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Meinung

Kolumne «Miniatur des Alltags»
Stiller Jubel um Viertel vor Sechs in der Früh

Liess auch ZSZ-Redaktor Nicola Ryser nicht kalt: Der Olympiasieg von Beat Feuz.
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Eigentlich sollten wir sie ja nicht schauen, diese Olympischen Spiele in Peking, die am Freitag eröffnet wurden. Ausgetragen in einem autoritären Staat, das Menschenrechte zu ignorieren scheint; organisiert von einem Komitee, dass nur auf ökonomischen Gigantismus statt sportliche Bescheidenheit und ökologische Nachhaltigkeit setzt; und übertragen zu Schweizer Uhrzeiten, die Gift für einen gesunden Schlafrhythmus sind.

Und doch muss ich als Sportfan nun gestehen, dass ich an diesem frühen Montagmorgen den TV eingeschaltet habe. Ich wollte einfach diese Herrenabfahrt schauen, wollte live mit unseren Schweizer Skihelden mitfiebern, sie am Fernsehapparat unterstützen (telepathisch oder spirituell, wie auch immer).

Still und dunkel war es darum draussen, als Beat Feuz bei mir im TV aus dem Starthäuschen schoss. Dieser Kugelblitz des Skisports, er begeisterte, brauste über die Piste, segelte über die Sprünge und stellte in einem Hitchcock-Finale die neue Bestzeit auf. 5.44 Uhr, Gold für die Schweiz! Und ich ballte in meiner Wohnung die Faust, lautlos, gefolgt von einem dumpfen «yes!» – der noch schlafenden Freundin und auch den direkten Nachbarn zuliebe.  

Es sind diese besonderen Momente, die jedem Sportfan bleiben. Nicht nur mag man es solch sympathischen Schweizer Olympioniken wie Feuz, die hart für ihren Traum gearbeitet haben, gönnen. Auch sind es Höchstleistungen, die einen selbst inspirieren sollen, sich körperlich mal herauszufordern, die eigenen Grenzen zu überschreiten.

Ich werde in den kommenden Tagen wohl noch einige Male den Wecker stellen, politische Kontroversen hin oder her. Denn irgendwie ist es ein schöner Kompromiss für jeden Sportfan: morgendlicher Jubel und Nervenkitzel gegen etwas Schlafmangel. Das ist ja auch mal eine körperliche Herausforderung.