Schweizer NationalmannschaftNach dem Schreck: Yann Sommer verlässt das Nationalteam
Die Schweiz spielt in Kopenhagen 0:0. Yann Sommer muss das Spielfeld verletzt verlassen und reist zu seinem Club.
Es sind ungute Erinnerungen, die in der 24. Minute im Parken-Stadion von Kopenhagen aufkommen. Die Schweizer Nationalmannschaft hat bei einer Ecke der Dänen niemanden auf Joachim Andersen eingeteilt. Nach dessen Kopfball muss Yann Sommer Kopf und Kragen riskieren, um mit dem Fuss vor Rasmus Höjlund zu retten.
Aber in dieser Aktion knickt der Schweizer Nationalgoalie um. Nach 37 Minuten muss er sich deswegen auswechseln lassen. Wie sich sein Gelenk in einem ungesunden Winkel neigt, ruft die Bilder zurück ins Bewusstsein, die 2022 einen Monat vor dem Beginn der Weltmeisterschaft zu sehen waren. Damals verletzte sich Sommer am linken Sprunggelenk, reiste darum mit Rückstand ans Turnier – und war an der WM nicht der bestmögliche Yann Sommer.
Diesmal ist mehr Zeit. Bis zum Schweizer Startspiel an der EM sind es noch 84 Tage. Trotzdem ist es nicht eben beruhigend, wenn im letzten Zusammenzug des Nationalteams vor der direkten Turniervorbereitung mit Sommer und Gregor Kobel die beiden besten Schweizer Goalies verletzt abreisen müssen. Sommer verlässt am Sonntag das Nationalteam und lässt sich bei seinem Club Inter Mailand untersuchen.
Immerhin darf Ersatzmann Yvon Mvogo in der 61. Minute bei einem Freistoss von Christian Eriksen zeigen, wie gut er in der Luft liegt.
Dass Sommers Fehltritt auf Schweizer Seite für dem höchsten Adrenalinausstoss sorgt, sagt vieles über den Rest der Partie aus, die den Versuch eines Neubeginns darstellt. Irgendwie soll ja auf fast magische Art und Weise alles wieder gut sein in diesem Schweizer Nationalteam, das zuletzt in einem deprimierenden Herbst zusammen gewesen war.
Es gab zuletzt öffentlich gegenseitige Treueschwüre von Trainer Murat Yakin und Captain Granit Xhaka. Es wurde erklärt, dass mit dem Ausblick auf eine bevorstehende Europameisterschaft sowieso alles anders werde als in der Qualifikation. «Das passiert automatisch», hat Yakin dazu gesagt.
Der Nationaltrainer vertritt auch die spannende These, dass seine Spieler länger konzentriert bleiben, wenn sie seltener den Ball haben. Nationalmannschaftsdirektor Pierluigi Tami hat analysiert, dass die Schweizer Mühe haben, wenn sie als Favoriten in die Spiele gehen. Und mit Giorgio Contini soll ein neuer Assistenztrainer für frischen Wind sorgen.
Shaqiri nur auf der Bank
Auf dem Platz sind dann zu Beginn vor allem drei Dinge zu beobachten: Die Schweizer spielen erstens mit einer Dreierkette in der Defensive. Bislang haben sie unter Yakin vor allem mit einer Viererabwehr agiert. Teil dieser Dreierabwehr ist zweitens Fabian Schär, dem Yakin vor dem Zusammenzug eigentlich mitgeteilt hat, dass er sich auf ein Dasein als Ergänzungsspieler einstellen müsse.
Und drittens sitzt Xherdan Shaqiri auf der Bank. Dem sind in seinen bisher 119 Länderspielen zwar 29 Tore und 34 Assists gelungen. Aber Yakin traut ihm nicht mehr zu, dass er in einem Spiel besteht, in dem die Schweizer nicht mehrheitlich im Ballbesitz sind.
Es ist tatsächlich möglich, dass Shaqiris Defensivarbeit nicht immer über alle Zweifel erhaben ist. Aber es ist dann schon sehr bieder, wie die Schweizer Offensive an diesem Abend auftritt. Dan Ndoye hat zwei, drei gute Ansätze nach Dribblings. Ruben Vargas kommt zu zweieinhalb ansehnlichen Szenen.
Und Noah Okafors Auftritt im Sturmzentrum ist ein 66-minütiges Plädoyer, dass es gegen vorne dringend noch ein paar andere Ideen braucht. Breel Embolo, der in Monaco im Aufbautraining ist, wird vor dem Bildschirm jedenfalls nicht um seinen Stammplatz im Schweizer Sturmzentrum gezittert haben.
Die Schweiz hat seit fünf Spielen keinen Sieg mehr gefeiert
Was auch bleibt von diesem kühlen Abend in Kopenhagen: Die Schweizer haben immerhin mal wieder ein Spiel ohne Systemausfall über die Zeit gebracht. Sie ist gegen vorne zwar erschreckend harmlos. Dafür hat sie hinten weniger Aussetzer als in der Qualifikation. Und als die Absprache zwischen Ricardo Rodriguez und Manuel Akanji mal gar nicht stimmt, schiesst Höjlund den Ball übers Tor.
So bleibt es bei einem 0:0. Immerhin, die Schweiz hat nicht verloren. Sie hat nun aber auch schon seit fünf Spielen keinen Sieg mehr gefeiert. Aus den letzten acht Partien hat sie eines gewonnen – zuhause gegen Andorra.
Verbandspräsident Dominique Blanc hat zwar schon vor dem Abflug nach Dänemark erklärt: «Die Euro beginnt schon jetzt!» Aber es ist gut so, dass es noch ein paar Wochen geht. Die Schweizer haben noch einiges, an dem sie arbeiten können. Das nächste Mal am Dienstag in Dublin gegen Irland.
Dänemark
Schweiz
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Das war’s! Das Spiel ist zu Ende. Die Schweiz und Dänemark trennen sich 0:0.
Eriksens Freistoss
Eriksen, vielleicht als letzte Aktion, bringt auch noch einen Freistoss ins Zentrum. Kein Problem für die Schweizer, die jetzt nochmals aufbauen können.
Dieser Freistoss
Und da hätte er sein können, dieser Shaqiri-Moment. Er tritt einen Freistoss über den Spielerpulk, in Richtung Amdouni. Ein klein wenig gerät der Ball zu lange. Sonst hätte der Stürmer hier den ersten Treffer der Partie erzielen können.
Zehn Minuten Shaqiri
Zehn Minuten steht Shaqiri inzwischen auf dem Platz. Neun Mal hatte er den Ball. Und aus diesen Ballberührungen ist nichts entstanden. Das Schweizer Genie warte noch auf seinen Moment.
Mbabu kommt
Während die Dänen gleich dreifach wechseln, nutzt Yakin den Unterbruch, seinen letzten Wechsel vorzunehmen. Mbabu kommt für Ndoye.
30’731 im Stadion
30’731 Menschen sind im Stadion. So die offizielle Zahl. Gemäss Informationen des SRF waren die letzten 13 Heimspiele der Dänen ausverkauft. Diesmal nicht.
Shaqiri kommt
Ziemlich unklar, was da war. Zakaria legt sich nach dieser Aktion aber auf den Boden und wird gepflegt. Xhaka zeigt der Bank an, dass sein Kollege aus dem Zentrum nicht weitermachen kann.
Für Zakaria kommt Aebischer.
Vargas gehen ebenfalls vom Platz. Für ihn kommt Shaqiri.
Fünf von sechs Möglichkeiten zum Wechseln hat Yakin damit ausgeschöpft.
Chance Højlund
Schöner Pass in die Tiefe auf Højlund. Der steht onside und läuft los. Seinen Schuss setzt er dann weit über das Tor. Schwacher Schluss einer guten Aktion.
Xhaka gerät mit Hjulmand zusammen
Xhaka am Boden, mit dem Ball in der Hand. Hjulmand kickt ihn dem Schweizer Captain weg. Nicht mit Xhaka. Der steht auf und nimmt sich Hjulmand vor. Oder um es frei mit Xhaka zu sagen: «Schön aufpassen, kommt nicht gut für dich, Mr. Hjulmand.»
Doppelwechsel Schweiz
Amdouni kommt für Okafor, Steffen ersetzt Widmer.
Sprich: Shaqiri kommt also nicht nach ungefähr einer Stunde. Ich lag mit meiner Prognose falsch. Solche Fehler passieren halt, wenn man die letzten Tage einfach zuhause war und gekocht hat oder Fitness oder Katzen gefüttert.
Mvogo hält klasse Freistoss
Super Freistoss von Eriksen aus rund 25 Metern. Aber Mvogo hält diesen Ball, der rechts oben im Tor Platz gefunden hätte. Beste Aktion dieser zweiten Halbzeit bisher.
Okafor arbeitet nach hinten
Super Szene von Okafor. Also nicht der Ballverlust, der ihm im Mittelfeld unterläuft. Sondern das, was er gleich danach macht: Er sprintet zurück, im Bestreben, seinen Fehler wieder gut zu machen. Am Schluss steht der Stürmer als hinterster Mann zwischen den Innenverteidigern. So geht Verteidigen.
Doppelwechsel Dänemark
Bevor jetzt dann gleich Shaqiri kommen wird, wechselt Dänemark doppelt: Hjulmand und Wind ersetzen Delaney und Poulsen.
Prognose
Wir wagen einen Blick in die Zukunft: Yakin wechselt bald, ca. nach einer Stunde, Xherdan Shaqiri ein. Grund: Dem Schweizer Angriff fehlt es an den Ideen, die wirklich funktionieren.
Umgekehrtes Bild
Während die Schweizer die ersten Minuten der ersten Halbzeit dem Gegner überlassen mussten, sind sie es, die die ersten Minuten der zweiten Halbzeit für sich beanspruchen. 80 Prozent Ballbesitz, es spielen praktisch nur die Schweizer. Gefährliches entsteht dabei allerdings nicht.
Weiter geht’s, es spielen die gleichen 22 Spieler, die die erste Halbzeit beendet haben.
Pause in Kopenhagen. Die Schweiz schiesst immerhin zwei Mal auf das Tor: Freulers Schuss ist kein Problem für Schmeichel. Ndoyes Abschluss ist präziser, doch auch diesen hält Schmeichel. Auf der Gegenseite haben die Dänen viele Phasen der Partie im Griff.
Weh tut aus Schweizer Sicht der Ausfall von Goalie Sommer. Er ist mit dem rechten Fuss umgeknickt und muss nach etwas mehr als einer halben Stunde ausgewechselt werden. Seither steht Mvogo im Tor.
15 Minuten Pause, dann geht’s weiter im Parken Stadion.
Chance Ndoye
Schöne Einzelaktion von Ndoye. Der Offensivmann setzt sich gegen Mæhle durch, schiesst, und dieser Schuss hätte unten links genau gepasst. Aber Schmeichel ist da, wo ein Goalie sein muss: wo der Ball ist.
Sommer am Boden
Sieht ganz so aus, dass Sommer doch nicht weitermachen kann. Gerade eben ist er nochmals gepflegt worden. Jetzt muss er raus. Mvogo ersetzt ihn. Also der Goalie, der auch beim letzten Spiel 2023 im Tor stand.
Siebtes Länderspiel für Mvogo übrigens.
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