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Erste Fahrt auf der Olympiastrecke
Und plötzlich schwärmen die Abfahrer von China

Blick auf die weisse Piste und die grau-grünen Berge: Das Starthaus zur Männerabfahrt.
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Beat Feuz machte nie einen Hehl daraus, dass er nicht viel hält von diesen Winterspielen in Peking. Aus Kitzbühel, wo er seinen ersten Sieg des Winters feierte, verabschiedete er sich mit diesen Worten: «Ich will mich möglichst kurz dort aufhalten.» Vorfreude klingt anders.

Zwei Tage nach seinen Teamkollegen ist er angereist nach China, weil er seine Familie geniessen wollte, vor allem Tochter Luisa, zur Welt gekommen in der Kitzbühel-Woche. Nun sitzt er auf einem Stuhl, 7800 Kilometer Luftlinie weg von zu Hause, und schaut in einen Bildschirm. Das erste Training auf der Abfahrtsstrecke hat er gerade hinter sich gebracht. Und, wie war es? Da gerät Feuz beim virtuellen Medientreffen fast ins Schwärmen. «Die Piste gefällt mir, der Schnee auch, er ist hart und kompakt, die Streckenführung passt, das Wetter ist immer schön, viel besser geht es nicht», sagt der 34-Jährige. Einzig der Wind macht den Abfahrern Sorgen, während des Trainings zog er böenartig über den Berg.

In den letzten Tagen gaben Bilder von diesem Berg zu reden, geschossen aus der Luft, weisse Kunstschneebänder schlängeln sich die grauen Felsen hinunter, weil es in der Region wohl kalt ist, es aber kaum Niederschlag gibt. «Das sieht vielleicht komisch aus», sagt Niels Hintermann, zweifacher Podestfahrer in diesem Winter, «aber landschaftlich ist es sehr schön. Es ist jetzt nicht das Winterwunderland. Aber das erlebte ich auch in Europa schon, im Wallis, in Zinal, fuhren wir früher auch auf einem weissen Band hinunter. Als ich erstmals nach Gröden kam, sah es gleich aus wie hier.» Vielleicht hilft es, sind die Athleten mit geringen Erwartungen angereist.

«Ich bin von allem positiv überrascht, weil ich viel Negatives gehört habe im Vorfeld. Dabei verläuft alles problemlos, mit dem Essen, mit den Sicherheitsmassnahmen.»

Marco Odermatt

Auch Marco Odermatt, der Alleskönner im Schweizer Team, sagt: «Ich bin von allem positiv überrascht, weil ich viel Negatives gehört habe im Vorfeld. Dabei verläuft alles problemlos, mit dem Essen, mit den Sicherheitsmassnahmen.» Auch die Strecke, die sie am Donnerstag zum allerersten Mal befahren konnten, weil die für 2020 geplanten Testbewerbe dem Coronavirus zum Opfer fielen, sagt dem grossen Schweizer Hoffnungsträger zu. Zwar würden die grossen Schwierigkeiten fehlen, folge Kurve auf Kurve und sei es «nirgends brutal steil oder super technisch», was Odermatt entgegenkäme, kann er doch genau an diesen Stellen den Unterschied machen. Dennoch nennt er sie «schön, mit drei tollen Sprüngen drin».

Seine erste rasende Fahrt auf der Olympiastrecke: Marco Odermatt jagt am Sonntag um 4 Uhr Schweizer Zeit Gold in Yanqing. 

Die 2950 Meter lange Abfahrtsstrecke ist einmal mehr ein Werk von Bernhard Russi, schon über 20 Pisten für Grossanlässe hat er konzipiert. Vor fast acht Jahren begann seine Arbeit am Hang in Yanqing, zwei Dutzend Mal sei er seither vor Ort gewesen. Der Urner beschreibt: «Komme ich an einen Berg, höre ich, was er mir sagt. Ich versuche, ihn zu verstehen, aufgrund davon entsteht dann die Piste. Ich komme nicht und sage, ich will diese und diese Schlüsselstelle drin haben.» Herausgekommen ist eine Strecke, von der er sagt: «Sie ist sehr ausgeglichen, hat alles drin, sehr viel Bewegung, schnelle Passagen und langsame. Und ein paar ganz gute Sprünge.»

Der Chef ist immer ein Chinese

An den FIS-Rennen im Vorjahr, bei denen nur Einheimische teilnahmen, wurde sie getestet. Dabei sei es aber mehr darum gegangen, dass die Beteiligten lernten, wie sie den Schnee produzieren und die Piste präparieren müssen, wie die Netze zu verankern sind und sich die Rutscher zu benehmen haben, wie die Bergrettung am effizientesten und sichersten vor sich geht. Spezialisten aus Europa, Russland und Kanada arbeiteten mit den Teams vor Ort, «an der Spitze jeder Gruppe aber ist ein Chinese», sagt Russi. Die Zusammenarbeit sei «sehr angenehm» gewesen. «Die Leute haben ein enorm schnelles Auffassungsvermögen, zudem hatte ich vom ersten Tag bis jetzt immer mit den gleichen Menschen zu tun, das hilft.»

Der Berg habe einiges hergegeben, «die Konturen und Bewegungen waren da», sagt der 73-Jährige. Dennoch mussten die Bagger auffahren, weil die Piste im Mittelteil einen Grat entlang verläuft, «den mussten wir verbreitern». Das herausgeholte Erdmaterial brauchten sie, um an den Talseiten die Trainingspisten zu verbreitern, die künftig ebenso wie die Rennstrecke von Touristen genutzt werden sollen. Bis zu 1000 Leute hätten jeweils gleichzeitig im Tal gearbeitet, an den Strassen, den Mauern, den Bahnen, den Pisten. Nun ist alles fertig, übergibt Russi sein Werk der Rennjury. Es ist sein letztes nach fast 40 Jahren als Pistenbauer.

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