begeistern. Sowieso habe sie ihre eigenen politischen Ideen und stehe wohl noch ein Stück weiter links als ihr Vater, betont Marie Levrat und nennt gleich ein Beispiel. «Ich bin klar für die Legalisierung von Cannabis, mein Vater will das aber nicht.»

Ein Jahr im Arbeitermilieu

Ihre Unabhängigkeit ist Marie Levrat wichtig. Ebenso der Umstand, dass weder Mutter noch Vater sie unter Druck setzten, in die Politik zu gehen und Sozialdemokratin zu werden. Mittlerweile weiss auch Marie Levrat, dass sich Vater Christian als junger Mann einst dem Freisinn angeschlossen hatte. Genossinnen und Genossen reiben ihm diese «Jugendsünde» noch heute gern genüsslich unter die Nase.

Den Juso trat Marie Levrat 2015 bei, «klammheimlich», wie sie sagt. Vater Christian erfuhr vom damaligen Juso-Präsidenten Fabian Molina vom prominenten Neumitglied. Die Idee, sich politisch zu engagieren, reifte während eines Austauschjahrs im Ruhrgebiet. Dort lebte Marie Levrat im deutschen Arbeitermilieu und besuchte ein Gymnasium, um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Sie war beeindruckt, aber vor allem abgestossen davon, wie die Protestgruppe Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) Stimmung gegen Ausländerinnen und Ausländer machte.

Zurück im beschaulich-bürgerlichen Kanton Freiburg, wollte sie sich gegen Fremdenfeindlichkeit engagieren und trat darum den Juso bei. Bald liess sie sich von der SP-Bezirkspartei zur Co-Präsidentin wählen und bekam ein erstes politisches Mandat im Parlament ihrer Wohngemeinde Vuadens. Im selben Parlament sitzt übrigens auch Vater Christian. «Aber nicht in denselben Kommissionen», betont Marie Levrat.

Strassenproteste sind ihr wichtig

Die Politik fasziniert sie, auch fernab von allem Institutionellen. Regelmässig geht sie für den Klimastreik und die Frauenstreikbewegung auf die Strasse. Ihr ganzes Leben will Marie Levrat aber (noch) nicht der Politik widmen. Darum studiert sie in Freiburg Rechtswissenschaften, auf Deutsch und Französisch, um sich berufliche Freiheiten zu schaffen. Und bleibt ihr zwischen Hörsaal, Parlamentssaal und Strassenprotest tatsächlich ein kleiner Rest Freizeit, steigt sie auf ihr Mountainbike oder Rennvelo und fährt durchs Freiburger Hinterland.

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