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Mögliches Covid-Medikament
Leise Hoffnung nach erstem Erfolg mit Ebola-Mittel

Der Wirkstoff Remdesivir wird in den USA in einer breit angelegten Studie bei der Behandlung von Covid-19-Patienten getestet.
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Der Wirkstoff Remdesivir kann die Behandlungsdauer von Covid-19-Patienten einer US-Studie zufolge verkürzen. Die Ergebnisse der Untersuchung seien sehr positiv zu bewerten, sagte der Immunologe und Chef des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten (NIAID) der USA, Anthony Fauci am Mittwoch.

Eine im Fachmagazin «The Lancet» vorgestellte chinesische Studie kommt hingegen zu dem Schluss, dass sich der Zustand der Patienten mit Remdesivir nicht wesentlich verbessert. Aus Patientenmangel wurde diese Studie allerdings frühzeitig abgebrochen.

Laut Fauci, ein wichtiger Berater von US-Präsident Donald Trump, hat Remdesivir eine «signifikante positive Wirkung bei der Verringerung der Zeit bis zur Genesung» gezeigt. Die klinische Studie mit mehr als 1000 Teilnehmern sei mit Kontrollgruppen durchgeführt worden, die Datenerhebung hätten unabhängige Experten begleitet. Die Resultate müssten aber noch unabhängig geprüft und veröffentlicht werden. Die Hinweise auf eine deutlich kürzere Krankheitsdauer seien jedenfalls vielversprechend.

Effekt auf Sterblichkeit klein

Patienten mit der Lungenkrankheit Covid-19, die in Krankenhäusern Remdesivir bekamen, waren laut Fauci nach durchschnittlich 11 Tagen wieder genesen, die Patienten der Kontrollgruppe erst nach 15 Tagen. Damit seien jedoch nicht alle Probleme gelöst, sagte Fauci während eines Treffens im Büro von Präsident Trump weiter. Zwar sei auch die Sterblichkeitsrate etwas geringer gewesen, dieses Ergebnis sei aber bislang nicht statistisch signifikant.

Auch in Deutschland läuft eine Studie mit dem eigentlich gegen das Ebolavirus entwickelten Medikament.

In die chinesische Studie wurden 237 Patienten aus zehn Krankenhäusern in Wuhan eingeschlossen, dem Ursprungsort der Pandemie. 158 bekamen Remdesivir, 79 ein wirkungsloses Scheinmedikament. Die Forscher stellten keinen statistisch bedeutsamen Einfluss auf die Krankheitsdauer oder die Sterberate fest. Neben dem vorzeitigen Abbruch der Studie weisen sie allerdings auf eine weitere Schwächen der Studie hin: Die meisten ihrer Patienten waren erst recht spät im Krankheitsverlauf mit Remdesivir behandelt worden. Ein früherer Therapiebeginn verbessere die Behandlungsergebnisse womöglich.

Trump wünscht schnelle Genehmigung

Die Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde (FDA) sei derzeit in Gesprächen mit dem Arzneimittelhersteller Gilead, um Remdesivir rasch für Patienten in Krankenhäusern verfügbar zu machen, sagte Fauci. Eine formelle Zulassung des Medikaments würde jedoch noch wesentlich länger dauern und weitere Studien erfordern. Die «New York Times» berichtete unter Berufung auf Regierungskreise, eine notfallmässige Zulassung könne noch im Laufe des Tages erteilt werden.

Trump sagte am Mittwochabend (Ortszeit) auf die Frage, ob er sich von der Behörde einen beschleunigten Zulassungsprozess für das Mittel wünsche, er wolle, dass man so schnell wie möglich vorangehe. «Wir wünschen uns sehr schnelle Genehmigungen.»

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Man dürfe nicht auf hochwertige Forschung zu Wirkstoffen verzichten, die in ersten Behandlungsversuchen erfolgversprechend waren, betont der britische Medizinstatistiker John Norrie von der University of Edinburg in einem begleitenden Kommentar zu der Studie. «Das ist eine besondere Herausforderung inmitten einer Pandemie, die Versuchung ist gross, die Schwelle für überzeugende Beweise zu senken.» Man müsse es vermeiden, unwirksame und möglicherweise gefährliche Massnahmen einzusetzen, weil dies mehr schade als nutze und klinische Studien zu wirklich wirksamen Mitteln erschwere.

Deutsche Ärzte für Zulassung

Nach Ansicht deutscher Experten sind die Ergebnisse der US-Studie ausreichend belastbar. Es seien genügend Patienten untersucht worden; unter Therapie mit Remdesivir seien sie früher aus dem Krankenhaus entlassen worden, sagt etwa Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing. «Somit sind wesentliche Endpunkte der Studie erreicht worden, so dass an einer raschen Zulassung der Substanz aus meiner Sicht wenig Zweifel bestehen dürfte.»

Auch Gerd Fätkenheuer von der Uniklinik Köln, Leiter einer klinischen Prüfung von Remdesivir (GS-5734) bei Patienten in Deutschland, rechnet aufgrund der positiven Ergebnisse mit einer baldigen Zulassung.

Noch nicht zugelassen



Remdesivir wurde ursprünglich gegen das Ebolavirus entwickelt und zeigte in Laborversuchen einige Wirksamkeit gegen Sars-CoV-2. In Zellversuchen stoppte es die Vermehrung des Virus, in Tierversuchen wirkte es gegen andere Coronavirus-Infektionen wie Sars und Mers. Remdesivir ist bislang in keinem Land der Welt zugelassen.


Das Biotech-Unternehmen Gilead erklärte in einer Pressemitteilung, man sei sich der «positiven Daten» aus der klinischen Studie bewusst, die Kommunikation liege aber beim NIAID.

Börsen legen zu

Die Nachrichten zu Remdesivir beflügelten am Mittwoch die Börsen. Die Aktie von Gilead stieg im Verlauf um knapp sieben Prozent. Der Standardwerteindex Dow Jones schloss 2,2 Prozent höher auf 24’633 Punkten. Der technologielastige Nasdaq rückte 3,6 Prozent auf 8914 Punkte vor. Der breit gefasste S&P 500 legte 2,7 Prozent auf 2939 Punkte zu.

Getrieben von der Hoffnung auf ein wirksames Medikament gegen die Covid-19 haben Anleger in Asien auch am Donnerstag bei Aktien zugegriffen. An der Börse in Tokio stieg der 225 Werte umfassende Nikkei-Index um 2,1 Prozent auf 20.193 Punkte. Der breiter gefasste Topix-Index stieg um rund ein Prozent. Auch an den Börsen in China ging es aufwärts, zeitweise erreichten die Kurs in Shanghai den höchsten Stand seit sieben Wochen.

Auch die europäischen Börsen legten am Donnerstagmorgen vorerst leicht zu.

Bislang gibt es kein Heilmittel und keinen Impfstoff gegen Covid-19. Entsprechend aufmerksam wird die Entwicklung von Medikamenten wie Remdesivir verfolgt.