Strategisch wichtige StadtAufständische in Syrien erobern Hama – Armee zieht sich zurück
Schwerer Rückschlag für Assad: Die syrische Armee zieht sich aus der strategisch bedeutenden Stadt Hama zurück.
Die syrische Armee hat sich aus der Stadt Hama zurückgezogen. Das teilten die Streitkräfte am Donnerstag mit. Zuvor hatten Aufständische die Verteidigungslinien der Regierungstruppen durchbrochen. Bereits Stunden zuvor hatten die Rebellen vermeldet, sie seien in Teile der seit Tagen umkämpften Stadt eingerückt. Die syrische Armee erklärte, sie habe Positionen ausserhalb von Hama bezogen, um das Leben von Zivilisten zu schützen.
Syrische Regierungstruppen hatten sich mit sunnitischen Extremisten der Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) und einem Verbund von der Türkei unterstützter syrischer Milizionäre, der sich als Syrische Nationalarmee bezeichnet, drei Tage lang an den Ausläufern der zentral gelegenen Stadt Gefechte geliefert. Bei ihrer Offensive hatten die Aufständischen am Wochenende bereits die Stadt Aleppo im Norden Syriens weitgehend eingenommen.
Wichtiger Knotenpunkt
Hama ist ein wichtiger Knotenpunkt in Syrien, der das Zentrum des Landes mit dem Norden sowie mit dem Osten und dem Westen verbindet. Die Stadt liegt etwa 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt Damaskus, dem Machtzentrum Assads. Die Provinz Hama grenzt zudem an die Küstenprovinz Latakia, wo Assad besonders viel Rückhalt hat.
Syrische Staatsmedien hatten zunächst lediglich Zusammenstösse zwischen Regierungstruppen und oppositionellen Kämpfern am Stadtrand von Hama bestätigt, einen Durchbruch der Aufständischen aber bestritten. Die dagegen erklärten in der Messaging-App Telegram, sie befänden sich in Hama und marschierten Richtung Zentrum. «Unsere Kräfte nehmen Stellungen innerhalb der Stadt Hama ein», wurde ein lokaler Kommandeur zitiert, der als Major Hassan Abdul-Ghani identifiziert wurde.
Später teilte die syrische Armee mit, eine Reihe von Soldaten sei bei dem tagelangem Gefecht gegen die Angreifer getötet worden. Den Rebellen warf sie vor, auf Selbstmordanschläge zu setzen, um die Verteidigungslinien zu durchbrechen.
Schwerer Rückschlag für Assad
«Wenn Hama fällt, bedeutet das den Beginn des Sturzes des Regimes», sagte Rami Abdurrahman, der Leiter der in Grossbritannien ansässigen oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, der Nachrichtenagentur AP vor der Einnahme der Stadt.
Hama ist eine der wenigen Städte, die während des seit März 2011 andauernden Konflikts in Syrien vollständig unter der Kontrolle der Regierung blieben. Die Einnahme der Stadt ist ein schwerer Rückschlag für Präsident Baschar al-Assad. Bereits die plötzliche Eroberung der Metropole Aleppo war ein grosser Erfolg für seine Gegner. Es handelte sich um die erste Attacke oppositioneller Kämpfer auf Aleppo seit 2016. Damals eroberte Assad die Stadt mit Hilfe brutaler russischer Luftangriffe von syrischen Rebellen zurück.
Nächstes Ziel Homs?
Interventionen Russlands, des Irans und der vom Iran unterstützten libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah haben es Assad ermöglicht, an der Macht zu bleiben. Das jüngste Aufflammen des syrischen Bürgerkriegs fällt aber in eine Zeit, in der die regionalen und internationalen Unterstützer des syrischen Präsidenten durch eigene Kriege und Konflikte gebunden sind.
Das nächste Ziel der Aufständischen könnte nun die drittgrösste Stadt des Landes werden, das zentral gelegene Homs, das etwa 40 Kilometer südlich von Hama liegt.
DPA/anf
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