Verschärfte RegulierungDroht der UBS eine Übernahme durch eine ausländische Bank?
Ein Wegzug ins Ausland würde die UBS Milliarden kosten. Im Kampf gegen die Verschärfung der Kapitalauflagen befürchtet die UBS-Spitze aber offenbar ein ganz anderes Szenario.

- Die geplante Verschärfung der Kapitalauflagen bedrohe das Geschäftsmodell der UBS, warnt CEO Sergio Ermotti.
- Ein Wegzug wird von der Presse als mögliches Szenario diskutiert.
- Eine Sitzverlegung ins Ausland würde die Bank allein an Steuern zehn Milliarden Franken kosten.
- Das Szenario einer Übernahme durch eine ausländische Grossbank wird von der UBS-Spitze offenbar als viel wahrscheinlicher angesehen.
Die UBS drohe mit einem Wegzug aus der Schweiz, sollte das regulatorische Korsett zu eng werden, berichtete diese Woche das Finanzportal Bloomberg.
Der Grund für die Spekulationen: Finanzministerin Keller-Sutter möchte, dass systemrelevante Banken in Zukunft verstärkt Eigenkapital für ihre Auslandstöchter bereitstellen. Die UBS müsste dadurch zusätzliches Eigenkapital in Höhe von 15 bis 25 Milliarden Franken aufbauen. Diese Massnahme könnte die Bank je nach Umsetzung bis zu 25 Milliarden Franken kosten.
Die UBS würde so ihre Ertragskraft verlieren, warnt CEO Sergio Ermotti. «Eine Anhebung der Eigenmittelanforderungen würde unsere Dienstleistungen verteuern und im Laufe der Zeit unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit verringern», schrieb Ermotti diese Woche in einem Brief an die Mitarbeitenden.
Wegzug würde UBS Milliarden kosten
Ein Wegzug ins Ausland wäre da ein Ausweg. Ein realistisches Szenario, findet Roman Studer, Direktor der Bankiervereinigung und früherer Cheflobbyist der UBS. Die UBS müsse sich «im Interesse ihrer Marktfähigkeit» einen Wegzug überlegen.
Der Weg ins Ausland würde die Bank teuer zu stehen kommen. «Die Verlagerung der Muttergesellschaft ins Ausland entspricht einer Liquidation», erklärt Peter Hongler, Professor für Steuerrecht an der Universität St. Gallen, gegenüber der «NZZ am Sonntag». Das habe zur Folge, dass die Verrechnungssteuer auf den Gewinnreserven fällig werde.
Die UBS sitzt laut Geschäftsbericht auf Gewinnreserven von fast 29 Milliarden Franken. Bei einem Verrechnungssteuersatz von 35 Prozent müsste sie bei einem Wegzug eine Steuerrechnung von 10 Milliarden Franken berappen. Hinzu kommt, dass die Steuern in Ländern mit wichtigen Finanzplätzen meist höher sind als in der Schweiz.
Fraglich ist auch, ob die Regulierung im Ausland milder wäre. Ein Wechsel würde einige Kunden wohl auch zum Abzug ihrer Gelder bewegen.

Droht der UBS eine Übernahme durch eine ausländische Bank?
Vieles spricht also gegen einen Wegzug ins Ausland. Und dieser scheint aktuell kein Thema – zumindest offiziell: «Wir wollen weiterhin erfolgreich aus der Schweiz heraus arbeiten», kommentierte CEO Sergio Ermotti noch im Januar. Das Geschäft in der Schweiz sei eine der Säulen ihrer Strategie und Swissness sei ein Unterscheidungsmerkmal und helfe der Bank.
Doch geistert in der Chefetage an der Zürcher Bahnhofstrasse offenbar ein ganz anderes Szenario herum. Und zwar eine Übernahme durch eine ausländische Bank, wie der «SonntagsBlick» berichtet. Die UBS würde diese Variante ernsthaft ins Auge fassen und auch bei der Lobbyarbeit thematisieren.
«Ein Wegzug ist das kleinste Szenario», zitiert die Zeitung einen UBS-Insider. Take-over heisse der Worst Case. Und «der könnte bei einer Kapitalisierung von 15 bis 20 Prozent eintreten».
Die Überlegung der Übernahme kommt nicht von ungefähr. Der Aktienkurs der UBS könnte mit 50 Prozent höheren Eigenkapitalvorschriften, wie teils gefordert, um schätzungsweise ein Viertel einbrechen. Gleichzeitig zum gedrückten Börsenwert wäre das Unternehmen mit unproduktivem Kapital auf Gruppenstufe versehen. Die UBS würde damit zum Schnäppchen.
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