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Kampf um Subventionen im Kanton Zürich
SVP will mehr Laientheater und weniger Opernhaus

Hauptprobe der Brahms aufführung 2021 im Opernhaus Zürich.
Foto: 20min/Michael Scherrer
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Mehr Laientheater auf dem Land, weniger kulturelle Leuchttürme in der Stadt – so liesse sich der Vorstoss umschreiben, den die SVP am Montag im Zürcher Kantonsrat vorlegte.

Die Kulturbeiträge des Kantons Zürich seien ungleich verteilt. Der Zürcher SVP-Kantonsrat Paul von Euw (Bauma) bemängelt, dass allein das Zürcher Opernhaus mit gut 80 Millionen Franken gleich viel Subventionen erhalte wie der Rest der Zürcher Kulturlandschaft. Er schlug deshalb in einer Motion vor, das Fördersystem radikal umzubauen. Statt Beiträge an Institutionen soll der Kanton neu Kulturgutscheine an Privatpersonen verteilen.

Das Zürcher Opernhaus ist im Vergleich zu anderen grossen Häusern gut besucht. Die Auslastung betrug im letzten Geschäftsjahr 83 Prozent; im Schauspielhaus (das von der Stadt Zürich, nicht vom Kanton subventioniert wird) waren es 60 Prozent.

Gemäss von Euws Rechnung finanzieren die Zürcher Steuerzahlenden aber jeden einzelnen Opernhausauftritt mit 346’000 Franken. Die städtische Bevölkerung profitiere allgemein deutlich mehr von den verteilten Geldern als die Landbevölkerung.

Systemwechsel würde Vielfalt gefährden

«Heute wird die Nachfrage von einem Angebot gesteuert, das eine Kulturkommission bestimmt. Das funktioniert nicht, wie die vielfach halb leeren Säle verschiedener Institutionen zeigen», sagte von Euw. Auf dem Land beliebte Laientheater würden dagegen ums Überleben kämpfen. Von Euw würde es begrüssen, wenn jene Angebote verschwinden, die beim Publikum nicht gefragt seien.

Die anderen Fraktionen lehnten das Vorhaben geschlossen ab, weil ein solcher Systemwechsel viele Kulturinstitutionen in ihrer Existenz gefährden würde. Das Parlament lehnte den Vorstoss mit 124 zu 46 Stimmen deutlich ab. 

Gerade grosse, aber auch mittelgrosse Häuser seien auf Planungssicherheit über mehrere Jahre hinaus angewiesen, sagte Dieter Kläy (FDP, Winterthur). Bei einem Systemwechsel auf Kulturgutscheine sei dies nicht gegeben.

Kläy wies wie weitere Referenten darauf hin, dass die angestrebte Subjektfinanzierung die kulturelle Vielfalt gefährden statt fördern würde. Die SP sprach deshalb von einem «gefährlichen und heimtückischen Vorstoss», die Grünen halten den Vorschlag für ein Experiment mit grossen Risiken.

«Kultur ist wie Sport», sagt Jacqueline Fehr

Auch die Regierung warnte vor einer Annahme des Vorstosses. Vor der Pandemie habe das Zürcher Opernhaus Einnahmen in Höhe von 26 Millionen Franken eingespielt. In Anbetracht der gegenwärtigen Auslastung könnte das Opernhaus wegfallende Subventionen also nur mit einer massiven Preiserhöhung kompensieren. Damit würde das Programm für die breite Bevölkerung unerschwinglich oder es würde an Qualität einbüssen.

Regierungsrätin Jacqueline Fehr (SP) betonte im Rat, dass weniger als 1 Prozent des kantonalen Saldos für die Kulturförderung aufgewendet werde. Damit würden Kulturinstitutionen mit weltweiter Strahlkraft unterstützt. Insgesamt erhalten 100 Betriebe, die im ganzen Kanton verteilt sind, Beiträge. «In der Kultur ist es wie im Sport oder in der Wissenschaft», sagte Fehr. «Damit am Schluss eine Spitzenleistung herauskommt, braucht es vorher eine breite Förderung.»