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Erster Direktflug nach Syrien
Nach Damaskus fliegen, einfach so, nach über 13 Jahren Krieg

Ein Flugzeug der Turkish Airlines landet auf dem internationalen Flughafen von Damaskus, während ein Flugzeug der Syrian Airlines im Vordergrund steht. Autos sind auf dem Rollfeld zu sehen, im Januar 2025.
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In Kürze:
  • Turkish Airlines fliegt erstmals seit 13 Jahren wieder von Istanbul nach Damaskus.
  • Der Flug wurde am türkischen TV als Ereignis inszeniert.
  • Reisen nach Syrien waren lange lebensgefährlich.

Wo ein Flug geht, ist nicht alles verloren. Die libanesische Fluggesellschaft Middle East Airlines zum Beispiel müsste keine Werbespots mehr drehen, keiner könnte besser sein als die Videos aus dem Herbst, die ihre Maschinen im Landeanflug auf Beirut zeigen, während Israel die Stadt bombardiert. Nie stellte die MEA den Betrieb ein, trotz der Luftangriffe und obwohl der Flughafen in Beirut neben jenen Vierteln liegt, in denen die Hizbollah immer stark war, weswegen sie auch beschossen wurden.

Mit diesen Flügen konnte die Airline viele libanesische Herzen gewinnen. Nicht nur blieb der Weg ins Ausland offen, das Land hatte sich auch, solange die MEA flog, dem Krieg nicht ganz ergeben.

Seltsam, wie sehr ein startendes oder landendes Flugzeug für Normalität steht.

Ein Flugzeug der Middle East Airlines startet vom internationalen Flughafen Beirut, während Rauch über den südlichen Vororten der libanesischen Hauptstadt aufsteigt, nach israelischen Luftangriffen im September 2024.

Vergangene Woche hob in Istanbul ein Airbus der Turkish Airlines nach Damaskus ab, es war der erste Flug auf der Strecke, seit in Syrien der Krieg ausbrach.

In Istanbul inszenierten sie den Flug als TV-Ereignis, am Gate sprach ein Syrer in die Kameras, er könne nicht glauben, dass das gerade passiere. Ein Mädchen, 14 Jahre alt, sagte, gleich werde sie zum ersten Mal ihr Heimatland sehen. An Bord der Maschine hatte das, was sonst so alltäglich ist, das Boarding, das Warten auf den Start, etwas von einer Feier.

Viele der 350 Passagiere trugen die Fahne des neuen Syrien bei sich, grün-weiss-schwarz, sie sangen, und die türkischen Reporter versicherten den Zuschauern, wie aufgeregt sie alle seien. Nach Damaskus zu fliegen, einfach so, nach all den Jahren.

Zu reisen, hiess, sein Leben zu riskieren

Nach Syrien zu reisen, war lange Zeit nicht leicht, das Land war, anders als der Libanon, kaum noch mit dem Flieger zu erreichen. In Damaskus starteten zwar Maschinen, in den Iran, den Irak oder nach Russland. Flüge in den Westen aber verhinderten die Sanktionen, solche aus der Türkei scheiterten daran, dass das Land mit dem Assad-Regime keine diplomatischen Beziehungen unterhielt.

Zu reisen, das hiess für Syrerinnen und Syrer oft, ihr Leben zu riskieren, sich in die Hände von Schmugglern zu begeben. Auch legale Wege waren gefährlich, teuer, in jedem Fall aufwendig. Weit entfernt waren sie von der Welt des Fliegens, von Onlinebuchungen, von Flughäfen mit Duty-free-Shops. Bis jetzt, da ein Flug nach Damaskus wieder etwas ist, das man im Internet mit der Kreditkarte kaufen kann.

Flüge als politisches Kalkül

Turkish Airlines gefällt sich schon länger darin, auch Ziele anzufliegen, die ins Programm zu nehmen sich sonst keine westliche Fluglinie traut. Das libysche Bengasi gehört jetzt wieder dazu, auch Kabul und schon seit Jahren die somalische Hauptstadt Mogadiscio.

Dass dies auch mit politischem Kalkül zu tun hat, ist keine gewagte These, die Türkei will so ihren Einfluss ausbauen. Wo sonst kann man in den Südsudan umsteigen, wenn man, sagen wir, aus Bremen oder Vancouver kommt? Und den Menschen in Juba dürfte es etwas bedeuten, dass zweimal in der Woche eine Maschine aus Istanbul landet.

Einzig in Richtung Israel lässt die Türkei gerade keine Maschine abheben, im Gegensatz etwa zu den Vereinigten Arabischen Emiraten. Fly Dubai flog immer weiter nach Tel Aviv und fliegt bis heute, trotz iranischer Raketengefahr, trotz des Gazakrieges. Ein Zeichen dafür, dass die Emirate zu ihrem Friedensabkommen mit Israel stehen. Alles ist nicht verloren.