AboStreitgespräch zum Zürcher Energiegesetz«2065 bei netto null ist viel zu spät» – «2065 ist doch super!»
Was, wenn Zürich die Ölheizungen nicht rasant ersetzt? Umweltschützer Thomas Forrer (Grüne) und Heizöllobbyist Ueli Bamert (SVP) geraten sich zünftig in die Haare.
Herr Bamert, Sie behaupten, man müsse den Hauseigentümern gar keine Vorschriften zum Heizungsersatz machen, alles komme gut. Eine ziemlich isolierte Position – wie kommen Sie darauf?
Ueli Bamert: Ich bin nicht isoliert, 51,6 Prozent der Bevölkerung haben gegen das nationale CO₂-Gesetz gestimmt. Niemand ist gegen Klimaschutz, aber man muss jetzt politisch nicht mit der Brechstange nachhelfen, um unbedingt auf den Zeitpunkt X etwas erreicht zu haben. Wir werden die Klimaziele im Gebäudebereich auch so erreichen.
Thomas Forrer: Wir reden über den Kanton Zürich, und hier haben 55 Prozent für das CO₂-Gesetz gestimmt. Wenn wir mit dem Ersatz der Heizungen im gleichen Tempo weitermachen wie bisher, werden wir im Gebäudebereich vielleicht 2065 bei netto null sein. Das ist viel zu spät.
Bamert: Wieso? 2065 ist doch super!
Forrer: Super? Das Netto-null-Ziel des Bundesrates ist 2050, und wenn wir die Pariser Klimaziele einhalten wollen, müssen wir schon 2040 dort sein. Herr Bamert gibt sich jetzt als grosser Klimaschützer. Aber er und seine Partei, die SVP, haben im Kantonsrat in den letzten fünf Jahren jede Klimavorlage abgelehnt. Wie soll ich ihm da glauben?
Bamert: Es stimmt nicht, dass wir alles abgelehnt haben. Die Förderbeiträge beim Heizungsersatz haben wir gutgeheissen. Ich sage einfach, dass die Hauseigentümer bereits ohne Zwang sehr viel für den Klimaschutz tun. Das Klimaproblem wird zum grössten Problem der Menschheit hochgespielt, doch das ist es nicht.
Forrer: Jetzt argumentieren Sie ideologisch. Ihnen geht es gar nicht ums Energiegesetz, sondern darum, die Klimakrise auf der Agenda zurückzudrängen.
Bamert: Danke, dass Sie das Wort Ideologie als Erster in den Mund nehmen. Bei Ihnen dominiert in diesem Thema nur die Ideologie.