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Erster Schritt zur Jetlieferung?
Ukrainische Piloten üben auf US-Basis – Washington relativiert

Ein F-16-Kampfjet fliegt in diesem Bild des US-Verteidigungsministeriums über Deutschland. Die Ukraine will solche Kampfjets, doch die westlichen Verbündeten bremsen. Nun bereiten die USA die Ausbildung ukrainischer Piloten vor.

Zwei Kampfjetpiloten aus der Ukraine befinden sich derzeit für einen Austausch in den Vereinigten Staaten. Das haben Beamte des US-Verteidigungsministeriums sowie ein Sprecher der ukrainischen Luftwaffe bestätigt, nachdem US-Medien über den Besuch berichtet hatten.

Die zwei Piloten halten sich auf der Morris Air National Guard Base auf, die dem internationalen Flughafen von Tucson in Arizona angegliedert ist. Diese ist bei europäischen Luftwaffen bestens bekannt: Das dort stationierte 162. Geschwader bildet seit Jahrzehnten ausländische Jetpiloten aus, allen voran jene aus den Ländern des westlichen Verteidigungsbündnisses Nato, dem die Ukraine beitreten will.

Auch Piloten anderer mit den USA verbündeter Länder haben dort Trainingsprogramme absolviert – von Thailand über Singapur und Indonesien bis hin zu den Vereinigten Arabischen Emiraten. Piloten aus all jenen Staaten, die den amerikanischen Kampfjet F-16 gekauft haben. Für das dazugehörige internationale Ausbildungsprogramm ist die Morris-Basis zuständig.

Testlauf auf Simulatoren

Die Ukraine bittet die westlichen Partner seit Monaten darum, militärische Kampfjets zu schicken für die Verteidigung gegen den russischen Aggressor. Im Vordergrund stehen dabei Flugzeuge des Typs F-16 aus amerikanischer Produktion, die bei mehreren Nato-Ländern im Einsatz stehen. Bisher haben die meisten westlichen Verbündeten eine Lieferung von Jets an die Ukraine indes ausgeschlossen.

Nachdem nun erstmals ukrainische Piloten Kurse in den USA besuchen, beeilten sich amerikanische Offizielle, die Bedeutung des Vorgangs zu relativieren. Es handle sich bei dem Besuch keineswegs um ein Trainingsprogramm, und die Ukrainer würden auch keine US-Kampfjets fliegen. Vielmehr absolvierten die beiden lediglich Tests auf Flugsimulatoren. Zudem tausche man sich darüber aus, wie die Ukrainer ihre Missionen vorbereiteten und ausführten.

Ziel sei es, dass Amerikaner und Ukrainer einander besser kennen lernten, wie ein ungenannter Vertreter des US-Verteidigungsapparats dem Fernsehsender NBC sagte: «Mit dem Programm wollen wir ihre Fähigkeiten als Piloten beurteilen, damit wir sie besser beraten können, sowohl im Umgang mit ihrem eigenen als auch mit von uns geliefertem Material.»

US-Raketen für Sowjet-Jets

Die USA beliefern die Ukraine seit Januar unter anderem mit Zuni-Raketen, die von den ukrainischen Kampfjets des Typs MiG abgefeuert werden können und eine bessere Präzision versprechen als die dafür üblichen Raketen mit sowjetischer Technologie. Zudem erwartet die Ukraine in den nächsten Monaten westliche Kampfpanzer, zuerst deutsche Leopard-2-Panzer, später auch amerikanische Abrams, deren Einsatz Unterstützungsflüge der ukrainischen Luftwaffe bedingen wird.

«Für die Ukrainer sind Jets eine Priorität, aber sie gehören nicht zu den obersten drei Prioritäten.»

Colin Kahl, US-Verteidigungsministerium

Allerdings ist der auf eine Dauer von zwei Wochen angelegte Besuch der zwei ukrainischen Piloten durchaus ein erster Schritt zu einer Lieferung amerikanischer Kampfjets. Den ersten beiden ukrainischen Piloten könnten nach amerikanischen Angaben im Frühling weitere zehn folgen. Die Visiten dienen dazu, den Ausbildungsbedarf ukrainischer Piloten besser abzuschätzen, um zu verstehen, wie lange ihre Umschulung von Maschinen aus sowjetischer Entwicklung auf westliche Kampfflugzeuge dauern würde.

Das Pentagon hat erst gerade wieder betont, es seien mindestens 18 Monate nötig, um die Ukraine mit F-16 auszurüsten. Die Ausbildung der Piloten sei nur ein Teil davon; mindestens ebenso lange dauere das Training für das militärische Bodenpersonal und Techniker.

128 Jets für 3 Milliarden Dollar auf der Wunschliste

US-Präsident Joe Biden schloss eine Lieferung vorerst aus, und Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan hat vor kurzem bekräftigt, die Frage werde sich erst später stellen. In einer Anhörung vor dem Kongress sagte Pentagon-Vertreter Colin Kahl vergangene Woche, die Ukrainer hätten um 128 F-16 im Wert von 3 Milliarden Dollar gebeten. «Für die Ukrainer sind Jets eine Priorität, aber sie gehören nicht zu den obersten drei Prioritäten», sagte Kahl. Diese seien vielmehr Flugabwehr, Artillerie und Panzer.

Im Weissen Haus herrscht wie in den meisten europäischen Regierungen die Lesart vor, dass die Kampfjets ukrainische Schläge in Russland ermöglichen und damit zu einer weiteren Eskalation des Krieges beitragen würden. Das wollen die westlichen Verbündeten vermeiden, um Russlands Präsidenten Wladimir Putin nicht allzu sehr zu provozieren und weil die meisten nicht über den nötigen innenpolitischen Rückhalt verfügen. Im US-Kongress kursiert ein Brief an Biden, der ihn zu einer raschen Lieferung von F-16 auffordert; bisher haben den Brief 16 Abgeordnete beider Parteien unterzeichnet.