Die Schweizer nach dem WM-Final«Es wäre wie ein Bankraub gewesen – doch dann ging die Türe zu»
Nach der 0:2-Niederlage gegen Tschechien standen die Nationalspieler hin für Red und Antwort. Und trauerten Verpasstem nach.
Es ist der wohl schwierigste Moment nach einem verlorenen WM-Final. Der Gang durch die Mixed Zone. Als wäre es nicht schon genug gewesen, auf dem Eis den Gegner mit Gold um den Hals jubeln zu sehen. Nun soll auch noch erklärt werden, was in diesem Moment kaum zu erklären ist. Immer wieder die Frage nach dem Warum. Warum klappte es wieder nicht mit dem Weltmeisteritel? Doch die meisten Schweizer Spieler gingen diesen letzten Gang so, wie sie an diesem Turnier aufgetreten waren: Souverän und cool.
Da war zum Beispiel Nino Niederreiter. Er hatte in diesem Spiel, das bis zehn Minuten vor Schluss 0:0 stand, eine der wenigen guten Chancen im Mitteldrittel verpasst. Er fasst das Erlebte perfekt zusammen: «Es war wie Schach. Zwei gute Mannschaften spielten eine sehr strukturierte Partie.»
Und so wie beim Schach ein kleiner Fehler den besten Plan zunichtemachen kann, so geschah auch im WM-Final ähnliches. Die Szene ein paar Sekunden vor dem 0:1, jene, die überhaupt erst zum Bully vor dem Schweizer Tor führte, aus der das Tor entstand, sie schwirrte immer noch durch den Kopf des Stürmers: «Es ist so eng, du musst nonstop bei der Sache sein. Doch dann begehen wir diesen dummen Fehler mit dem Icing, sie bringen ihre Top-Linie und machen dieses gute Play zum Tor.»
Der Ärger darüber, es eigentlich gewusst zu haben
Dieses gute Play: Bullygewinn zum linken Verteidiger (Hajek), Pass zum rechten Verteidiger (Kundratek) – soweit alles wie schon so oft gesehen. Doch dann wurde eine Variante daraus und spielte Kundratek den Puck nicht zurück zu Hajek, sondern hart und tief zu Stürmer David Pastrnak, der schon mit der Ausholbewegung für die Direktabnahme wartete. Roman Josis Blockversuch und Leonardo Genonis Parade, alles kam ein paar Zentimeter zu spät – 1:0.
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Was den Schweizer Goalie besonders ärgerte: Er habe genau gewusst, was passieren würde. «Ein eingeübter Spielzug, den wir analysiert hatten», erklärte Genoni. Doch dann habe er ein bisschen zu sehr Richtung Kundratek verschoben: «Danach kam ich beim Schuss nicht mehr rechtzeitig hinter den Puck, der via Pfosten ins Tor ging. Das ist sehr bitter.»
Wie so viele andere wurde auch Genoni gefragt, ob er Stolz über Silber und vor allem über ein grossartiges Turnier spüre. «Vielleicht in zwei, drei Tagen. Oder eher in zwei, drei Wochen.» Im Moment aber jagten sich auch im Kopf des Goalies die Gedanken: «Wir spielten einen Final gegen die Tschechen. Bei ihnen zuhause. Und waren so nah dran.»
Und dann konnte Genoni doch auch noch lachen über seinen Vergleich: «Den Pokal hier zu holen, wäre wie ein Bankraub gewesen. Doch dann ging die Türe zu.»
Kein Blick in die Zukunft! Oder doch?
Josi war nach Bertschy, der nach dem verursachten Icing auch noch das Bully verlor, und vor Genoni ein weiterer Schweizer, der das Gegentor um ein Haar hätte verhindern können. Auch der Captain haderte mit dem Schicksal: «Dieses Tor nach dem Bully, und ich komme knapp zu spät. Es entschieden Details, im Moment ist das schwierig zu akzeptieren.»
Er strich auch im Moment der Niederlage doch auch noch Positives hervor. Etwas, das Nationaltrainer Patrick Fischer schon in den Tagen zuvor immer wieder betont hatte: «Was von dieser WM zurückbleibt, ist, wie unser Team zusammenwuchs. Wir gewannen sowohl den Viertel- wie auch den Halbfinal mit starken Teamleistungen.»
Wird es diese Gruppe in dieser Form wieder geben? Wird sie noch einmal eine Chance auf Gold bekommen? Einer, den diese Frage am ehesten beschäftigen könnte, ist der 40-jährige Andres Ambühl, der seine 19. WM bestritt. «Ich denke im Moment nicht an die Zukunft», sagte der Davoser. «Es tut im Moment einfach nur weh. Das Spiel hätte auch auf unsere Seite kippen können.»
Verteidiger Michael Fora, wie neun weitere Schweizer Spieler bereits 2018 in Kopenhagen bei der Finalniederlage gegen Schweden dabei, wagte hingegen den Blick nach vorne: «Diese Gruppe hat ein so grosses Potenzial. Wir müssen daran glauben, irgendwann wird es klappen.» Und Genoni, mit bald 37 Jahren, wie Ambühl in der Endphase der Karriere, schloss gar mit einer Ansage: «Diesen ‹Kübel› zu holen, bleibt weiterhin mein Ziel.»
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