Turbulentes French OpenThiem wackelt, Nadal staunt, Zverev verliert
Der erste Achtelfinaltag in Roland Garros brachte das Aus der Turnierfavoritin und drei denkwürdige Auftritte von Debütanten.
Gleich drei Spieler mit Jahrgang 2000 und 2001 kämpften an diesem aussergewöhnlichen und stürmischen Sonntag darum, in ihrem ersten French Open die Viertelfinals zu erreichen. Der Letzte, dem dies gelungen war, hiess vor 15 Jahren Rafael Nadal. Einem gelang es tatsächlich: dem 19-jährigen Italiener Jannik Sinner (ATP 75), der den Deutschen Alexander Zverev (7) eliminierte, als wäre es das Normalste der Welt. Wie es das Schicksal so will, trifft der Südtiroler nun zum ersten Mal auf Nadal, den zwölffachen Paris-Sieger.
Die zwei anderen Jungstars deuteten auch an, dass sie zu den dominierenden Figuren der Zukunft gehören könnten: Der Amerikaner Sebastian Korda und der Franzose Hugo Gaston, beide 20-jährig, wurden nach dem Ausscheiden von ihren Bezwingern Nadal und Dominic Thiem, den Finalisten der vergangenen zwei Jahre, mit Lob überhäuft.
Dass es Sinner war, der beim Debütant gleich die letzten acht erreichte, macht Sinn. Der einzige Teenager in den Top 100 zeigte , dass er neben den spielerischen auch die psychischen Voraussetzungen hat, um an die Spitze vorzustossen. Beim 6:3, 6:3, 4:6, 6:3 gegen den US-Open-Finalisten blieb er auch in der Endphase unbeeindruckt, als ihm der vier Jahre ältere Deutsche alles entgegenwarf, was er noch hatte.
Zverev mit Corona-Symptomen
Er hätte gar nicht spielen sollen, denn er sei krank geworden nach der Partie gegen Cecchinato, sagte Zverev allerdings. «Ich kann kaum atmen und hatte in der Nacht Fieber.» Auf die Frage, ob es sich um Covid-19 handeln könnte, sagte er zu deutschen Medien: «Das glaube ich nicht. Wir werden ständig getestet. Ich werde mich aber nochmal testen lassen. Es war einfach das Wetter. Riechen und schmecken kann ich auf alle Fälle noch.» Dabei trug er bei seiner Videomedienkonferenz eine Maske.
In der letzten Partie des Tages konnten die Gastgeber lange an einen Coup glauben. Nach Wawrinka zwang Gaston auch Thiem über fünf Sätze (4:6, 4:6, 7:5, 6:3, 3:6). Der 1,73 Meter grosse Wildcard-Spieler, der letzte Franzose im Feld und nur die Nummer 239, raste über den Platz wie die Trickfilm-Figur Speedy Gonzales. US-Open-Sieger Thiem musste die letzten Reserven freimachen, um die letzten zwei Games und nach dreieinhalb Stunden die Partie zu gewinnen.
«Das war ein erstaunlicher Match. Ich habe schon lange keinen Spieler gesehen mit so grossen Fähigkeiten. Er war wie von einem anderen Planeten. Wenn er so weitermacht, wird er ein grossartiger Spieler und noch viel Freude verbreiten», sagte Thiem; die vielen Stoppbälle des Franzosen hätten ihn verwirrt. Der Österreicher trifft nun auf den Argentinier Diego Schwartzman, der in Rom Nadal schlug.
Kordas Katze heisst «Rafa»
Obwohl Korda gegen Nadal klar 1:6, 1:6, 2:6 verlor, zeigte auch der fast zwei Meter grosse Qualifikant (ATP 213) erneut, über welches Potenzial er verfügt. Das anerkannte auch Nadal, der im ersten und dritten Satz hart kämpfen musste, um den Widerstand des Amerikaners zu brechen. «Er wird ein sehr, sehr guter Spieler und sich sehr schnell entwickeln. Wie er den Ball schlägt, ist beeindruckend.» Für Korda, den Sohn eines früheren Australian-Open-Siegers, war die Partie «der beste Moment meines Lebens». Er ist ein so grosser Fan des Spaniers, dass er seine Katze «Rafa» taufte und Nadal nach der Partie bat, sein T-Shirt zu signieren.
Zu bedauern war an diesem ersten Achtelfinaltag, dass nur 1000 Zuschauer dabei sein durften. Denn auch im Frauenturnier hatte eine der Jüngsten einen denkwürdigen Auftritt: Die Polin Iga Swiatek (WTA 54) eröffnete den Tag mit einem 6:1, 6:2 gegen die zuvor in 17 Partien unbesiegte und top gesetzte Turnierfavoritin Simona Halep. Sie trifft nun auf die ebenso überraschende italienische Qualifikantin Martina Trevisan (WTA 159), die die 151 Ränge besser klassierte Kiki Bertens (8) eliminierte.
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