Seine Karriere begann auf Instagram. Als «Travis the Creator» machte er sich einen Namen als Mode-Influencer, organisierte Fotoshootings und später Partys für Gäste aus Spitzensport und der Entertainment-Branche.

Und nun war es ebenjene Plattform, die massgeblich dazu beitrug, dass seine Karriere bröckelt.

Als ein junger Mann Ende 2021 einen Instagram-Kanal eröffnete, um herauszufinden, ob Travis neben ihm auch anderen Menschen Geld schulde, wurde er mit Vorwürfen überhäuft.

Innerhalb von 72 Stunden meldeten sich 34 Frauen via Instagram. Sie berichten von Belästigungen und sexuellen Handlungen, die Travis gegen den Willen der Frauen ausgeübt haben soll. 12 dieser Frauen gaben an, bei den Vorfällen minderjährig gewesen zu sein.

Travis streitet alle Vorwürfe ab. Seine Anwältin verweist darauf, dass die meisten dieser Vorfälle nicht angezeigt und von den Behörden geprüft seien. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

Marken und Follower

Bevor Travis auf Instagram durchstartete, wollte er Koch werden, doch er flog aus dem Lehrbetrieb. Eine neue Ausbildung hat er danach nie absolviert. Stattdessen versuchte er sich als Mode-Influencer, zwischen 2014 und 2019 wurde er damit in Zürich und Umgebung bekannt.

In dieser Zeit präsentierte er sich seinen zeitweise über 50’000 Followern als Modeschöpfer, der sich gerne im Dunstkreis berühmter Persönlichkeiten aufhält. Er gab sich als Partner von grossen Marken aus wie Puma, MCM und anderen.

Travis, der Modeschöpfer

Im Alter von 18 Jahren hatte er bereits eine Kleidermarke lanciert und verteilte T-Shirts an Rap-Grössen wie Snoop Dogg oder Run DMC, von denen Bilder existieren, auf denen sie Travis’ Mode tragen.

Im Zürcher Hürlimannareal eröffnete er seinen eigenen Kleiderladen, in dem Schweizer Nati-Spieler ein- und ausgingen. Auch später zeigt er sich immer wieder mit Profifussballern. Zum Beispiel mit Mario Balotelli und FCZ-Neuzugang Benjamin Mendy.

Doch so glamourös, wie Travis sich auf den sozialen Medien gibt, war sein Leben nicht: Der Mann, der mit bürgerlichem Namen anders heisst, wurde 1995 in Ghana geboren, wo er die ersten Jahre seines Lebens bei seiner Grossmutter aufwuchs.

Mit sieben Jahren kam er in die Schweiz, nach Zürich, weil seine Mutter mit einem Schweizer verheiratet war. Aufgrund instabiler Familienverhältnisse musste er nur zwei Jahre später in ein Heim ziehen, später wurde er bei einer Pflegemutter untergebracht.

Weg von der Mode, hin zu den Partys

2021 wurde Travis zum ersten Mal wegen eines Sexualdelikts verurteilt: Das Bezirksgericht Bülach sprach ihn wegen Schändung schuldig. Er entging nur knapp einem Landesverweis, denn er besitzt keinen Schweizer Pass.

Schon vor der Verurteilung begann Travis, sich beruflich umzuorientieren. Er richtete seinen Fokus weg von der Mode und hin zur Partyszene.

Er wurde Concierge: jemand, der sich um das Wohl von gut betuchten Kunden kümmert, Partys für sie organisiert und dafür sorgt, dass die Auftraggeber von schönen Frauen umgeben sind.

Gemäss seinem Geschäftspartner organisierte er zuerst Party-, dann Luxusferien, tätig ist er vor allem im spanischen Marbella.

Über seinen Instagram-Kanal lässt er seine Gefolgschaft teilhaben. In den öffentlichen Posts lädt er zu Afterpartys von Superstars wie Burna Boy oder Travis Scott ein. Einzige Bedingung: Ladys only.

Partys mit Prominenten wie Benjamin Mendy

Dass er mit Prominenten gefeiert hat, ist belegt. So verbrachte Travis mit Profifussballer Benjamin Mendy einen viertägigen Urlaub in Cannes und St. Tropez. Auch für Mendy lud er Frauen aus ganz Europa ein. Als Gegenleistung für die kostenlosen Luxusferien soll Travis von den Frauen Sex verlangt haben, erzählt eine, die dabei war.

Travis’ Partys sind in Marbella berühmt. Unter dem Motto «Don’t be shy», also «sei nicht schüchtern», veranstaltete er im Sommer 2024 eine Partyreihe in einem Strandclub. Im Winter expandierte er mit der gleichnamigen Party nach Madrid.

Währenddessen erwartet ihn in der Schweiz ein Gerichtsprozess. Nachdem 34 Frauen über Instagram Vorwürfe gemacht haben, gingen 7 zur Polizei und erstatteten Anzeige. Im aktuellen Verfahren klagt ihn die Staatsanwaltschaft wegen Übergriffen auf fünf Frauen an, in vier Fällen wegen teils mehrfacher Vergewaltigung.

«Don’t be shy»: Unser Dokfilm zeigt, wie ein Zürcher Party-Influencer Frauen sexuell ausnutzt

Betroffene schildern ein Missbrauchssystem an Schweizer Modeshootings und Partys. Jahrelang wähnt sich «Travis» unbeobachtet – dann konfrontieren wir ihn. Den ganzen Film sehen Sie hier.

Fehler gefunden?Jetzt melden.