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Umstrittene Praxis in Zürich
Zwischenvermieter bietet Gammelzimmer für 650 Franken an

Für dieses Zimmer im Kreis 4 soll ein Interessent 650 Franken zahlen.
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Wie so viele Menschen in Zürich ist ein 23-Jähriger auf der Suche nach einer bezahlbaren Bleibe. Vor kurzem stiess er auf ein vermeintlich attraktives Angebot: 650 Franken kostet ein Zimmer an der Hallwylstrasse 40 im Kreis 4, Bad und Dusche müssen mit Bewohnenden anderer Zimmer geteilt werden.

Vermieter ist das Projekt Interim, ein auf Zwischennutzungen spezialisiertes Unternehmen. Doch bei der Besichtigung in Begleitung eines Mitarbeiters der Firma zerbrach der Traum des Wohnungssuchenden. «Als ich das Zimmer betrat, verschlug es mir die Sprache», sagt der Mann zu «20 Minuten».

«Das ist gesundheitsgefährdend»

Die Zimmerwände waren voller Schimmelpilz. «Das ist gesundheitsgefährdend», lautet der Befund des 23-Jährigen. «Ein solches Zimmer darf nicht angeboten werden.»

Auf seine Frage, ob das Zimmer noch gestrichen werde, hiess es gemäss dem Mann «explizit», dass nichts mehr gemacht werde. Der 23-Jährige verzichtete.

Auf das Schimmelzimmer an der Hallwylstrasse von «20 Minuten» angesprochen, zeigt sich Walter Angst vom Zürcher Mieterinnen- und Mieterverband über die Angebote von Projekt Interim wenig überrascht. «Die teils sehr prekären Verhältnisse in den Wohnungen sind uns bekannt.» Auch andere Wohnungen sähen laut Angst so oder ähnlich aus. Das sei «Abzocke», so sein Urteil.

Projekt Interim wehrt sich

Simon Günthard von Projekt Interim widerspricht dem 23-Jährigen und sagt auf Anfrage von «20 Minuten», dass es in dieser Liegenschaft Zimmer im Dachgeschoss gebe, die erst saniert werden müssten, bevor sie vermietet werden könnten. Das besagte Zimmer sei eines davon. Günthard: «Wenn wir Zimmer vermieten, achten wir stets darauf, dass diese gut bewohnbar sind.»

Firmen wie Projekt Interim haben vor ein paar Jahren ein neues Geschäftsmodell entwickelt, wie Recherchen dieser Redaktion gezeigt haben. Sie arbeiten im gesetzlichen Graubereich, weil sie an sich keinen Gewinn durch die Zwischenvermietungen erzielen dürfen. Ob diese Bedingung erfüllt wird, ist allerdings unsicher.

Umstrittenes Geschäftsmodell

Das Modell sieht so aus: Ein Hauseigentümer will sein Gebäude sanieren oder abreissen, doch eine Weile steht es noch leer. Projekt Interim warnt Gebäudebesitzer, die Räumlichkeiten könnten von der Besetzerszene in Beschlag genommen werden – und übernimmt dann gleich selbst für einen gewissen Betrag die Administration. Sie geben die Zimmer, Ateliers oder Wohnungen an Personen ab, die für die Nebenkosten aufkommen, wie es heisst.

Verbände wie der Mieterinnen- und Mieterverband kritisieren diese Praxis seit Jahren und nennen Zwischennutzungsfirmen wie Projekt Interim profitorientiert. «Gewisse Preise, die sie für Zwischennutzungen verlangen, sind ganz klar Mietpreise, die über den Nebenkosten liegen», sagte Walter Angst dieser Redaktion. Damit würden die Zwischennutzungsfirmen versuchen, das Mietrecht zu umgehen.