Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Kein Schweizer trifft öfter
Er nannte sich Schwalbenkönig, jetzt bricht er zig Torrekorde

20.04.2024; Schoetz; FUSSBALL 1. LIGA - FC Schoetz - FC Rotkreuz; 
Stephan Andrist (Schoetz) 
 (Martin Meienberger/freshfocus)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

In der Winterpause schrieb Stephan Andrist ein Mail an die 1. Liga. Er hatte in der Vorrunde 23 Tore erzielt. Er wollte wissen, wo der Rekord liegt.

Jetzt, nach 24 Partien, steht der Stürmer des FC Schötz bei 37 Treffern. Schon dreimal hat er vierfach getroffen, dazu kommen vier Hattricks. Andrist absolviert eine Saison der Superlative. Zur Einordnung: Der nächstbeste Torjäger in der 1. Liga kommt auf 20 Tore. «Er trifft sogar öfter als Harry Kane», titelte die «Luzerner Zeitung» diesen Herbst einmal. «Es läuft», sagt Andrist selbst.

36-jährig ist der Berner mittlerweile, 2021 beendete er nach 14 Jahren seine Profikarriere. Seine beste Zeit, findet Andrist, habe er beim FC Basel erlebt, zu dem er 2011 vom FC Thun gewechselt hatte. Seine Konkurrenten hiessen Shaqiri, Salah, Stocker. «Das waren andere Kaliber», sagt er. «Ich spielte nicht oft, aber ich lernte viel.»

13.01.2014; Marbella; Fussball Super League - Training FC Basel;
Arlind Ajeti, Mohamed Salah und Stefan Andrist (Andy Mueller/freshfocus)

150 Partien absolvierte Andrist für Thun, Basel, Luzern und Aarau in der Super League. Er eckte zuweilen an, weil er sagte, was er dachte. «Ich bin ein Schwalbenkönig – und stehe dazu» ist ein solches Zitat von ihm, das geblieben ist.

Dankbar blickt er auf die Zeit in Deutschland. 2015 wechselte er aus der Super League zu Hansa Rostock in die 3. Liga. Als ihn die Anfrage erreicht hatte, musste er erst einmal auf der Karte schauen, wo die Stadt liegt. Es war ein ungewöhnlicher Schritt, aber Hansa ist nicht irgendein Club. Zu den Heimspielen der Norddeutschen kamen im Schnitt über 10’000 Fans.

Er erlebte auch schwierige Zeiten. 2019 war er ein halbes Jahr lang ohne Verein. Und seine letzte Profistation verbrachte er beim FC Chiasso in der Challenge League, einem Club, der betreffend Zuschauerinteresse so ziemlich das Gegenteil von Hansa ist. Bereut er etwas? «Nein», antwortet Andrist, «ich konnte während vierzehn Jahren mein Hobby zum Beruf machen.»

Er liebäugelt mit 50 Toren

Nun arbeitet er als Personaltrainer für die Firma 360Football, das heisst, er gibt einstündige Einzeltrainings für ambitionierte Talente, denen die Übungseinheiten im Verein nicht genügen. Sein Spezialgebiet? Torschuss natürlich.

Andrist ist, was man im Fussballerjargon Strafraumstürmer nennt. Nur 2 seiner 37 Tore hat er von ausserhalb des Sechzehners erzielt. Es waren direkt verwandelte Freistösse.

Dabei galt er nie als Goalgetter. Nur zweimal hatte er während seiner Profikarriere mehr als zehn Tore erzielt, das war zwischen 2016 und 2018 in der 3. Liga Deutschlands für Rostock und Wehen Wiesbaden. Andrist spielte gerade in jüngeren Jahren oft am Flügel, die Schnelligkeit war einer seiner Trümpfe. Wie erklärt er sich seine Torexplosion? «Ich gehe jede Chance so an, als wäre es meine letzte.»

In der Winterpause setzte er sich zum Ziel, so rasch wie möglich auf 30 Tore zu kommen. Als er das erreicht hatte, nahm er sich 40 vor. Nun, da er die Marke bald überschreiten könnte, liebäugelt er mit 50 Treffern.

Eine Antwort auf sein Mail hat er von der 1. Liga übrigens nie erhalten. Aber wer die Archive der einschlägigen Websites durchforstet, der kann nur zu einem Schluss kommen: Andrist bricht gerade sämtliche Torrekorde.