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Meinung

Analyse zur US-Wirtschaft und Corona
Trump wird bei den Wahlen nun anders beurteilt werden

Wird nun nach seinen Fähigkeiten im Krisenmanagement beurteilt: US-Präsident Donald Trump spricht bei der Instruktion einer Corona-Einsatzgruppe im Weissen Haus am 5. April.
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«Unsere Wirtschaft läuft besser als jemals zuvor», brüstete sich Präsident Trump in seiner Rede zur Lage der Nation im Januar 2020. Wie immer, wenn es um seine Erfolge geht, übertrieb er, aber seine Bilanz konnte sich sehen lassen: Die Arbeitslosigkeit auf einem historischen Niedrigstand, ein bescheidenes, aber solides Wachstum, am Horizont keine Eintrübungen.

Der republikanische Präsident konnte sich gute Chancen für seine Wiederwahl im November ausrechnen, denn er hatte eine uramerikanische Maxime befolgt: «Das hauptsächliche Geschäft des amerikanischen Volks ist das Geschäft», hatte Trumps Vorgänger Calvin Coolidge 1925 erklärt.

Umweltzerstörung in Kauf genommen

Damit die Geschäfte prima liefen, hatte Trump vor allem für Unternehmen und Vermögende die Steuern gesenkt – und er hatte resolut Regulierungen abgeholzt, darunter viele Auflagen zum Umweltschutz. Luft und Wasser durften wieder verschmutzt, selbst in bislang geschützten Gebieten durfte nach Öl und Gas gebohrt werden, um Trumps Ziel der «Energiedominanz» zu erreichen.

Ein Wohnviertel sitzt neben einer Ölraffinerie in Port Arthur, Texas: Die Wirtschaft der Region ist mehr als an jedem anderen Ort in Amerika an die Erdölindustrie gebunden.

Was gut für die fossile Brennstoffindustrie war, war gut für US-Amerika, lautete Trumps Devise in Anlehnung daran, was Präsident Eisenhowers Verteidigungsminister Charles Wilson 1953 behauptet hatte: dass nämlich «gut für Amerika ist, was gut für General Motors ist». Natur und Umwelt waren lediglich Hindernisse auf Trumps Superhighway des ewigen Booms.

2017 meldete sich die Natur zwar zu Wort, als Wirbelsturm Maria das amerikanische Territorium Puerto Rico heimsuchte und mindestens 3000 Menschen dabei ihr Leben verloren. Das anschliessende Katastrophenmanagement der Regierung Trump war nicht sonderlich Vertrauen einflössend.

Bilder des Präsidenten, wie er verzweifelten Puerto Ricanern bei einem Blitzbesuch Rollen von Papierhandtüchern zuwarf, sorgten für Empörung. Der Hurrikan und seine Verwüstungen aber blieben für den Präsidenten lediglich eine Fussnote, ebenso wie die sich häufenden Beweise für die Erderwärmung. Trump hatte den Klimawandel als «Schwindel» abgetan.

«Neue Ära wirtschaftlichen Wohlstands»

Entsprechend handelte er: Auflagen zum Klimaschutz wurden kassiert, der Austritt des Landes aus dem Pariser Klimaabkommen vollzogen. Der Primat der Wirtschaft triumphierte, nichts und niemand sollte Wachstum, Arbeitsplätze und Profite bedrohen.

Noch im Februar 2020 hiess es auf der Website des Weissen Hauses, Präsident Trump habe «die vorherige gescheiterte Wirtschaftspolitik rückgängig gemacht und eine neue Ära wirtschaftlichen Wohlstands für die Vereinigten Staaten eingeleitet».

Die Natur hatte zu jenem Zeitpunkt bereits zurückgeschlagen, blosse Wochen sollte es dauern, bis sich das Coronavirus im gesamten Land ausbreitete. Was nun über die Vereinigten Staaten hereinbrach, konnte Donald Trump ebenso wenig kontrollieren wie den Anstieg der Temperaturen und des Meeresspiegels.

Klima begleitet Wahlherbst

Die Strategie des Präsidenten für den Wahlherbst ist längst Makulatur geworden, denn sicherlich wird er im September und Oktober nicht mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit aller Zeiten oder mit einer Wachstumsrate von zwei oder gar drei Prozent prahlen können.

Die Amerikaner werden ihn jetzt daran messen, wie er sie und ihre Nation durch die Corona-Krise führen wird. Die Natur wird sich unterdessen bald wieder melden, sei es mit Dürren im Mittleren Westen, mit Tornados im Süden oder mit Wirbelstürmen, die der amerikanischen Ostküste Angst einjagen werden. Auch die Klimaerwärmung wird ein steter Begleiter der Amerikaner bleiben, egal ob Donald Trump an ihre Existenz glaubt oder nicht.