AboInterview zur US-Aussenpolitik«Die europäischen Ängste vor Trump sind völlig übertrieben»
Professor Walter Russell Mead geht mit Joe Biden hart ins Gericht. Dessen Politik öffne die Tür für mehr Unsicherheit. Nötig sei eine Strategie der Abschreckung.
Walter Russell Mead, wie gut geht Präsident Joe Biden mit der Krise zwischen dem Iran und Israel um?
Die Iraner sind sehr geschickt darin, Provokationen zu dosieren, um ein Zeichen zu setzen, aber keine grössere Krise auszulösen. Die Biden-Regierung hingegen steckt in einer Lage, die sie um jeden Preis vermeiden wollte. Ihr oberstes Ziel war, einen Krieg mit dem Iran zu verhindern. Ein direkter Konflikt würde die demokratische Partei vermutlich spalten.
Schon jetzt wird Biden von der einen Seite kritisiert für seine Unterstützung Israels und von der anderen Seite getadelt, dass er nicht genug unternehme. Biden ist unfähig, die Entwicklungen zu verlangsamen. Auf die Hamas hat er nicht genug Einfluss, um einen Waffenstillstand herbeizuführen, auf die Israelis ebenso wenig (lesen Sie hier, wie Biden auf den Angriff des Iran auf Israel reagiert). In der Zwischenzeit spitzt sich die Krise zu, und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die USA direkt hineingezogen werden.