Trump-Berater und «Dirty Trickster» Roger Stone festgenommen
Muellers erste Anklage in Monaten: Donald Trumps langjähriger Vertrauter wird der Manipulation von Zeugen beschuldigt – und sechs weiterer Vergehen.
Der US-Sonderermittler zur Russland-Affäre hat einen schweren Schlag gegen das engere Umfeld von Präsident Donald Trump geführt. Der langjährige Trump-Berater Roger Stone wurde auf Antrag von Ermittler Robert Mueller unter Anklage gestellt und am Freitag vorübergehend festgenommen.
Dem 66-Jährigen wird angelastet, die Untersuchungen des Kongresses zu der Affäre gezielt torpediert zu haben. Stone wurde von einem Geschworenengremium in sieben Punkten angeklagt. Die Vorwürfe beziehen sich auf Behinderung einer offiziellen Untersuchung, Falschaussagen und Beeinflussung eines anderen Zeugen.
Der Politikberater wurde am frühen Morgen (Ortszeit) von schwerbewaffneten Beamten der Bundespolizei FBI in seinem Haus in Fort Lauderdale im Bundesstaat Florida festgenommen und einige Stunden später einem dortigen Gericht vorgeführt. Dieses setzte ihn gegen eine Kaution von 250'000 Dollar vorläufig auf freien Fuss.
Trump-Sprecherin Sarah Sanders sagte dem Sender CNN, die Anklageerhebung gegen Stone habe «nichts mit dem Präsidenten» zu tun. Trump selber prangerte die Mueller-Ermittlungen über Twitter erneut als «grösste Hexenjagd in der Geschichte unseres Landes» an.
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Der Sonderermittler untersucht seit Mai 2017 die mutmasslichen russischen Cyberinterventionen im vergangenen US-Präsidentschaftswahlkampf und mögliche illegale Kontakte des Trump-Teams nach Russland.
Kontakte zu Wikileaks
Stone hatte während des Präsidentschaftswahlkampfs in Verbindung zum Trump-Team gestanden. Im August 2016 führte er laut Anklage «öffentlich und privat» an, Kontakte zu Wikileaks zu haben. Im Oktober 2016 veröffentlichte die Enthüllungsplattform dann interne E-Mails der Parteizentrale der Demokraten und des Wahlkampfteams von Trumps Rivalin Hillary Clinton, die von mutmasslichen russischen Hackern gekapert worden sein sollen.
Später soll Stone laut der Anklage die Untersuchungen im Kongress zu den mutmasslichen russischen Cyberinterventionen im Wahlkampf und der Rolle von Wikileaks dabei behindert haben.
Am frühen Freitagmorgen umstellten schwer bewaffnete Polizisten Stones Haus in Fort Lauderdale und nahmen den Trump-Vertrauten fest, wie im Fernsehsender CNN zu sehen war.
Nixon-Tattoo
Der republikanische Parteistratege, der schon für Ex-Präsident Richard Nixon – der 37. US-Präsident ist als Tattoo auf Stones Rücken verewigt – Wahlkampf machte, ist seit vielen Jahren mit Trump befreundet. Er stiess kurz nach der Präsidentschaftskandidatur des Immobilienmilliardärs als Berater zu Trumps Wahlkampf-Team, verliess es aber nach wenigen Monaten nach einem Streit.
Trump und Stone blieben aber weiter in engem Kontakt. Laut Muellers Anklage tauschte Stone sich bis zur Wahl 2016 weiter «regelmässig» mit Trumps Wahlkampfteam aus und unterstützte Trump zudem öffentlich. Im Sommer 2016 sprach er demnach mit hochrangigen Vertretern des Trump-Wahlkampfteams über Wikileaks und möglicherweise belastende Informationen über die Clinton-Kampagne. Stone hatte im Dezember bestritten, während des Wahlkampfs mit Wikileaks-Gründer Julian Assange kommuniziert zu haben.
Stone hatte Muellers Ermittlungen, die Trump immer wieder als «Hexenjagd» bezeichnet, in der Vergangenheit ebenfalls kritisiert. Im Mai sagte er im Sender NBC, mit den Ermittlungen sollten Trumps Unterstützer und Fürsprecher «zum Schweigen gebracht und bestraft» werden. Es sei nicht ausgeschlossen, dass Mueller irgendwann auch eine «irrelevante Straftat» gegen ihn «hervorzaubert», sagte Stone damals. «Ich würde das als Versuch werten, mich zum Schweigen zu bringen.»
Stone hatte zudem angekündigt, nicht gegen Trump aussagen zu wollen. Er werde «unter keinen Umständen» gegen den Präsidenten aussagen, «weil ich falsche Aussagen gegen ihn machen müsste», sagte er im Dezember im Sender ABC. «Ich müsste Dinge erfinden, und das werde ich nicht tun.»
Das Enfant terrible der Republikaner
Der selbsternannte «Dirty Trickster» Stone gilt als republikanisches Enfant terrible. Er hat politische Gegner «aufgemischt, sie verleumdet, mit ausgeklügelten Schweinereien zu Fall gebracht oder einfach ausmanövriert», wie Washington-Korrespondent Martin Kilian unlängst schrieb.
2007 fiel Stone besonders unangenehm auf, als er beim betagten Vater des demokratischen Gouverneurskandidaten im Staat New York, Eliot Spitzer, eine Telefonnachricht hinterliess und den alten Herrn mit einer Kanonade von Fäkalausdrücken massiv bedrohte. Stone dementierte, eine Detektei aber stellte zweifelsfrei fest, dass der Anruf vom Telefon seiner Ehefrau erfolgte. «Sie haben Roger erwischt», kommentierte Stones Freund Donald Trump damals den Vorfall.
sda/afp/nag
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