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Korea-Konflikt
Nordkorea ist «in Bereit­schaft, das Feuer zu eröffnen»

This picture taken on March 7, 2024 and released from North Korea's official Korean Central News Agency (KCNA) via KNS on March 8, 2024 shows North Korea's leader Kim Jong Un (C) with members of the Korean People's Army (KPA) during a joint forces artillery training exercise at an undisclosed location in North Korea. (Photo by KCNA VIA KNS / AFP) / South Korea OUT / REPUBLIC OF KOREA OUT
---EDITORS NOTE--- RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO/KCNA VIA KNS" - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS / THIS PICTURE WAS MADE AVAILABLE BY A THIRD PARTY. AFP CAN NOT INDEPENDENTLY VERIFY THE AUTHENTICITY, LOCATION, DATE AND CONTENT OF THIS IMAGE --- /
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In Kürze:
  • Nordkoreas Regierung droht bei erneuten südkoreanischen Drohneneinsätzen mit Vergeltung.
  • Südkoreanische Ballons verbreiten regimekritische Inhalte, behauptet Nordkorea.
  • Kim Yo-jong warnt vor Drohnen als potenziell tödliche Präzisionswaffen.
  • Nordkorea nimmt Propaganda ernst und droht bei Verstössen mit harten Strafen.

Die Drohnenkrise zwischen den beiden Koreas ging am Montag weiter. In einer kleinen Serie aus Statements wiederholte Nordkoreas autoritäre Regierung, dass sie mit einem Angriff reagieren würde, falls noch einmal Drohnen aus dem demokratisch regierten Südkorea über die Grenzzone fliegen. Die Krise hatte am Freitagabend begonnen, als Pyongyang behauptete, eine südkoreanische Drohne habe am 3., 9. und 10. Oktober regimekritische Flugblätter über Nordkorea abgeworfen.

Kim Yo-jong, die Schwester und Propagandabeauftragte von Machthaber Kim Jong-un, drohte Seoul am Wochenende über die staatliche Nachrichtenagentur KCNA mit einer «schrecklichen Katastrophe». Das Verteidigungsministerium stimmte ein. Und ab Sonntagabend war nach nordkoreanischen Angaben die Grenzartillerie «in Bereitschaft, das Feuer zu eröffnen». Möglicherweise brachte Nordkoreas Militär sogar Atomraketen in Position.

Kein Dementi von Regierung aus Südkorea

Es war nicht zu erwarten, dass beide Seiten eine weitere Eskalation riskierten. Allerdings trug die konservative Regierung in Südkorea am Wochenende wenig zur Entspannung bei. Ein klares Dementi zu dem Drohnenvorwurf war von Seoul nicht zu hören. Der Generalstab der südkoreanischen Armee schob «die volle Verantwortung für die jüngste Serie von Zwischenfällen» Pyongyang zu.

FILE - This photo provided by South Korea Defense Ministry, shows balloons with trash presumably sent by North Korea, in South Chungcheong Province, South Korea, on May 29, 2024. South Korea has recently retaliated for North Korea's trash-carrying balloon launches with propaganda loudspeaker broadcasts at border areas. The South Korean broadcasts reportedly included K-pop sensation BTS’s mega hits like “Butter” and “Dynamite,” weather forecasts and news on Samsung as well as outside criticism on the North’s missile program.(South Korea Defense Ministry via AP, File)

Grund: die vielen Ballons mit angehängten Müllsäcken, die Nordkorea seit Monaten nach Südkorea schweben lässt. Am Sonntag antwortete Südkoreas Verteidigungsministerium auf Kim Yo-jongs Warnung seinerseits mit einer Warnung: Nordkorea werde «das Ende seines Regimes» erleben, wenn Südkoreaner bei einem Angriff zu Schaden kämen. Und Sicherheitsberater Shin Won-sik sagte: «Sofern es nicht Suizid begehen will, wird Nordkorea keinen Krieg beginnen, glaube ich.»

Südkorea ähnlich aggressiv wie Nordkorea

Sollte der Drohnenvorwurf tatsächlich stimmen, wäre das ein Hinweis darauf, dass Seoul das schlechte Verhältnis mit Pyongyang auf gefährliche Weise überstrapaziert wie der Norden. Denn feindliche Drohnen über Pyongyang wären ein Ernstfall, über den sich das Regime sicher nicht nur künstlich aufregt.

Mit Ballons lassen private Aktivisten wie der bekannte Überläufer Park Sang-hak seit Jahren regimekritische Flugblätter und westliche Produkte in den Norden schweben, um damit die Menschen an der Propaganda der Parteidiktatur vorbei zu informieren. Nordkoreas Regierung fand das schon immer schlimm genug. Aber sie konnte die Ballons wohl doch verkraften.

Kim Jong-uns Herrschaft fusst auf Propaganda

Drohnen sind eine andere Nummer. Das hat Kim Yo-jong auch in ihrer jüngsten Wutrede klargemacht: Drohnen seien nun mal weltweit als tödliche Präzisionswaffen bekannt. Mit ihnen könnte man die Staatspropaganda viel effektiver unterwandern als mit billigen Ballons. Propaganda ist das Fundament, auf dem Kim Jong-uns Herrschaft aufgebaut ist. Darin ist alles verboten, was den Eindruck vermittelt, es gebe ein schöneres Leben ausserhalb Nordkoreas.

FILE - South Korean soldiers wearing protective gears check the trash from a balloon presumably sent by North Korea, in Incheon, South Korea, on June 2, 2024. South Koreans were alert Friday, June 7, 2024 for possible new launches by North Korea of balloons carrying rubbish into the South, a day after Seoul activists flew their own balloons to scatter political leaflets in the North. (Im Sun-suk/Yonhap via AP, File)

Wie ernst das Regime die Propaganda nimmt, sieht man daran, wie hart es straft, wenn jemand gegen die Verbote verstösst. Unterhaltung aus den USA oder Südkorea kommt auf verschiedenen Wegen nach Nordkorea. Aktivisten verwenden besagte Ballons oder Flaschenpostsendungen, die an der Küste angespült werden. «Aber dann gibt es ja auch den normalen Frachtverkehr an der Landesgrenze zu China, über die viel geschmuggelt wird. Und jetzt auch wieder viel Personenverkehr», erklärt der Nordkorea-Experte Martin Weiser auf Anfrage.

Wer westliche Filme sieht, dem droht in Nordkorea die Todesstrafe

Auch ohne Drohnen kommen also mehr Hollywood-Romanzen und südkoreanische K-Pop-Songs ins Land, als Kim Jong-un lieb ist. Und sie werden wohl zudem mehr gemocht, als ihm lieb ist. Kims Regime ist in den vergangenen Jahren deshalb härter denn je gegen Entertainment aus dem Ausland vorgegangen. Abschreckung ist dabei ein wichtiges Werkzeug. Wer Videos oder Schriftwerke mit verbotenen Inhalten importiert oder verteilt, riskiert lebenslange Haft oder sogar die Todesstrafe.

Selbst wer sich die Unterhaltung aus der Konsumwelt nur ansieht oder anhört, sollte sich nicht erwischen lassen. Erst im September veröffentlichte der südkoreanische Sender KBS Ausschnitte eines Lehrvideos aus Nordkorea, das vor den Folgen unerlaubten Medienkonsums warnen soll. Es zeigt Mädchen und junge Frauen in Büsserhaltung vor Gericht. Ihre Namen, ihre Schulen, ihre Arbeitsplätze, sogar die Arbeitsplätze ihrer Eltern werden genannt.

In einem anderen Ausschnitt gesteht ein junger Soldat vor anderen Soldaten: Er habe mit seinem Handy 15 amerikanische Filme, 17 südkoreanische Trickfilme und 127 Videos angesehen sowie «etwa 160 Marionetten-Lieder angehört»; so heissen Lieder aus Südkorea, das Nordkoreas Regime gerne als «Marionetten-Staat» der USA bezeichnet. Die Mutter des Soldaten klagt, dass sie «keinen Sohn, sondern einen Verräter» zur Welt gebracht habe.

Drohnen könnten die verführerischen Inhalte aus der freiheitlichen Welt gezielt im Land verteilen. Das kann das Regime nicht zulassen. Auch deshalb haben die jüngsten Drohungen der nordkoreanischen Führung eine andere Qualität als die üblichen Tiraden aus Pyongyang gegen die USA und Südkorea.

epa11657864 People watch the news at a station in Seoul, South Korea, 14 October 2024. According to a Yonhap News Agency report, North Korea said on 13 October it had ordered its artillery corps near the border with South Korea to fully prepare to shoot, threatening a "horrible disaster" over the alleged flight of South Korean drones over its capital Pyongyang. EPA/JEON HEON-KYUN