Treffen in OsloTaliban werten Gespräche mit Vertretern des Westens als Erfolg
Nach dem Treffen mit Vertretern westlicher Staaten erhoffen sich die radikalislamischen Taliban internationale Hilfe bei der humanitären Notlage in Afghanistan.
Die radikalislamischen Taliban werten die ersten offiziellen Gespräche in Europa mit Vertretern westlicher Staaten in Oslo als Erfolg. Alleine «die Tatsache, dass wir nach Norwegen gekommen sind», sei ein Gewinn für ihre Regierung in Afghanistan, sagte der Anführer der Taliban-Delegation, Aussenminister Amir Khan Muttaqi, am Montag. Zuvor hatten die Islamisten Vertreter der USA, Frankreichs, Grossbritanniens, Deutschlands, Italiens, Norwegens und der EU getroffen. Aktivisten kritisierten die Gespräche in Oslo.
«Wir haben uns die Bühne mit der Welt geteilt», sagte Muttaqi weiter. «Wegen dieser Treffen werden wir mit Sicherheit Unterstützung in den Bereichen humanitäre Hilfe, Gesundheit und Bildung in Afghanistan erhalten».
Im Mittelpunkt der Gespräche, die hinter verschlossenen Türen stattfanden, standen die Menschenrechtslage sowie die humanitäre Krise in Afghanistan. Seit der Machtübernahme der Taliban im August hat sich die humanitäre Notlage am Hindukusch massiv zugespitzt. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind in dem Land Millionen Menschen von Hunger bedroht.
Afghanistan ist auf internationale Hilfe angewiesen. Nach der Machtübernahme der Islamisten war diese jedoch zum Erliegen gekommen. Hinzu kommen mehrere schweren Dürreperioden. Die Arbeitslosigkeit hat drastisch zugenommen und staatliche Angestellte haben seit Monaten kein Gehalt erhalten. Zugleich gibt es immer wieder Berichte über festgenommene Aktivisten, die Unterdrückung von Protesten und Diskriminierung von Frauen.
Der Umgang mit der humanitären Lage ist wegen der Menschenrechtsverletzungen der Taliban hoch umstritten. Der UNO-Sicherheitsrat hatte im Dezember einstimmig die Ermöglichung humanitärer Hilfen für Afghanistan beschlossen. Allerdings soll die Hilfe nicht direkt in die Hände der Islamisten geraten.
Bisher hat kein Land die Taliban-Regierung offiziell anerkannt. Auch die Gespräche in Oslo bedeuteten «keine Legitimation oder Anerkennung der Taliban», betonte Norwegens Aussenministerin Anniken Huitfeldt vor Beginn des Treffens. Aber «wir dürfen nicht zulassen, dass die politische Situation in eine noch schlimmere humanitäre Katastrophe mündet».
Bereits am Sonntag war die Delegation mit Vertretern der afghanischen Zivilgesellschaft zusammengekommen. Eine der Teilnehmerinnen, die Frauenrechtsaktivistin Jamila Afghani, sagte der Nachrichtenagentur AFP, es sei ein positives Treffen gewesen. Die Taliban «zeigten guten Willen. Mal sehen, was sie ihren Worten folgen lassen werden.»
An dem offiziellen Empfang der neuen Herrscher aus Kabul in Oslo gab es jedoch auch viel Kritik von Aktivisten und ausser Landes geflohene Afghanen. Vor dem Aussenministerium in Oslo kam es zu Protesten. Die Frauenrechtsaktivistin Wahida Amiri, die regelmässig in Kabul gegen die Taliban demonstriert, warf Norwegen vor, «mit Terroristen zusammenzusitzen und Geschäfte zu machen».
AFP/sep
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