Hartes VorgehenPakistan will bis Jahresende drei Millionen Afghanen abschieben
Pakistan erhöht den Rückkehrdruck auf Flüchtlinge aus Afghanistan massiv. Die Taliban protestieren.

Die pakistanischen Behörden wollen noch in diesem Jahr drei Millionen afghanische Staatsbürger abschieben. Wenn sie ausser Landes gebracht seien, werde man sicherstellen, dass sie nicht zurückkehrten, teilte die Regierung mit. Festnahmen und Abschiebungen sollten ursprünglich an diesen Dienstag beginnen, doch sollen die Aktionen wegen Eid al-Fitr – die muslimischen Festtage zum Ende des Fastenmonats Ramadan – auf den 10. April verschoben werden, wie aus Dokumenten hervorgeht, die der Nachrichtenagentur AP vorlagen.
Am Montag lief eine Frist für die Inhaberinnen und Inhaber eines afghanischen Ausweisdokumentes aus, die Hauptstadt Islamabad und Rawalpindi freiwillig zu verlassen und in ihr Land zurückzukehren. Sonst droht ihnen die Abschiebung. Flüchtlinge mit einer sogenannten Registrierungskarte, die ihnen eigentlich ein Bleiberecht einräumt, können den Angaben zufolge bis zum 30. Juni in Pakistan bleiben. Jene Afghanen, die auf ihre Umsiedlung in Drittländer warten, mussten Islamabad und Rawalpindi ebenfalls zum 31. März verlassen.
Abschiebung droht
Die pakistanischen Behörden kündigten eine Zusammenarbeit mit ausländischen Vertretungen für eine Umsiedlung von Afghanen an. Scheitere deren Ausreise aber, würden auch sie abgeschoben.
Nach Daten der Internationalen Organisation für Migration haben rund 845.000 Afghanen Pakistan in den vergangenen 18 Monaten verlassen. Nach pakistanischen Behördenangaben leben noch drei Millionen in dem Land, von denen mehr als 1.300.000 eine Registrierungskarte und mehr als 800.000 afghanische Ausweisdokumente haben. Rund eine Million weitere halten sich ohne Papiere und damit irregulär in Pakistan auf.
Heftige Kritik der Taliban
Nach der erneuten Machtübernahme der Taliban in Afghanistan im Sommer 2021 flüchteten Zehntausende Menschen aus dem Land. Viele fanden zwar Aufnahme in ein Umsiedlungsprogramm der USA für Gefährdete oder Ortskräfte. Doch legte US-Präsident Donald Trump das Programm nach seinem Amtsantritt im Januar auf Eis, wodurch 20.000 Afghanen in Pakistan sich in einer Hängepartie wiederfinden.
Ein Sprecher der afghanischen Taliban warf Pakistans Regierung vor, eigenmächtige Entscheidungen zu treffen. Sie hätten Pakistan mitgeteilt, dass die Ausweisung von Flüchtlingen weder in ihrem noch im Interesse der Taliban sei, sagte Abdul Mutalib Hakkani der AP. Es sei klar, dass die Betreuung so vieler afghanischer Rückkehrer eine Herausforderung sei. Die Taliban hätten darum gebeten, dass die Menschen in gegenseitigem Einverständnis abgeschoben würden, sodass sie in Würde zurückkehren könnten.
DPA/aeg
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