Überraschende Kabinett-WahlTrumps Arbeitsministerin wird die moderate Ausnahme in einem Kabinett rechter Hardliner sein
Mit Lori Chavez-DeRemer zieht eine gewerkschaftsnahe Republikanerin in die Regierung. Sie gilt als moderat und will überparteilich arbeiten. Nur, darf sie?
Es hätte ein bitterer Herbst werden können für Lori Chavez-DeRemer. Die Republikanerin verlor am 5. November nach einem harten Wahlkampf ihren Sitz im Repräsentantenhaus. Nach nur zwei Jahren im Amt, auf das die frühere Bürgermeisterin einer Kleinstadt in Oregon so lange hingearbeitet hatte. Und das in einem Moment, der für sie günstig erschien, weil am Wahltag eine rote Welle durch das Land schwappte. Der Bezirk von Chavez-DeRemer war nun aber einer der wenigen, die sich nach links wandten.
Nun verdankt sie Donald Trump, dass sie doch noch an ihrer Karriere in Washington weiterarbeiten kann. Der künftige US-Präsident will sie als Arbeitsministerin in seine Regierung holen, eine Überraschung. Während Trump viele andere Kandidaten am rechten Rand des politischen Spektrums sucht, hat er in Person von Lori Chavez-DeRemer (56) eine bemerkenswert gemässigte Frau nominiert.
Sie tritt offen für überparteiliche Zusammenarbeit ein, «um unsere härtesten Probleme lösen zu können, von der Kinderfürsorge bis zur Obdachlosenkrise». Diese in einem so polarisierten Land ungewöhnliche Haltung vertrat sie auch in drei Ausschüssen, denen für Infrastruktur, Landwirtschaft und Erziehung. Ihren Ruf hat sie sich mit einer gewerkschaftsfreundlichen Haltung erworben. Sie fiel als eine von nur drei Republikanern auf, die mit den Demokraten für das wichtigste Gesetzesanliegen der Gewerkschaften stimmten, das deren Verhandlungsmacht deutlich stärken würde. Im Wahlkampf erhielt sie deswegen die Unterstützung von Gewerkschaften, auch von den Teamsters, der mächtigen Transportarbeitergewerkschaft, wo ihr Vater einst Mitglied war.
Elon Musk ist ein Gewerkschaftsfeind
Zu Donald Trump sind die Arbeiter in den vergangenen Jahren scharenweise übergelaufen. Chavez-DeRemer will diese Neuausrichtung nun als Arbeitsministerin vorantreiben, wie sie mitteilte, ohne konkret zu werden. Trump versprach, mit hohen Zöllen Fabriken in die USA zurückzuholen und Millionen Stellen zu schaffen.
Fraglich ist dennoch, wie viel Spielraum Arbeitsministerin Chavez-DeRemer unter dem Milliardär Donald Trump geniessen wird. In seiner ersten Amtszeit hatte er die Gewerkschaften empfindlich geschwächt. Von seinen Steuersenkungen profitierte die Arbeiterklasse zwar, um ein Vielfaches mehr aber die Gruppe der Superreichen. Und Trumps neuester Spezi Elon Musk ist ein berüchtigter Gewerkschaftsfeind. Im Wahlkampf zeichneten die beiden eine stundenlange Plauderei auf, in der Trump sogar selbst verlangte, streikende Arbeitnehmer sofort zu feuern.
Für Lori Chavez-DeRemer dürfte der Herbst also nicht allzu bitter enden. Ob die Rechnung auch für die amerikanische Arbeiterschaft aufgehen wird, ist hingegen alles andere als sicher.
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