Abnützungsschlacht um BachmutUkrainischer Kriegsfotograf zeigt Elend in Feldlazarett
Pressefotograf Evgeniy Maloletka hat dokumentiert, wie verletzte ukrainische Soldaten ausserhalb der umkämpften Stadt Bachmut eingeliefert und behandelt werden.
In der Nacht auf Dienstag hat die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar von einer «schwierigen Situation» an der Front gesprochen: Die russische Armee greife mithilfe der Wagner-Söldner insbesondere bei Bachmut intensiver an. «Der Feind setzt bei seinen Offensivaktionen auf die Taktik der Zermürbung und der totalen Zerstörung», liess sie verlauten. Die ukrainische Armee verteidigt die Stadt in einer Abnützungsschlacht, um möglichst viele russische Truppen zu binden und ihnen hohe Verluste zuzufügen. Allerdings greifen russische Kräfte nicht nur von Osten an. Sie haben sich auch im Norden und Süden der Stadt vorgearbeitet, sodass es für die Ukrainer nur noch eine freie Strasse für einen möglichen Rückzug gibt. Derweil erwägt die Ukraine, sich aus Bachmut zurückzuziehen, wie wir am Dienstag berichteten.
Der ukrainische Kriegsfotograf Evgeniy Maloletka, der als Freelancer für Associated Press (AP) arbeitet, konnte im Rahmen eines Pressebesuches in einem Feldlazarett der ukrainischen Truppen ausserhalb von Bachmut die Behandlung von verletzten ukrainischen Soldaten dokumentieren. Die Bilder zeigen versehrte, erschöpfte Armeeangehörige, die auf Tragen eingeliefert werden. Kleidung wird wenn nötig aufgeschnitten, die Verletzungen triagiert, dann behandelt. Bei leichten Verwundungen werden die Soldaten wieder zurück an die Front geschickt.
Der Chef des medizinischen Dienstes, Anatoliy, sagte gegenüber AP, dass er und sein Team jeden Tag Dutzende von verletzten Soldaten behandle: «Meine Sanitäter arbeiten praktisch ununterbrochen. Vor der umfassenden Invasion hatten wir 50 bis 60 Verwundete in einem neunmonatigen Turnus, und jetzt haben wir manchmal mehr als das an einem Tag.» Am Samstag wurde das Spital von schwerem Beschuss getroffen, wobei einer der Ärzte verwundet wurde.
«Zuerst bekam ich einen Schock durch eine Granate, dann wurde ich hier angeschossen», erzählte ein Soldat und zeigte einem Sanitäter sein Bein, während ein Team von Associated Press am Sonntag das Feldlazarett besuchte. «Sie haben die Kugel herausgezogen. Ich kam zurück an die Front und wurde am Kopf getroffen», fügte er hinzu. Ein weiterer Soldat mit dem Kampfnamen Alpha wurde von Sanitätern umringt. Er hatte eine tiefe Wunde am linken Arm. Er stöhnte vor Schmerzen, während sie versuchten, die Verletzung zu behandeln. «Es war eine Panzergranate», berichtete er. «Die Russen haben versucht, durchzubrechen, aber es ist ihnen nicht gelungen.»
Der Kampf um die Industriestadt in der Region Donezk ist die bisher am längsten andauernde Schlacht des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Die Stadt ist weitgehend zerstört, auf beiden Seiten hat es zahlreiche Todesopfer gegeben. Analysten zufolge ist Bachmut von geringer strategischer Bedeutung – eine Einnahme hätte für Moskau demnach vor allem symbolischen Wert. Selenski hat unlängst angekündigt, die ukrainische Armee werde so lange wie möglich versuchen, die Stadt zu halten. Es wird aber vermutet, dass die ukrainischen Truppen bald den Rückzug antreten könnten, um die eigenen Kräfte zu schonen.
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