Super-League-Barrage: GC – ThunGC taumelt und leidet – und kommt dann doch noch zum Ausgleich
Die Grasshoppers tun sich gegen Thun schwer und rennen lange einem Rückstand nach. Dann bekommen sie in der letzten Minute der Nachspielzeit einen Penalty.
Die Erlösung kommt tief in der Nachspielzeit und sie hat die Form eines Vierecks, das Schiedsrichter Sandro Schärer in die Luft zeichnet. Er hat einen Hinweis bekommen auf ein Handspiel im Strafraum des FC Thun und er braucht nicht lange, um zu entscheiden: Es ist ein Vergehen, das er mit einem Penalty bestraft.
Und so ist es in dieser 97. Minute an Giotto Morandi, doch noch für einen Abschluss zu sorgen, der höchstens noch in die Kategorie «Versöhnlich» fällt. Der Tessiner läuft an, er ist ein sicherer Schütze. Er trifft, er jubelt vor der Kurve, der Letzigrund tobt.
Morandis Tor ist der Ausgleich, es ist das 1:1 und der Schlusspunkt dieser Partie, in der der Zweitschlechteste der Super League den Zweitbesten der Challenge League empfängt. Es ist ein Resultat, das GC schmeicheln muss. Denn der Rekordmeister tut sich mit dem Unterklassigen enorm schwer, während 90 Minuten und auch darüber hinaus.
Die Grasshoppers sind besser, sie machen mehr, natürlich, sie sind das Team aus der Super League und haben eine Bringschuld. Die Thuner hingegen müssen nichts, sie dürfen. Und genauso spielen sie. Sie greifen zu den Mitteln des Aussenseiters und wenden diese konsequent an: Sie nerven, sie stehen den GC-Spielern auf den Füssen rum, gehen aggressiv in die Zweikämpfe und holen sich Gelbe Karten für Zeitspiel ab.
Damit haben die Grasshoppers immer Mühe. Und beinahe verlieren sie darum dieses Spiel.
Thun geht in der 52. Minute in Führung. Die Berner sind davor nicht oft im Angriff und doch kündigte sich dieses Tor aus. Denn auch das macht Aussenseiter in Duellen wie diesen aus. Defensiv solid stehen und sofort zuschlagen, wenn die anderen nicht aufpassen – was diese auch allzu oft tun.
In dieser 52. Minute ist es Asumah Abubakar, der seinem Gegner nicht folgen kann. Er gibt ein bemitleidenswertes Bild ab, wie er versucht, Dominik Franke nachzurennen. Und weil Dirk Abels, sein Teamkollege, ihm lieber bei diesem Unterfangen zusieht, anstatt ihm zu helfen, hat Stürmer Marc Gutbub in der Mitte leichtes Spiel.
Sagenhafte 19 Eckbälle – Neunzehn!
Es beginnt eine Phase, in der GC anrennt. Das muss man dem Team von Marco Schällibaum lassen. Es gibt nicht auf, es hat den Willen, nicht abzusteigen. Es reibt sich an diesem Gegner auf und nimmt die Duelle an. Als Schiedsrichter Schärer einmal einen Angriff abpfeift, weil ein Thuner am Boden liegt, stösst Francis Momoh einen weiteren aus Frust gleich mit um.
Trainer Schällibaum sagt: «Die Spieler können stolz sein auf ihre Leistung und sie haben sich dafür belohnt.» Er sagt aber auch: «Qualitativ können wir über die letzten Meter diskutieren.»
Und genau da liegt das Problem dieser Spieler. Sie schiessen zu wenig Tore, das war in der gesamten Rückrunde so und ist nun im Letzigrund nicht anders. Schällibaum probiert erst gar nicht, sein Wechselkontingent auszuschöpfen, er bringt in der zweiten Halbzeit bloss drei neue Spieler. Die Grasshoppers erspielen sich zwar sagenhafte 19 Eckbälle (Thun: 0), nach kaum einem kommt aber wirklich grosse Gefahr auf, wer auch immer es probiert.
So muss eben dieses Handspiel von Verteidiger Marco Bürki entscheiden, das ausser Fedayi San am Bildschirm kaum einer sieht. Der folgende Treffer Morandis lässt die Grasshoppers am Ende besser dastehen, als sie wirklich sind.
Aber es ist keine neue Weisheit: Im Fussball zählt am Ende bloss das Resultat. Und nie im Verlauf einer Saison ist alles andere so sehr Beigemüse wie in einer Barrage. Am Freitag kommt es zum Rückspiel auf dem Kunstrasen der Stockhorn Arena. Nach diesem 1:1 beginnt alles noch einmal bei Null.
GC
Thun
Das war jetzt wieder einmal eine richtige Chance! Momoh von rechts flach in die Mitte, Abubakar mit einem Haken, aber drüber. Für jene, die von Anfang an dabei sind: Sihlfeld ists nicht grad, Utogrund vielleicht.
Mabil nimmt den nächsten Anlauf und stürmt in den Strafraum. Wieder wird er geblockt. Diesmal aber mit dem Fuss. Und wir haben Eckball Nummer 7 für GC.
Und ja, Mabil hat hier durchaus einen Punkt. Müsste Penalty sein, finde ich. Und finden die Kollegen rechts und links auch.
Jetzt vielleicht. Abrashi wird gefoult, GC bekommt einen Freistoss. Mabil schiesst diesen zwar in die Mauer, ist dann aber wieder gleich auf der Suche nach dem Hands. Wieder ist es bei seiner Flanke brenzlig. Wieder gibt es nichts.
Ich weiss ja nicht, wer von Ihnen schon einmal ein Fussballspiel getickert hat. Aber meistens ist es so, dass dann etwas passiert, wenn man im Eintrag davor das exakte Gegenteil davon schrieb. Probieren wir es also mal so: GC chancenlos, Thun drückt und schiesst das 1:0.
Mal schauen, was jetzt passiert.
Eine halbe Stunde ist durch. GC hat viel mehr von dieser Partie. Aber das hilft den Zürchern momentan auch nicht weiter. Und überhaupt: Die Konter, die Thun ab und an fährt, sehen nicht ganz so schlecht aus. Heikle Sache.
Freistoss-Flanke von Mabil, am weiten Pfosten wollen die Grasshoppers ein Handspiel entdeckt haben. Nein, sagt Schärer. Nächster Eckball. Das ist ja schön und gut, aber irgendwann müssen diese Corner auch gefährlich sein.
Übrigens: Das Hands, das die Grasshoppers gesehen haben wollen … So ganz gar nichts war das nicht von Koné. Mal schauen, ob das noch für Diskussionsstoff sorgt.
Erste Gelbe Karte des Spiels: Thuns Roth sieht sie, weil er Abubakar foult.
Momoh noch einmal in Vinicius-Manier und diesmal sieht das Ganze doch tasächlich gar nicht so übel aus. Der Nigerianer kommt über links in den Strafraum, sein Pass in die Mitte wird gerade noch geklärt. Genau gleich geht es Mabil in der folgenden Aktion: nächster Eckball.
Kurz wird es brenzlig bei GC. Abubakar verliert den Ball vorne und weil Ndenge ebenfalls dort ist, überbrücken die Thuner das Mittelfeld schnell. Am Ende des Angriffs klärt Tobers, dabei wird er aber von Bürki im Stile eines Berner Oberländer Schwingers umgerissen. Entlastungsfreistoss.
Momoh versucht es in Vinicius-Manier über links, legt sich den Ball aber dermassen weit vor, dass sein letzter Ausweg ist, sich fallen zu lassen. Kein Foul natürlich, nichts passiert. Im Gegenzg Abels mit einer seltsamen Kopfball-Abwehr und nächster Distanz-Versuch der Thuner. Auch ungefährlich.
Nicht, dass es davor wahnsinnig aufregend war, aber: Es ist etwas ruhiger als zu Beginn noch. 12 Minuten gespielt, die Grasshoppers sind besser und aktiver. Gehört sich vielleicht auch einfach so für einen Super-League-Verein in einer Barrage.
Mabil will gefoult worden sein, bekommt aber keinen Freistoss. Also unterbindet er den Gegenstoss gleich selbst mit einem Foul an Franke. Schiedsrichter Schärer belässt es bei der Ermahnung.
Noch einmal geht ein kollektives Nein durch den Letzi. Nach einer Flanke von Morandi kommt Abubakar zum Kopfball, verzieht aber.
Im Gegenzug die Thuner mit einem ersten Versuch aus der Distanz. Gut etwas los hier, gefällt.
Matic übrigens ist eine spannende Personalie der heutigen Partie. Ein GC-Bub durch und durch, jahrelang die Nummer 2 oder 3 oder 4, bis er dann in der Challenge League randurfte und wichtiger Bestandteil des Aufstiegs war. Dann aber setzten ihm die Grasshoppers den Portugiesen André Moreira vor die Nase und ein Jahr später war dann Schluss mit der Zeit in Zürich. Wäre schon ein Ding, wenn ausgerechnet er über den Verbleib der Grasshoppers in der Super League bestimmen würde.
Erster Top-Chance! Zuerst faustet Matic einen Ball ganz komisch weg, dann will Bürki diesen zum Goalie zurückspielen, schiesst aber Momoh an. Am Ende landet der Ball bei Abubakar, der ihn aus fünf Metern in Richtung Friedhof Sihlfeld donnert.
Erster Eckball für GC. Und der wird gross bejubelt. Das Stadion ist zwar bei weitem nicht voll, aber wenn es von der Stimmung her immer so wäre, wäre das ganz okay.
Jetzt ist es so weit, die Stimmung ist gut, die Partie läuft. Auf gehts!
Bald gehts los
So, nun aber genug geschwafelt, bald fängt die Partie nämlich an.
Ein Schmankerl
Ich weiss ja nicht, was sich der Social-Media-Mensch von der SFL so dachte. Vielleicht wollte er GC eins auswischen. Vielleicht wars auch schlicht unbedacht. Klar ist aber: Giotto Morandi dürfte wohl kaum so ausgesehen haben, als er erfuhr, dass er in die Barrage muss:
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