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Drastischer Einschnitt
«Und so endet das Tiktok-Zeitalter»: Universal zieht seine Musik ab

Taylor Swift stands on the field after an AFC Championship NFL football game between the Baltimore Ravens and the Kansas City Chiefs, Sunday, Jan. 28, 2024, in Baltimore. The Kansas City Chiefs won 17-10. (AP Photo/Julio Cortez)
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Metro Boomin, einer der meistgestreamten Musiker der Gegenwart, schreibt auf X: «Und so endet das Tiktok-Zeitalter.» Es sei höchste Zeit.

Universal Music hat in einem offenen Brief angekündigt, ab Februar seine Musik von der Videoplattform zu entfernen. Damit würden Songs von einigen der beliebtesten Künstlerinnen und Künstler verschwinden – Universal steht als weltgrösstes Label und als Vertrieb hinter globalen Popstars wie Taylor Swift, Bad Bunny, Drake, The Weeknd, Billie Eilish, den Beatles und Rolling Stones. Wer gross ist, ist bei Universal.

Sieben Millionen Lieder würden für die Userinnen und User wegfallen, wenn Universal den Schritt durchzieht, schreibt «Music Business Worldwide». Und auch von bereits bestehenden Videos entfernt werden.

Hintergrund sind gescheiterte Vertragsverhandlungen zwischen den beiden Branchengiganten, mit dem 31. Januar 2024 läuft die aktuelle Abmachung nun aus. Im offenen Brief kritisiert Universal Tiktok schwer. Der Erfolg der chinesischen App, die über eine Milliarde Menschen nutzen, fusse «zum grossen Teil auf der Musik, die von unseren Künstlerinnen und Songwritern erschaffen wurde», schreibt Universal. Das hätte eine eigene Untersuchung bestätigt.

Tiktok zahlt nur 1 Prozent

Gemäss Universal trägt Tiktok trotz massiven Wachstums aber nur rund ein Prozent zu den jährlichen Einnahmen des Labels bei. Tiktoks Geschäft basiere auf Musik, so ausgeprägt wie auf keiner anderen Social-Media-Plattform, doch wolle Tiktok «keinen fairen Preis für die Musik zahlen». Der vorgeschlagene Deal sei «weit weg vom Marktwert» der Lieder und ein Bruchteil dessen, was andere Plattformen zahlen.

MATLOCK, ENGLAND - JULY 29: Sophie Ellis-Bextor performs at Y Not Festival 2023 at Pikehall on July 29, 2023 in Matlock, England. (Photo by Luke Brennan/Getty Images)

Der US-amerikanische Musikriese inszeniert sich damit als Kämpfer für die Rechte von Musikschaffenden. Aber natürlich vertritt Universal auch eigene Interessen – denn Tiktok ist zu einem ernst zu nehmenden Konkurrenten auf dem Musikmarkt geworden. Tiktok hat eine eigene Musikbibliothek geschaffen, über die Künstlerinnen und Künstler relativ einfach ihre Songs veröffentlichen können. Zudem ist die Plattform wenig kritisch im Umgang mit KI-generierter Musik – all das bedroht die Einnahmequellen der Musiklabels.

Gerade KI-Musik ist zu einem Streitpunkt geworden. «Tiktok lässt zu, dass die Plattform mit KI-generierten Stücken überschwemmt wird, und entwickelt Tools, um die KI-Musikproduktion auf der Plattform selbst zu ermöglichen und fördern», schreibt Universal. Damit verwässere der Tantiemenpool für menschliche Künstlerinnen und Künstler.

Vorerst ein «Time-out»

Den Frontalangriff konterte Tiktok mit einem Statement: Universal stelle die eigene Gier über die Interessen der Musikschaffenden. Man verlasse eine mächtige Plattform, die gratis Werbung für ihre Künstlerinnen und Künstler mache. Zudem habe man sich mit «allen anderen Labels» einigen können.

Tiktok hat enormen Einfluss darauf, welche Musik rund um den Globus konsumiert wird. Zahlreiche der erfolgreichsten Lieder der vergangenen Jahre verdanken ihre Popularität viralen Videotrends auf Tiktok, auch vor längerem veröffentlichte Songs werden plötzlich zu Megahits, wie «Murder on the Dancefloor» von Sophie Ellis-Bextor oder «Makeba» von Jain.

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Auf Social Media werden Posts generell mit einer Art Stimmungsmusik unterlegt, die immer häufiger lizenzfrei verfügbar ist und gar mit KI erstellt wird. Die Musikbranche gerät unter Druck, will sie auf Social Media mitverdienen – was zuletzt der stärkste Wachstumszweig für die Labels war.

Universal zögert denn auch mit einem definitiven Rückzug von Tiktok. Man lege ein «Time-out» ein – was die Ankündigung zur Drohgebärde im Verhandlungsprozess macht. Wie lange die Musik der Superstars allenfalls nicht verfügbar sein wird, hängt davon ab, ob doch noch ein Deal zustande kommt.