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Tausende Schweizer in deutschen Umweltzonen gebüsst

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Ein teurer Fussballausflug für den 30-jährigen Zürcher T. T.*: Ende Mai schaute er sich ein Bundesliga-Spiel in Deutschland an. «Auf dem Rückweg in die Schweiz sind wir spätabends noch in ein Restaurant in Karlsruhe. Als wir zurück zum Auto gekommen sind, war ein kleiner Zettel an der Frontscheibe», so der Zürcher zu «20 Minuten». Darauf stand, dass er 80 Euro bezahlen müsse, weil er «trotz eines Verkehrsverbots zur Verminderung schädlicher Luftverunreinigungen mit einem Kraftfahrzeug am Verkehr teilgenommen hat.»

«Ich habe zuerst gedacht es sein ein Witz oder eine Aktion von Umweltaktivisten», so T. Der Zettel habe schliesslich nicht wie eine richtige Busse ausgesehen – «und für deutsche Verhältnisse ist eine Busse über 80 Euro ja extrem hoch.» Eine Google-Suche habe die Situation dann aufgeklärt: «Karlsruhe gehört zu mittlerweile 58 deutschen Städten mit einer Umweltzone, die man nur noch mit einer Umweltplakette befahren darf», so der 30-Jährige.

Obwohl dies in einigen Städten schon seit vielen Jahren der Fall sei, habe er noch nie davon gehört. «Ich bin sehr regelmässig mit dem Auto in Deutschland und hatte keine Ahnung, dass man so eine Plakette braucht als Schweizer.» Er werde dies nun umgehend nachholen.

Über 14'000 Schweizer in zwei Städten beanstandet

Die Stadt Karlsruhe liess eine Anfrage von 20 Minuten unbeantwortet. Eine Umfrage bei anderen grenznahen Städten zeigt aber, dass T. bei weitem nicht allein ist: «Seit der Einführung sind rund 10'000 Ordnungswidrigkeiten gegen ausländische Fahrer vermerkt worden – darunter sind etwa 6400 Schweizer», sagt eine Sprecherin der Stadt Stuttgart. In Freiburg wurden zwischen Oktober 2013 und Dezember 2018 insgesamt 8449 Fahrzeuge mit Schweizer Kennzeichen beanstandet, weil sie keine oder nicht die richtige Feinstaubplakette hatten.

Aufgrund einer Besonderheit in Freiburg wurden aber nur rund zehn Prozent der beanstandeten Autofahrer auch gebüsst: «Wird innerhalb von zwei Wochen nachgewiesen, dass für das betreffende Fahrzeug mittlerweile eine Feinstaubplakette ausgestellt wurde, wird das Verfahren eingestellt», so der Sprecher. Der subjektive Eindruck der Gemeindevollzugsbediensteten sei, dass den ausländischen Lenkern oft nicht bewusst sei, dass eine Umweltplakette Pflicht sei. «Der Informationsgrad scheint über die Jahre aber spürbar zu steigen.»

Kenntnisstand laut TCS noch verbesserungswürdig

In München führt man keine Statistik zu gebüssten Schweizern. Aber auch hier zeigt man sich kulant bei ausländischen Fahrern: «Der Fahrzeughalter wird angeschrieben und angehört. Er hat die Möglichkeit nachzuweisen, dass sein Fahrzeug für eine grüne Plakette berechtigt gewesen wäre», sagt ein Sprecher. Sei dies der Fall, werde der Verstoss nicht weiter verfolgt.

Laut Lukas Reinhardt vom TCS sei der Kenntnisstand in Sachen Umweltzonen bei den Schweizer Autofahrer weiter verbesserungswürdig: «Die rechtlichen Grundlagen sind klar – Umweltzonen dürfen auch mit ausländischem Nummernschild nur mit gültiger Umweltplakette befahren werden.» Die Plaketten könne man in Deutschland bei Dekra oder Tüv beziehen oder beim TCS. Kostenpunkt: Zwischen 5 Euro und 28 Franken.

*Name der Redaktion bekannt

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Das müssen Autofahrer in Europa beachten

Frankreich

In Frankreich spalten sich die Umweltzonen in drei Arten auf: ZCR (zone à circulation restreinte), ZPA (zone de protection de l'air) und ZPAd (zone de protection de l'air départementale). Befahren dürfen die speziell beschilderten Zonen nur Fahrzeuge, die mit einer von sechs verschiedenen Plaketten ausgerüstet sind. Diese werden nach Zulassung, Energieeffizienz und Emissionsmenge vergeben. Kaufen muss man sie online.

Italien

In Italien gelten in mehreren Städten sogenannte «Zona a traffico limitato» (ZTL). Andere setzen auf eine City-Maut. Zonen und Maut gelten je nach Fahrzeugtyp oder Euro-Norm – die Beschränkungen unterscheiden sich von Zone zu Zone. Man muss sein Fahrzeug also selber mit den ziemlich komplexen Beschränkungen abgleichen. In Mailand, Bologna und Palermo braucht man zudem ein Mautticket. Kontrolliert wird durch die örtliche Polizei und Kameras, die Bussen können saftig ausfallen.

Belgien

Belgien will die Luft durch «Low emission zones» (LEZ) verbessern. Dabei müssen sich Autofahrer mit ihrem Wagen registrieren. Wer reinfahren darf, hängt von der Euro-Norm des Autos ab. Das Auto muss man auf der jeweiligen Stadt-Website registrieren. Für nicht-zugelassene Fahrzeuge kann man ein Umweltticket (Tagespass) für 35 Euro kaufen. Antwerpen und Brüssel haben schon LEZ, weitere Städte werden dazukommen.

Österreich

Es gibt Umweltzonen in mehreren Regionen in Österreich. Diese dürfen nur von Fahrzeugen mit der richtigen Umweltplakette befahren werden. Es gilt ein Umweltplaketten-System mit sechs verschiedenen Plaketten, die der jeweiligen Euro-Norm entsprechen. Die Plakette wird «Umwelt-Pickerl» genannt. Die Fahrverbote gelten bisher nur für LKW, allerdings wird eine Ausweitung diskutiert.

Griechenland

Hier müssen sich Schweizer für einmal keine Sorgen machen. Es gibt zwar eine Umweltzone in Athen, die in zwei Abschnitte geteilt ist: den kleinen und den grossen Ring. Sie gelten für alle Arten von Fahrzeugen, allerdings sind ausländische Fahrzeuge nicht betroffen. Mietwagen dürfen sich 40 Tage lang in der Zone bewegen.

Portugal

Es gibt eine Umweltzone in Lissabon, die «Zona de emissões reduzidas» (ZER). Diese besteht aus zwei Zonen mit unterschiedlichen Zufahrtsregelungen, die auch für ausländische Fahrzeuge gelten. Die Fahrverbote sind beschildert und gelten von Montag bis Freitag von 7 bis 21 Uhr.

Spanien

In Spanien gibt es Umweltzonen in mehreren grossen Städten. In Madrid und Barcelona gibt es zudem mehrere Zonen, die nur von Anwohnern befahren werden dürfen. Es gibt Fahrverbote für bestimmte Fahrzeugtypen und Euro-Normen, die sich jedoch von Zone zu Zone unterscheiden. Die Eigenschaften eines Fahrzeugs spiegeln sich in vier verschiedenen Umweltplaketten wider. Die Plaketten sind allerdings nicht obligatorisch. Bussen bis zu 100 Euro sind möglich.

Schweden

Es gibt insgesamt acht Umweltzonen in Schweden, sogenannte «Miljözoner». Diese betreffen hauptsächlich LKW und Busse. In Stockholm und Göteborg gibt es ausserdem eine City-Maut. Einfahrtsbeschränkungen richten sich nach dem Erstzulassungsdatum und der Euro-Norm. Es gibt keine Umweltplakette in Schweden.

Grossbritannien

Umweltzonen mit Fahrverboten gibt es in grösseren Städten wie London, Brighton, Glasgow und Edinburgh. Diese gelten auch für ausländische Fahrzeuge. In den normalen Umweltzonen sind allerdings PKW nicht betroffen, sondern nur in den sogenannten Ultra Low Emission Zones (ULEZ). Für die Congestion Charge Zones in London und Durham gilt eine City-Maut für alle Fahrzeuge.