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Vertragspoker von David Alaba
Und jetzt fragen sich alle: Warum ist er so gierig?

Sind 17 Millionen wirklich nicht genug? David Alaba hat zusammen mit seinem Berater Pinhas Zahava etwas gegen dieses Angebot des FC Bayern München.
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Alle sagen das Gleiche, wenn sie von David Alaba reden. Karl-Heinz Rummenigge tut das, der Vorstandsvorsitzende von Bayern München, Alabas Trainer Hansi Flick ebenso, und auch Marcel Koller denkt gleich: «David ist ein sehr guter, ein aufgestellter Typ.»

Koller kennt Alaba bestens, sechs Jahre lang, von 2011 bis 2017, betreute er ihn als Trainer der österreichischen Nationalmannschaft. Er hat in ihm einen Spieler gehabt, der nie zu müde war, um sein Land zu vertreten. Wenn Koller ihm sagte: «Mach mal eine Pause», antwortete er: «Nein, ich will spielen.»

Doch dieser Typ, den offenbar alle mögen, auch wegen seiner Herzlichkeit und Lebensfreude – genau dieser Typ sorgt für Verwirrung und Verstimmung, für den Aufschrei, wonach die Fussballprofis nichts gelernt hätten: Alaba sind die 17 Millionen Euro, die ihm Bayern für einen neuen Vertrag pro Jahr bietet, zu wenig.

Was ist Wertschätzung?

Fehlende Wertschätzung liest er daraus. Damit wiederholt er, was Fussballer gerne oft gedankenlos von sich geben, wenn sie nicht das bekommen, was sie möchten. Das zum einen, und zum anderen gelingt gerade ihm die abenteuerliche Verrenkung, ein solches Angebot mit einem Mangel an Wertschätzung und auch Respekt gleichzusetzen.

11 Millionen wären Alaba garantiert, Jahr für Jahr, bis 2025. Weitere 6 Millionen sind als Boni ausgesetzt. Und weil nicht abzusehen ist, dass Bayern demnächst sportlich zu lahmen beginnt, sind Alaba auch diese Boni so gut wie sicher. «Sport Bild» hat diese Zahlen genannt. Vielleicht liegen sie gar noch höher, bei fast 20 Millionen.
«Geht es Alaba um Respekt, um die Gleichstellung mit anderen Spielern bei Bayern?», fragt sich Marcel Koller, «grundsätzlich ist ein solcher Betrag genug, um zu leben.» Nicht für Alaba allein, sondern auch für ein paar andere in seinem Schlepptau.

Lernten sich in der österreichischen Nationalmannschaft kennen und schätzen: Der damalige Trainer Marcel Koller und David Alaba.

Alaba ist seit 2008 bei den Bayern, als er 16-jährig aus Wien nach München kam. Eineinhalb Jahre später debütierte er in der 1. Mannschaft. Für eine Saison wurde er zu Hoffenheim in die Lehre geschickt. Die Bilanz des Verteidigers heute liest sich eindrücklich: neun Meistertitel, sechs Cupsiege, zwei Triumphe in der Champions League. «David ist für mich so was wie der schwarze Franz Beckenbauer», sagte Rummenigge Ende Juli. Mehr Wertschätzung geht eigentlich nicht mehr, in der grossen Geschichte Bayerns ist keiner grösser als Beckenbauer.

20 Millionen für den Berater

Rummenigges Aussage ist als Akt der Diplomatie zu verstehen. Denn die Fronten zwischen dem Verein und seinem Spieler sind bereits verhärtet. Und das hat viel, wenn nicht alles mit Pini Zahavi zu tun. Zahavi ist ein 77-jähriger Israeli und ein Spielervermittler, der alle Tricks kennt.

Seit März ist er neben dem Vater der Berater Alabas, und er hat seine Vorstellungen, was er für den Fall eines Vertragsabschlusses für sich als Provision möchte: 20 Millionen Euro. Die soll aber nicht Alaba bezahlen, sondern Bayern. Aus der Ferne stellt sich Koller die Frage, die sich alle stellen: «Wieso 20 Millionen für den Berater?»

Spätestens in diesem Moment gibt es noch eine andere Frage: Kann Alaba dieser gute Typ sein, wenn er einen solchen Mann wie Zahavi an seiner Seite hat, wenn er mit 17 oder noch mehr Millionen nicht zufrieden ist?
Die Zeit ist gekommen, dass sich die grosse alte Instanz des Vereins zu Wort meldet. Uli Hoeness sagt: «Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die letzte Million nicht so wichtig ist.» Hoeness hat die Bayern zu dem gemacht, was sie sind: eine Titel- und Geldmaschine. Per Ende Saison 2018/19 wiesen sie 497,4 Millionen Euro als Eigenkapital aus, 356,1 Millionen gaben sie für Löhne aus.

«Alaba ist schwer zu ersetzen. Aber Lewandowski, Neuer und Müller sind gar nicht zu ersetzen.»

Lothar Matthäus

Hoeness war zu seinen Zeiten als Manager und Präsident die «Abteilung Attacke». Seit einem Jahr ist er einfaches Mitglied des Aufsichtsrats. Das hindert ihn nicht daran, im Fall Alaba nachzulegen und sich Zahavi vorzuknöpfen. Im «Doppelpass» von Sport1 nennt er den Berater einen «geldgierigen Piranha». David Alabas Vater kontert umgehend bei Sky und wirft dem Club vor, «schmutzige Lügen» über Geldforderungen zu streuen.

In der Spielerhierarchie der Bayern, der momentan besten Mannschaft der Welt, liegen Robert Lewandowski und Manuel Neuer ganz oben. Das betonen die Verantwortlichen. In diese Höhe wollen sie Alaba nicht vordringen lassen. «Alaba ist schwer zu ersetzen», sagt der frühere Bayern-Leitwolf Lothar Matthäus, «aber Lewandowski, Neuer und Müller sind gar nicht zu ersetzen.» So hören sich feine, aber entscheidende Nuancen an.

In der Spielerhierarchie bei den Bayern ist Robert Lewandowski (l.) ganz oben. In diese Sphären wollen die Bosse David Alaba nicht vordringen lassen.

Der Appell von Eberl

Am 1. November hat Bayern öffentlich sein Angebot für Alaba zurückgezogen. Präsident Herbert Hainer verkündete das im Fernsehen. Alabas Vertrag in München läuft nächsten Sommer aus. Vielleicht findet er den Club, der zahlt, was er verlangt. Vielleicht kommt er zur Besinnung und hört sich an, was Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl zum Thema sagt: «Solidarität ist vor allem in der Corona-Zeit wichtig. Das gilt auch und vor allem für Fussballstars.»

Für Marcel Koller ist das Fussballgeschäft kein Kindergarten, da werde mit den Ellbogen gearbeitet. Er sieht die Möglichkeit, dass Club und Spieler trotz allem zusammenfinden, ohne dass einer sein Gesicht verliert. Rummenigge sagt jedenfalls: Die Tür für Alaba sei einen Spalt offen.

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