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Unbekannter vergiftet Bäume

Diese drei Bäume (rechts im Bild die zwei Nadelhölzer, links dahinter der Ahorn) wurden Opfer der Attacke. Ein Unbekannter bohrte mehrere Löcher in die Wurzeln und Stämme.

Es ist ein trauriger Anblick, der sich einem an der Vorderen Augustinergasse in Thalwil bietet. Seit mehr als einem halben Jahrhundert trohnen auf dem angrenzenden Grundstück der Seestrasse 153a drei mächtige Bäume.

Doch in diesen Frühling ist keine grüne Blütenpracht zu sehen. Der Laubbaum hat rund 80 Prozent seiner Blätter verloren, die zwei Nadelhölzer haben einen Grossteil der Nadeln gelassen und sind fast bis zu Hälfte mit rotbraunen Flecken versehen.

«Ich bin absolut schockiert, dass jemand zu solchen Taten fähig ist.»

Der Schädling ist in diesem Fall aber kein aggressiver Käfer, sondern ein Mensch; die Bäume wurden allem Anschein nach mutwillig vergiftet. Wie genau der unbekannte Täter vorgegangen ist, zeigt sich bei genauerer Betrachtung der Wurzeln und Stämme.

Löcher in die Bäume gebohrt

Alle drei Bäume weisen dort bis zu vierzig Zentimeter tiefe Löcher einer Bohrmaschine auf. Beim Ahorn sind es bis zu fünfzehn, die zwei Nadelhölzer haben zwei und vier solcher Löcher. Darin füllte der Täter eine giftige Flüssigkeit ein.

Das berichtet Alex Braun, Gärtner der Fahrni Gartenpflege GmbH aus Thalwil, welcher die Bäume am Mittwoch inspizierte. Der Schaden ist gemäss Einschätzung des Gärtners nicht erst kürzlich entstanden, sondern bereits im Januar oder Februar. «Die Bohrlöcher wurden mit einem braunen Kit zugeklebt, vermutlich damit die Eingriffspuren nicht gleich entdeckt werden», sagt Alex Braun.

Der Plan ist aufgegangen. Der Schaden fiel erst auf, als ein Bewohner der Seestrasse 153a diesen Frühling bemerkte, dass die drei Bäume im Garten immer kahler wurden und diese Beobachtung der zuständigen Verwaltung, der BVG, mitteilte. Da konnte sich der Giftstoff bereits bis zur Krone ausbreiten und die Bäume austrocknen. Für einen rettenden Eingriff ist es jetzt zu spät. «Die Bäume sind absolut chancenlos, alle drei müssen gefällt werden», das ist das Urteil von Gärtner Alex Braun.

Anzeige gegen Unbekannt

«Sowas habe ich noch nie erlebt», sagt René Knechtle von der BVG Bau- und Verwaltungs Gesellschaft AG. «Ich bin absolut schockiert, dass jemand zu solchen Taten fähig ist. Für mich ist das ein klarer Fall von Vandalismus».

«Das Schlimmste ist, dass der Täter schlussendlich seinen Willen kriegt: die Bäume werden gefällt und der Übeltäter kriegt seine Seesicht.»

Er habe deswegen auch bei der Kantonspolizei eine Anzeige gegen Unbekannt eingereicht. Knechtle hofft, dass der Übeltäter gefunden werden kann, doch grosse Chancen rechnet er sich nicht aus. Denn von den Anwohnern habe in den letzten Monaten niemand verdächtiges Verhalten beobachten können. Die Kantonspolizei Zürich bestätigt auf Anfrage, dass die Strafanzeige der BVG bei ihnen eingegangen ist. In letzter Zeit sei das in Thalwil aber der einzige solche Fall, der ihnen gemeldet wurde, berichtet Rebecca Tilen, Mediensprecherin der Kapo.

Zweite Giftattacke

Ein möglicher Grund warum jemand die Bäume weghaben will, kann sich René Knechtle vorstellen. Bislang verdecken die 20 bis 30 Meter grossen Bäume für die oberen Anwohner die Sicht auf den Zürichsee. «Ich könnte mir denken, dass sich jemand durch die Aktion eine ungehinderte Seesicht verschaffen will», sagt Knechtle.

Interessant ist, dass es an der Vorderen Augustinergasse, schräg gegenüber, vor rund vier Jahren bereits zu einer mutwilligen Giftattacke auf einen Baum gekommen ist. Die Anwohnerin Susanne Wegmüller machte die selbe Bebachtung: der 15 Meter hohe Nadelbaum im Vorgarten ihres Miethauses wurde immer kahler. Es stellte sich heraus, dass jemand in den Boden, rund um die Wurzeln des Baumes, ein blaues Salz eingegraben hatte, welches den Nadelbaum angriff und ihn langsam austrocknete. Auch dieser Baum musste schlussendlich gefällt werden. Bis heute konnte der Schuldige nicht gefunden werden. Der Eigentümer des Hauses habe damals auf eine Anzeige verzichtet, berichtet Susanne Wegmüller.

Dass es jetzt schon wieder zu einem Vorfall gekommen ist, lasse sie mit einer grossen Wut und einem Gefühl der Ohnmacht zurück, berichtet Wegmüller. Auch sie vermutet, dass die Bäume deswegen beschädigt wurden, weil sie jemandem die Sicht auf den See versperren. «Da handelt jemand absolut eigennützig und denkt keinen Moment an die Natur» sagt sie «und das Schlimmste daran ist, dass der Täter schlussendlich seinen Willen kriegt: die Bäume werden gefällt und der Übeltäter kriegt seine Seesicht.»