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Meinung

Olympia ohne Schnee
Mit dem Finger auf China zu zeigen, ist vor allem eines: heuchlerisch

Bild des Anstosses, geschossen von Skirennfahrer Kjetil Jansrud beim Anflug auf Peking: Schnee hat es nur, wo dieser für die Wettkämpfe gebraucht wird. 
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Die Empörung in den sozialen Medien ist schon da. Und flimmern die Bilder erst über die Fernsehgeräte, wird sie noch wachsen. Diese Chinesen, wie können sie nur? Da haben sie null Komma null Schnee auf ihren Bergen und wagen es dennoch, Olympische Spiele durchzuführen. Mit Kunstschnee gezuckert haben sie die Gipfel noch, damit das Ganze hübscher ausschaut und der Europäer und Nordamerikaner etwas Winteratmosphäre hat in seiner Stube. Die ersten Bilder, die vom Austragungsort nach Europa gesandt werden, verstören viele. Doch ausgerechnet deswegen mit dem Finger auf China zu zeigen, ist vor allem eines: heuchlerisch.

Was wurden schon in Adelboden Skifeste gefeiert, bei Frühlingstemperaturen, mit knallgrüner Landschaft neben dem weissen Band, das sich bis ins Ziel des Chuenisbärgli schlängelte? Der Schnee bei solchen Bedingungen? Künstlich produziert in einem Schattenloch bei der Engstligenalp, 5000 Kubikmeter. Die fehlenden 1000 Kubikmeter? Herangekarrt mit Lastwagen vom Grimselpass, angereichert auf dem Hang mit 125 Kilogramm Salz – aus dem Meer. Nach Wengen wird das weisse Gold auch einmal vom Hanegg-Gebiet mit Helikoptern eingeflogen.

Adelboden, Wengen, ja überhaupt: Überall wird auf Kunstschnee gefahren, manchenorts gar ausschliesslich. Er macht die Rennen planbarer, die Bedingungen unter guten Umständen fairer, weil er pickelhart präpariert werden kann, stabiler ist, Temperaturschwankungen und die enormen Kräfte der Ski besser aushält. Auch Touristenpisten gäbe es deutlich weniger ohne Schneekanonen. Angesichts des Klimawandels dürfte sich der Anteil künstlichen Schnees künftig eher noch vergrössern als verkleinern.

Professionellen Skisport rein auf Naturschnee gibt es längst nur noch in den Köpfen von Romantikern.

Derweil gibt es professionellen Skisport rein auf Naturschnee längst nur noch in den Köpfen von Romantikern. Er ist nicht Freund der Schneesportler, er ist ihr Feind. Schneit es, müssen Hunderte Helfer das ungebetene Weiss aus der Piste schaufeln, damit diese wieder aalglatt ist für die Athletinnen. Schneit es zu viel, werden Rennen abgesagt. Freude am Schnee haben nur die Touristiker, sorgt er doch zumindest für winterliche Bilder.

Diese wird es aus China in den nächsten drei Wochen vielleicht nicht geben, weil die Niederschlagsmenge in diesem Gebiet für gewöhnlich sehr gering ist – was die künstliche Beschneiung unter Umweltaspekten schwieriger macht als hierzulande, das Wasser im Olympiagebiet stammt aus grossen Stauseen. Gerade in diesen Tagen aber fielen hier und da Flocken vom Himmel, was den Kritikern weitere Argumente nimmt. Und es ist richtig kalt, auch das ein Merkmal des Winters. Dieses fehlt in Europas Skisportorten nicht selten. Die Spiele haben also – aus meteorologischer Sicht – durchaus ihre Berechtigung.

Zudem sind die Alpenländer und Nordamerikaner hauptverantwortlich dafür, dass diese nach China vergeben wurden, brachten sie doch für 2022 keine einzige Kandidatur zustande. Nur eine Alternative bot sich den Wählenden: Almaty. Richtig: Kasachstan.

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