Nach Eklat um ErfolgstrainerGut-Behrami holt Rekord – und spricht über ihren Rücktritt
Am Mittwoch schickt die Tessinerin ihren Konditionstrainer nach Hause, zwei Tage später gewinnt sie im Super-G die dritte Kristallkugel des Winters. Und sagt, wie lange sie noch fahren will.
Eine grosse Frage stellt sich an diesem Freitag in Saalbach: Wie reagiert Lara Gut-Behrami auf den Eklat um ihren Erfolgstrainer Alejo Hervas?
Die Antwort gibt die Startnummer 9 im Super-G auf ihre Art: Sie fährt auf Platz 7 und gewinnt die kleine Kugel für den Disziplinensieg, 30 Punkte Vorsprung behält sie auf die Italienerin Federica Brignone, 60 auf Cornelia Hütter aus Österreich. Damit ist Gut-Behrami schon zum fünften Mal die beste Super-G-Fahrerin des Winters, sie teilt sich diesen Rekord mit Lindsey Vonn, Katja Seizinger, Aksel Svindal und Hermann Maier. «Es ist nicht gerade mein bestes Resultat in einem Super-G. Aber es ist wunderschön, dass ich diese Kugel nach Hause nehmen kann», sagt sie bei SRF.
Die 32-Jährige erweitert damit ihre eindrückliche kristallene Sammlung, acht Kugeln sind es inzwischen schon. Zu den fünf im Super-G kommen die beiden grossen für den Gesamtweltcup (2016 und 2024) sowie die kürzlich gewonnene im Riesenslalom. Am Samstag könnte sie noch die Auszeichnung in der Abfahrt holen, 68 Punkte liegt sie vor der Österreicherin Stephanie Venier und 72 vor Hütter, den einzigen verbliebenen Konkurrentinnen.
Gut-Behrami über Hervas: «Dann ist die Basis weg»
Ein Wort fällt in diesen Tagen immer wieder, wenn es um Lara Gut-Behrami geht: Köpfchen. Weil sie eben oft mit solchem fährt, also über eine bemerkenswerte Rennintelligenz verfügt. Das jüngste Beispiel war der Riesenslalom am Sonntag, in dem sie taktierte, Zehnte wurde und die ihr so wichtige Kugel erstmals einheimste. Im Super-G ist das Köpfchen auf ganz andere Art gefordert.
Am Mittwoch erfährt Gut-Behrami, dass ihr Konditions- und Skitrainer Alejo Hervas auf einen Wechsel zu den Schweizer Männern spekuliert, wo mit dem Abgang von Marco Odermatts Athletiktrainer Kurt Kothbauer eine Stelle frei wird. Sie stellt den Spanier zur Rede – und legt ihm die sofortige Abreise nahe. Der Vertrauensbruch schmerzt sie, weil die beiden eigentlich vereinbart hatten, bis zu ihrem Karriereende zusammenzuarbeiten. Und weil Hervas ein entscheidender Faktor für ihre grossen Erfolge ist, seit er vor fünf Jahren zum Team gestossen ist. Nun muss sie erstmals seit langem ohne ihn auskommen.
Im TV darauf angesprochen, sagt sie: «Es braucht Loyalität und gegenseitiges Vertrauen, um zusammenzuarbeiten. Wenn er in der Öffentlichkeit sagt, dass er bis zum Ende mit mir arbeiten wolle und die Arbeit extrem schätze, dabei aber schon andere Abmachungen hat – dann ist die Basis weg.»
Noch ein Jahr, dann ist wohl Schluss
Gut-Behrami fährt nach diesem Eklat also auch mit der Wut im Bauch, überhaupt: Taktieren wie im Riesenslalom will sie nicht, nicht in dieser Disziplin, nicht auf dieser kurzen und einfachen Strecke. Ihre Fahrt ist angriffig, aber nicht perfekt. Im Ziel leuchtet die 3 auf, 0,52 Sekunden hinter der Führenden Ester Ledecka, der späteren Siegerin. «Das sind anspruchsvolle Verhältnisse für mich», sagt Gut-Behrami danach. «Oben war ich ein paarmal neben der Linie, aber dennoch war es eines meiner besten Rennen, wenn es so gerade hinuntergeht.»
Es beginnt also doch das Zittern, weil mit Cornelia Hütter und Federica Brignone die beiden letzten Gegnerinnen im Kugelkampf noch oben stehen. Hütter liegt 69 Punkte zurück, Brignone 74. Gut-Behrami weiss: Platz 8 reicht in jedem Fall, auch wenn eine der beiden gewinnen sollte. Dazu kommt es aber nicht. Hütter fährt mit der Nummer 11 als Zweite ins Ziel, Brignone danach mit der 15 ebenfalls. Damit ist klar, dass Gut-Behrami nicht mehr einzuholen ist.
Nachdem sie die kleine Kugel überreicht bekommen hat, äussert sie sich auch noch zu ihrer Zukunft. Die WM 2025 in Saalbach nimmt sie noch mit, aber die Winterspiele 2026 in Cortina sind wohl zu weit weg. «Wenn morgen Olympia wäre, wäre ich schon parat. Aber ich merke, dass ich ab und zu nicht mehr mag und das alles nicht mehr will. Ich fahre nächstes Jahr sicher noch, aber Cortina ist eher unrealistisch.»
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Die Siegerin
Welch grandioses Rennen von Ester Ledecka: Die Tschechin, welche 2018 in Pyeongchang sensationell Super-G-Olympiasiegerin wurde, gewinnt ihr drittes Weltcuprennen. 28 Hundertstel nimmt sie Federica Brignone ab, Dritte wird die Norwegerin Kajsa Lie, welche als Spezialistin für «Salz-Rennen» gilt. Ledecka hatte vor der Saison gross angekündigt, sie wolle ein Wörtchen im Kampf um den Gewinn des Gesamtweltcups mitreden. Davon war sie meilenweit entfernt, allerdings war sie auch lange krank und kam erst gegen Ende der Saison auf Touren. Ledecka ist ein Wintersport-Phänomen: Sie gewinnt auch Snowboard-Rennen.
Startnummer 21 – Jasmina Suter
Nach auskuriertem Kreuzbandriss hat die Schwyzerin eine solide Saison gezeigt. Zum Abschluss aber geht Suter leer aus: Es reicht nur für den 19. und letzten Rang.
Startnummer 20 – Michelle Gisin
Endlich folgt die zweite Schweizerin: Der Sturz Ende Januar in Cortina hat die Engelbergerin im Speedbereich etwas zurückgeworfen. Der finale Super-G in Saalbach wird ihr daher gut tun: Rang 13 gibt es für Gisin und damit ein paar Punkte. Ohne groben Fehler kurz vor dem Ziel wäre sie locker in die Top 10 gefahren.
Startnummer 19 – Elvedina Muzaferija
Die Bosnierin ist glänzend unterwegs im oberen Teil, kommt dann aber zu Fall.
Startnummer 18 – Ariane Rädler
Zwischenrang 10 für die Österreicherin. Die Piste scheint ein wenig gelitten zu haben zuletzt.
Startnummer 17 – Alice Robinson
Die Athletin aus Neuseeland wird 15. Bleibt es dabei, gibt es noch Weltcup-Punkte. Am Final gehen die Athletinnen ab Rang 16 leer aus.
Startnummer 16 – Christina Ager
Die Österreicherin fährt auf Rang 14. Noch fünf Athletinnen stehen oben.
Lara Gut-Behramis Triumph
Und wieder heisst es: Alles richtig gemacht! Taktisch fährt Gut-Behrami ein perfektes Rennen, sie liegt derzeit auf Rang 7 und wird die nötigen Punkte holen. Zum fünften Mal in ihrer Karriere ist sie am Ende eines Winters die beste Super-G-Fahrerin der Welt, das bedeutet Rekord, gemeinsam mit Lindsey Vonn und Katja Seizinger. Wir ziehen den Hut!
Startnummer 15 – Federica Brignone
Platz 2 für die Italienerin, sie jubelt im Ziel. Aber: Das ist zu wenig für Brignone. Denn: Gut-Behrami liegt auf Rang 7, es kommen nur noch sechs Athletinnen. Das heisst: Sie wird mindestens 13. Das reicht für den Sieg im Disziplinenwertung!
Startnummer 14 – Ragnhild Mowinckel
Morgen wird die Norwegerin ihr letztes Rennen bestreiten, sie hört bekanntlich auf. Die Devise aber lautet: Vollgas bis zum Schluss. 53 Hundertstel verliert sie auf Ledecka, und Lara Gut-Behrami dürfte aufatmen: Sie liegt damit 1 Hundertstel hinter der Schweizerin auf Rang 7.
Startnummer 13 – Stephanie Venier
Venier wird Gut-Behrami morgen im Kampf um die Abfahrts-Kugel fordern. Nun verdrängt sie die Tessinerin auf Rang 6 – die Österreicherin fährt auf Zwischenrang 3.
Startnummer 12 – Kajsa Lie
Die Norwegerin zeigt eine sehr starke Leistung und wird Zweite. Sie verdrängt Gut-Behrami auf Rang 5, vor allem aber fällt Hütter nach Lies Fahrt auf Rang 3 zurück. Das heisst: Die Österreicherin hat keine Chance mehr im Kugelkampf. Als letzte Gegnerin von Gut-Behrami bleibt Federica Brignone, die bald starten wird.
Startnummer 11 – Cornelia Hütter
Die erste Verfolgerin von Gut-Behrami im Super-G-Weltcup (69 Punkte Rückstand) fährt auf Rang 2 und bewahrt die theoretische Chance, die Kugel zu holen. Aber: Gut-Behrami wird wohl zu viele Punkte holen, ergo kann sich die Österreicherin kaum mehr Hoffnungen machen. Hütter kollidiert unterwegs übrigens mit einer Torstange.
Startnummer 10 – Romane Miradoli
Die Französin kann Gut-Behrami nicht verdrängen und wird Sechste. Durchschnaufen!
Startnummer 9 – Lara Gut-Behrami
Die Tessinerin hat einmal geliefert. 52 Hundertstel verliert sie auf die entfesselte Ledecka, das reicht für Rang 3. Es war eine Fahrt ohne groben Fehler. Zur Erinnerung: Rang 8 reicht Gut-Behrami in jedem Fall zum Gewinn der kleinen Kristallkugel für den Sieg in der Super-G-Wertung. Jetzt heisst es: Abwarten und Fingernägel kauen. Die Gegnerinnen Hütter und Brignone stehen noch oben. Die Prognose sei gewagt: Das reicht mindestens für Platz 8.
Startnummer 8 – Ester Ledecka
Die Tschechin ist und bleibt ein Phänomen: Drei Snowboard-Weltcup-Rennen hat sie in dieser Saison bestritten – und alle drei gewonnen. Und auch mit den zwei Latten an den Füssen ist es zuletzt gut gelaufen, in Kvitfjell wurde sie Dritte. In Saalbach liegt auch einiges drin: Sie riskiert viel und übernimmt die Führung! Ledecka nimmt Weidle 45 Hundertstel ab.
Startnummer 7 – Marta Bassino
Eigentlich ist die Italienerin eine Riesenslalom-Spezialistin. Aber: In dieser Saison ist sie «nur» in der Abfahrt und im Super-G aufs Podest gefahren. Sie zeigt auch heute eine engagierte Leistung, es reicht für Zwischenrang 2.
Startnummer 6 – Mirjam Puchner
Die Österreicherin ist die erste Athletin der Top-Gruppe. Es geht übrigens auch auch auf Nationenebene noch um etwas: Die Schweiz und Österreich kämpfen um den Sieg in der Länderwertung der Frauen. Zwei Rennen vor Schluss ist es ultraknapp, die Schweiz liegt 43 Punkte zurück. Puchner wird nicht allzu viele Zähler holen, sie fährt auf Rang 4.
Startnummer 5 – Lauren Macuga
Die Amerikanerin ist eine der Aufsteigerin des Winters. Ihre prominente Teamkollegin Mikaela Shiffrin übrigens verzichtet aufs Rennen, ist aber dennoch vor Ort: Sie hat die Piste besichtigt, weil im nächsten Jahr an gleicher Stelle ja die WM-Rennen stattfinden. Doch zurück zu Macuga, die zuletzt mit den Rängen 5 und 7 in Kvitfjell glänzte: Sie leistet sich einige Fehler, muss sich mit Zwischenrang 3 begnügen.
Startnummer 4 – Kira Weidle
Die einzige Deutsche zeigt ein engagiertes Rennen, die weiten Torabstände kommen der Abfahrts-Spezialistin natürlich entgegen. Weidle fährt Bestzeit. Ihr Vorsprung: 38 Hundertstel.
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