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Der erfolgreichste NBA-Coach
Um seine Spieler zu erziehen, greift er auch mal zur Pinguin-Doku

Eine Spielerumarmung für den Rekordsieg: Gregg Popovich.
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Gregg Popovichs Start war selbstbewusst – und ziemlich erfolglos. Als er die San Antonio Spurs 1996 übernahm, war der 47-Jährige in der nordamerikanischen Profiliga NBA eher unbekannt. Er war zwar seit zwei Jahren General Manager bei den Spurs, Trainer bis dahin aber nur am College. Dennoch feuerte er nach schwachem Saisonauftakt den Coach und machte sich selbst zum Chef. Die erste Saison gestaltete sich schwierig, zumal sich der Star des Teams, David Robinson, früh verletzte. So gewann San Antonio in der ersten Saison unter Popovich nur 17 von 64 Spielen.

25 Jahre später ist er der erfolgreichste NBA-Trainer der Geschichte. Kein anderer gewann öfter: 1338 Siege hat der nun 73-Jährige auf dem Konto, dies entspricht einer Siegquote von fast zwei Dritteln seiner Spiele. Das Besondere daran: Er trainierte nur ein Team. Ab der zweiten Saison führte Popovich die Spurs 22-mal in Folge ins Playoff – NBA-Rekord. Dazu war der Misserfolg in seiner Debütsaison ausschlaggebend. 

Denn weil die Spurs jene Saison als drittschlechtestes Team der Liga abschlossen und bei der Verlosung der Spielerauswahlrechte Glück hatten, durften sie als Erste wählen. Mit Tim Duncan sicherten sie sich den perfekten Spieler für Coach Popovich. 

Starallüren will Popovich in seinem Team nicht

Duncan war kein Superstar, wie es ein Michael Jordan war oder später ein LeBron James. Er war bescheiden, brauchte nie die grosse Aufmerksamkeit. Obwohl er als einer der besten Basketballer überhaupt gilt, stellte sich Duncan immer in den Dienst der Mannschaft und passte damit hervorragend ins System des Spurs-Coachs. Denn wer Starallüren zeigt, hat in San Antonio keinen Platz. Unter Popovich gilt auch heute noch: Das Team ist grösser als jeder Spieler. Und grösser als der Trainer. Was auch seine Aussage nach dem Rekordsieg unterstreicht: «Es ist nicht mein Erfolg, es ist unserer.»

Um das seinen Spielern einzuflössen, setzt er auch einmal auf unkonventionelle Methoden, wie sein ehemaliger Schützling DeMar DeRozan erzählt: «Er hat uns einen Dokumentarfilm über Pinguine gezeigt. Es ging darum, wie man zusammen ein gemeinsames Ziel verfolgt. Das macht nur Pop.» 

Coach «Pop» geniesst in der NBA grossen Respekt. Kaum ein Ex-Spieler verliert ein schlechtes Wort über ihn. Dabei gäbe es aktuell auch Anlass zu Kritik. Bei allem Jubel über Popovichs persönlichen Siegesrekord: San Antonio droht das Playoff zum dritten Mal nacheinander zu verpassen. Mit ein Grund dürfte gerade seine spezielle Teamphilosophie sein, die in der heutigen NBA, wo die Superstars mitbestimmen wollen und auch gewisse Sonderrechte einfordern, nicht mehr besonders zeitgemäss ist.

«Ich versuche immer, sie alle mit einzubeziehen», sagt Popovich unbeirrt. Dies zeigt auch eine Anekdote von 2014, zwei Tage vor der Finalserie gegen Miami. Noch vor der Videoanalyse gab er dem Team eine Geschichtsstunde. Es war der Gedenktag von Eddie Mabo, der sich in Australien für die Rechte der indigenen Bevölkerung einsetzte und ein Grossonkel von Spurs-Guard Patty Mills war. 

Trump-Kritik und Einsatz für Gleichberechtigung

Gregg Popovich interessierte sich immer schon für das Weltgeschehen ausserhalb des Sports. Der Sohn einer Kroatin und eines Serben studierte in den Vereinigten Staaten während des Kalten Kriegs Sowjetwissenschaften. Zeitweise zog er sogar eine Karriere beim US-Geheimdienst CIA in Erwägung. Stattdessen spielte er Basketball im Team der US Air Force, wo er später auch seine Karriere als Assistenztrainer begann. Doch er hörte nie auf, sich ausserhalb des Sports für Dinge einzusetzen, die ihm wichtig waren.

Nachdem Donald Trump 2016 zum US-Präsidenten gewählt worden war, galt Popovich als einer seiner grössten Kritiker in der Sportwelt. Kurz nach der Wahl bezeichnete er Trump als «homophob, rassistisch, fremden- und frauenfeindlich». Trumps Werte widersprachen jenen von Popovich in allen Belangen, das wurde auch während der «Black Lives Matter»-Proteste offensichtlich. Für den Spurs-Coach war klar: «Das System muss geändert werden, und ich werde alles tun, um dabei zu helfen.» Unter Trump werde dies aber nicht passieren, weil dieser ein «geistesgestörter Idiot» sei. 

Popovich spricht sich auch regelmässig für die Gleichberechtigung von Frauen aus: «Ich glaube, es würde uns besser gehen, wenn wir mehr Frauen in Führungspositionen hätten.» Seit 2014 hat er in Becky Hammon eine Assistenztrainerin in seinem Stab, sie gilt immer wieder als Kandidatin für freie Posten in der NBA. So könnte sie die Nächste in einer langen Liste von Coachs werden, die von «Pop» gelernt haben und später selbst ein Team führen. 

Popovich mit Assistenztrainerin Becky Hammon.

Dass Popovich seine Werte auch im Alltag lebt, zeigen Schilderungen seiner Weggefährten. Ein ehemaliger Assistenztrainer unter Popovich erzählte von einem kalten Abend in Toronto, als dieser einen schlafenden Obdachlosen mit seiner Markenjacke zudeckte und ihm ein Bündel Geldscheine in die Tasche steckte, ohne ihn aufzuwecken. Auch Don Nelson, mit 1335 Siegen ehemaliger Rekordhalter, spricht nur positiv über seinen früheren Assistenten. Nachdem er Popovich zu Golden State geholt hatte, habe dieser ein Programm gestartet, um Jugendliche von der Strasse zu holen. Jeden Abend habe «Pop» diese Basketball spielen lassen und sie so von Ärger ferngehalten. 

Wie lange Gregg Popovich den Spurs und der NBA noch erhalten bleibt, ist noch nicht bekannt. Jedes Jahr gibt es Gerüchte, dass der Rücktritt kurz bevorstehe. Sollte dies nach dieser Saison der Fall sein, würde eine Ära zu Ende gehen, aber auch die Karriere einer Trainerlegende, die alles erreicht hat. Neben dem Rekord für die meisten Siege sind dies auch fünf NBA-Titel und ein Einfluss, der weit über den Sport hinausgeht.

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