Grober SchiedsrichterfehlerStan Wawrinka wird ein Punkt gestohlen – und keiner merkt es
Der Schweizer scheitert in Shanghai in der zweiten Runde: Mittendrin Schiedsrichter Carlos Bernardes. Nick Kyrgios fordert gar dessen Rücktritt.
Stan Wawrinka (ATP 236) hat in diesem Jahr noch nie zwei Spiele in Folge gewonnen – und das Mitte Oktober. Beim Masters-1000-Turnier in Shanghai verlor er in der zweiten Runde gegen Flavio Cobolli 7:6, 6:7, 3:6. Die Niederlage war unnötig. Aus zwei Gründen.
Einerseits spielte Cobolli, immerhin die Weltnummer 30, alles andere als übermächtig. Andererseits unterlag Wawrinka auch wegen eines kleinen Skandals: Ihm wurde ein wohl spielentscheidender Punkt gestohlen.
0:1 stand es im dritten Satz, Wawrinka schlug auf und gewann den ersten Punkt. Stuhlschiedsrichter Carlos Bernardes rief folgerichtig 15:0 ins Mikrofon, auf dem Scoreboard erfasste er aber ein 0:15. Nach dem zweiten Punkt, den Cobolli gewann, bezifferte Bernardes den Spielstand dann plötzlich als 0:30.
Und keiner reagiert
Kurioserweise reagierte darauf niemand, nicht der offenbar unkonzentrierte Wawrinka, obwohl das Spiel in die entscheidende Phase ging, nicht sein Coach Magnus Norman, der in der Box sass, und wohl auch kaum ein Zuschauer, blieb ein Raunen auf den Tribünen doch aus.
Ohne Reklamationen ging das Game weiter, und es kam, wie es kommen musste: Wawrinka kassierte das Break – das einzige im gesamten Spiel. Und zertrümmerte sein Racket.
Doch wie konnte es dazu kommen? Gerade bei solch einem grossen Turnier, wo alles überwacht wird? Dass Wawrinka den Fauxpas nicht bemerkte, ist an und für sich unfassbar. Schiedsrichter Bernardes wiederum war wohl abgelenkt, weil er zwischen den Ballwechseln per Funk nach Getränken für den etwas ausgelaugten Cobolli fragte.
Ob der Italiener selbst etwas merkte, das Malheur aber für sich behielt? Nun, nach dem Spiel schrieb er «Grazie Stan» auf die Kameralinse. Offenbar aber, weil Wawrinka sein Jugendidol war. Auf X reagierte der dreifache Grand-Slam-Champion mit zwei Herzen. Er teilte auch das Video zum Punkteklau, verzichtete aber auf weitere Bemerkungen.
Eine solche konnte sich Nick Kyrgios natürlich nicht verkneifen. «Bernardes hätte doch schon vor Jahren entlassen werden müssen. Wie kann das passieren? Kartoffel», schrieb der australische Tennis-Badboy auf X. Die beiden haben eine komplizierte Vergangenheit: Einst warf Kyrgios seinen Schläger gegen Bernardes’ Schiedsrichterstuhl und wurde gebüsst.
Nun ja, Ende Jahr wird Bernardes den Job ohnehin aufgeben. Er befindet sich auf Abschiedstour.
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