Kritik an Pandemie-PrämieSwiss-Kunden zahlen viel für Corona-Versicherung
Die Airline bietet ihren Kunden neu eine Option gegen Pandemiefolgen an. Doch die Prämie ist so hoch, dass ein unabhängiger Experte davon abrät.
Neuerdings können Kunden der Fluggesellschaften Swiss, Lufthansa und Austrian Airlines in bisherigen Versicherungspaketen zusätzlich Covid-19-Leistungen versichern. Diese Option haben sie beim Ticketkauf über das jeweilige Internetportal. Dabei gibt es zwei Varianten. Das günstigere Paket «Travel Care» ermöglicht, die Reise kostenfrei zu annullieren. Zudem erhalten Passagiere, die sich am Reiseziel mit Covid-19 infizieren und sich in Quarantäne begeben müssen, während höchstens zwei Wochen eine Entschädigung von 130 Franken pro Tag. Beim teureren Paket «Travel Care Plus» übernimmt die Versicherung im Falle einer Erkrankung zusätzlich Kosten für die medizinische Behandlung und allenfalls auch für einen Rücktransport in die Schweiz. Diese zusätzlichen Kosten sind bis zu einem Betrag von 220’000 Franken gedeckt.
Prämie beträgt bis zu ein Viertel der Reisekosten
Bei den Prämien will sich die Swiss nicht festlegen. Diese würden «dynamisch» berechnet, teilt sie auf Anfrage mit. Sie variieren also je nach Reisedestination. Ein Testlauf über die Internetseite der Swiss ergab für einen Flug von Basel nach Berlin retour für eine Person in der Economy-Klasse eine Prämie von 39 Franken für die günstigere Variante «Travel Care» und 93 Franken für «Travel Care Plus». Das sind knapp zehn Prozent und knapp ein Viertel des Ticketpreises. Bei einer Familie geht es bei der gleichen Reise um einen Betrag von 157 Franken oder gut zehn Prozent des Preises für alle vier Tickets. Bei der teureren Variante macht es 371 Franken oder ziemlich genau ein Viertel der Reisekosten aus.
Ruedi Ursenbacher, unabhängiger Experte bei der Beratungsfirma Fairsicherung, rät davon ab, bei der Swiss eine solche Covid-Versicherungsoption zu lösen. Die Prämien sind nach seiner Einschätzung zu hoch angesetzt. Zehn Prozent des Ticketpreises sei allenfalls noch knapp vertretbar, ein Viertel der Reisekosten hält er hingegen für überrissen: «Bei einem solchen Preis müssen sich die Kunden überlegen, ob sie das Risiko nicht lieber selbst tragen – so taugt das nicht mehr als Versicherung», sagt Ursenbacher. Er kann zwar nachvollziehen, dass das momentan hohe Infektionsrisiko die Prämien für solchen Versicherungen in die Höhe treibt. Doch im vorliegenden Fall wird nach seiner Ansicht die Schmerzgrenze überschritten.
Derzeit wird kaum lange im Voraus gebucht
Für viele ist eine solche Reiseversicherung ohnehin kein Thema, weil sie momentan schlicht keine Auslandsreisen planen, wie Walter Kunz, Geschäftsführer des Schweizer Reise-Verbands, feststellt. «Kaum jemand will in den Ferien eine Quarantäne riskieren, selbst wenn ihm eine Versicherung dafür eine Entschädigung zahlen würde», sagt er. Kunz geht davon aus, dass erst wieder länger im Voraus Reisen gebucht werden, wenn die Covid-19-Fallzahlen zurückgehen oder ein Impfstoff die Pandemie bremst.
Fazit: Derzeit ist es sinnvoll, möglichst kurzfristig zu buchen. Mit einem Reisebüro lassen sich die Bedingungen für eine Annullation vorgängig klären (lesen Sie dazu mehr hier und hier). Allenfalls erübrigt sich danach auch eine Versicherung.
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