Trumps Coronavirus-Behauptung im Faktencheck
Der US-Präsident behauptet, die Pandemie bereits lange im Voraus erahnt zu haben. Wir überprüfen seine Aussage.
Schulen geschlossen, Grenzen dichtgemacht, Militär aufgeboten: Die Welt befindet sich im Ausnahmezustand. Die Zahlen der Infizierten und Toten stieg jüngst so sehr und in so vielen unterschiedlichen Ländern an, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 11. März Covid-19 offiziell zur Pandemie erklärte. Einige mag dies überrascht haben. Einer aber hatte das Ganze offenbar bereits vorhergesehen: Donald Trump.
Donald Trump, US-Präsident, sagte nämlich:
«Ich hatte das Gefühl, dass es sich um eine Pandemie handelte, lange bevor sie als Pandemie bezeichnet wurde.»
Der Check: Die Aussage des US-Präsidenten deckt sich in keinster Weise mit seinen vorhergehenden Beschwichtigungen in den letzten Wochen und Monaten. Trump spielte das Virus in der Vergangenheit immer wieder herunter, bezeichnete es als etwas, was «eines Tages – wie ein Wunder – einfach so verschwinden wird» und verglich es mit einer gewöhnlichen Grippe. Am 22. Januar wurde er in einem Interview mit dem US-Nachrichtensender CNBC mit der Frage konfrontiert, ob er sich Sorgen mache, dass es zu einer Pandemie kommen könnte. «Nein, überhaupt nicht. Wir haben es (das Virus, Anmerkung der Redaktion) völlig unter Kontrolle», antwortete Trump. «Es ist bislang eine Person aus China hier im Land betroffen, wir haben das unter Kontrolle. Es wird alles gut werden.»
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Trump doppelte am 22. Februar auf Twitter nach: «Das Coronavirus ist praktisch unter Kontrolle in den USA (...).» Dabei hatte das knapp 330 Millionen Einwohner grosse Land bereits im Verlaufe des Februars die Kontrolle völlig verloren. Einige der Tests, welche den Laboren seit Anfang Februar zur Verfügung standen, waren defekt und lieferten fehlerhafte Ergebnisse. Darüber hinaus hatten nur wenige Bundesstaaten überhaupt die Möglichkeit, zu testen. Proben mussten umständlich an andere Labore verschickt werden. Eine wirkliche Übersicht über alle Infizierten gab es also nicht wirklich und gibt es mit höchster Wahrscheinlichkeit jetzt erst recht nicht.
Darüber hinaus traf sich Trump immer wieder mit ausländischen Regierungsbeamten. So etwa mit einer Delegation aus Brasilien, von welcher später mehrere positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Auf die Frage, ob er besorgt sei, dass das Virus näher an den Regierungssitz in Washington kommen könnte, antwortete er anfangs: «Nein, ich bin überhaupt nicht besorgt. Nein, bin ich nicht. Nein, wir haben grossartige Arbeit geleistet.» Glück gehabt: Ein späterer Coronavirus-Test beim US-Präsidenten fiel negativ aus.
Das Fazit: Trumps Aussage steht seinen bisherigen diametral gegenüber. Natürlich kann sie nicht abschliessend als richtig oder falsch deklariert werden. Nur Trump wird wissen, was in seinem Kopf vorgeht. Ist es allerdings tatsächlich so, dass er die Pandemie lange vorhergesehen hatte, dann stellt sich die Frage, wieso er nicht eher entsprechende Massnahmen veranlasst hatte und so lange mit dem Notstand gewartet hatte. Aufgrund dessen und den gar abweichenden Aussagen in der Vergangenheit ist seine Aussage daher als falsch einzustufen.
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