Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Tod von Mahsa Amini
Im Iran weiten sich die Proteste aus

Nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini haben sich die Proteste im Iran in der Nacht zum Mittwoch auf 15 Städte ausgeweitet. Die Polizei setzte Tränengas ein um Ansammlungen von bis zu tausend Menschen aufzulösen, wie die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna berichtete. 

Bei den landesweiten Protesten ist ein Polizist getötet worden, vier weitere Sicherheitskräfte wurden in der Millionenstadt Shiraz verletzt, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Mittwoch weiter. In der nordöstlichen Pilgerstadt Mashhad sei zudem ein Polizist angezündet worden, bevor ihm Demonstranten mit Feuerlöschern zur Hilfe eilten, meldete die Nachrichtenagentur Tasnim.

Zusammenstoss zwischen Polizei und Demonstranten in Teheran. (19. September 2022)

Die 22-jährige Mahsa Amini, die aus der Provinz Kurdistan stammte, war am Dienstag vergangener Woche in der Hauptstadt Teheran von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch «unangemessen» trug. Nach ihrer Festnahme brach sie unter noch ungeklärten Umständen auf der Polizeiwache zusammen und starb am Freitag im Krankenhaus. Kritiker werfen der Sittenpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben. Die Polizei weist die Vorwürfe entschieden zurück.

Die Demonstrierenden blockierten laut der Nachrichtenagentur Irna den Verkehr, warfen Steine auf Sicherheitskräfte und zündeten Polizeifahrzeuge und Mülltonnen an. Neben regierungskritischen Slogans wurde immer öfter gerufen: «Wir kämpfen, wir sterben, wir werden uns den Iran zurückholen.» Sogar in der erzkonservativen Stadt und dem schiitischen Zentrum Ghom demonstrierten junge Menschen gegen die islamischen Kleidungsvorschriften. Es kam zu mehreren Verhaftungen, wie die Nachrichtenagentur Fars berichte.

Frauen stecken Kopftücher in Brand

Auch auf der Ferieninsel Kish im Persischen Golf, die als besonders ruhig gilt, wurden in den sozialen Medien Videos mit Protesten geteilt. Videos in den sozialen Medien, deren Echtheit nicht verifiziert werden konnten, zeigten, wie Demonstranten Sicherheitskräfte verprügelten oder wie Frauen ihre Kopftücher in Brand steckten.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Die Kundgebungen fanden laut Nachrichtenagentur Irna in der Hauptstadt Teheran und zahlreichen anderen Grossstädten statt. Es war bereits die fünfte Nacht, in der protestiert wurde. Viele Demonstrantinnen nahmen als Zeichen des Protests ihr Kopftuch ab. Der Gouverneur der Provinz Kurdistan hatte nach Protesten am Dienstag von drei Todesopfern gesprochen. Der Gouverneur der iranischen Provinz Kurdistan hatte am Dienstag drei tote Demonstranten gemeldet – wies aber ein Einwirken durch Sicherheitskräfte zurück.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Internationale Kritik

Der Vorfall hatte auch international Kritik ausgelöst – die UNO, Menschenrechtsorganisationen und Politiker hatten sich beunruhigt über die Lage im Iran geäussert. Auch iranische Politiker hatten die Methoden der Sittenpolizei kritisiert.

Das iranische Aussenministerium verurteilte die Reaktionen als Einmischung. «Es ist bedauerlich, dass einige Länder versuchen, einen Vorfall, der derzeit untersucht wird, als Gelegenheit nutzen, um ihre politischen Ziele (...) gegen die Regierung und das Volk des Iran zu verfolgen», sagte er.

«Plötzlich ohnmächtig»

In Saghes – der kurdischen Heimatstadt der 22-Jährigen – hatte es schon am Samstag Proteste gegeben. In Sanandaj, der Hauptstadt der Kurdenregion im Nordwesten des Iran, versammelten sich am Sonntagabend etwa 500 Demonstrierende. «Sie haben Slogans gegen die Verantwortlichen des Landes gerufen», berichtete Fars. Autoscheiben seien zerschlagen und Mülltonnen angezündet worden. Die Polizei habe Tränengas eingesetzt, um die Menge auseinanderzutreiben. Es habe mehrere Festnahmen gegeben. «Zahlreiche Demonstranten sind überzeugt, dass Mahsa infolge von Folter gestorben ist», schrieb Fars.

Amini war Polizeiangaben zufolge nach ihrer Festnahme zusammen mit anderen Frauen auf eine Polizeidienststelle gebracht worden, um über die islamischen Kleidervorschriften unterrichtet zu werden. Dort sei sie «plötzlich ohnmächtig» geworden und ins Krankenhaus gebracht worden. Demnach erlitt sie einen Herzanfall. Die Polizei erklärte, es habe keinerlei «körperlichen Kontakt» zwischen ihr und den Polizeibeamten gegeben.

Die Sittenpolizei kontrolliert auf Irans Strassen die Einhaltung der Kopftuchpflicht sowie das Verbot enger Hosen, kaputter Jeans, knalliger Farben und zu kurzer Mäntel. 

Teherans Polizeichef Hossein Rahimi sagte am Montag, Amini habe die Kleidervorschriften verletzt und seine Kollegen hätten ihre Verwandten aufgefordert, ihr «anständige Kleidung» zu bringen. Er wies erneut «ungerechtfertigte Vorwürfe gegen die Polizei» zurück. Es habe kein unangemessenes Verhalten auf Seiten der Polizei gegeben. «Dies ist ein unglücklicher Zwischenfall», sagte er.

Vater widerspricht Regierung

Am Sonntagabend telefonierte Präsident Ebrahim Raisi mit Aminis Familie. Nach Angaben des Präsidialamts sicherte Raisi zu, «dass er die Untersuchung bis zur Aufklärung der Angelegenheit verfolgen» werde.

Der Vater des Opfers, Amjad Amini, machte deutlich, dass er die Erklärungen der Polizei nicht akzeptiere. Er kritisierte auch, dass die Rettungskräfte seiner Tochter zu spät zu Hilfe gekommen seien. Er wies auch Angaben der Regierung zurück, wonach Mahsa Amini Vorerkrankungen und im Alter von fünf Jahren eine Gehirnoperation gehabt habe. Seine Tochter sei «kerngesund» gewesen, sagte Amjad Amini.

AFP/SDA/nlu/sep